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In großer Sorge.

© Andreas Klaer/PNN

PNN-Aktion: Potsdam schenkt: Hilfe für den Bruder

Er saß im Gefängnis, weil er Verletzten im syrischen Homs helfen wollte. Jetzt braucht Abdul Hamid Geld für seinen elfjährigen Bruder, der an einer seltenen Krankheit leidet und in der Türkei festsitzt.

Von Katharina Wiechers

Geben bringt Segen: Zur Weihnachtszeit den Nächsten helfen – das wollen wir, die Potsdamer Neuesten Nachrichten, gemeinsam mit Ihnen, unseren Lesern. Mehr als 2000 Flüchtlinge sind in den vergangenen zwei Jahren in Potsdam aufgenommen worden. Fast alle haben ihre Heimat verlassen, um Gewalt und Krieg zu entkommen. Mit dem Nötigsten sind sie versorgt. Doch vieles andere zum Leben und Ankommen fehlt. Bewegend und beeindruckend ist Ihre Hilfsbereitschaft, liebe Leserinnen und Leser. Nach jedem der sechs Beiträge haben viele von Ihnen geschenkt – so großzügig, dass Ihre Gaben noch mehr als den vorgestellten Menschen in der Flüchtlingsunterkunft Am Brauhausberg eine Freude machen werden. Wir werden die Geschenke in den Tagen vor Weihnachten übergeben und darüber berichten.

Zum Ende unserer Aktion bitten wir Sie, liebe Leser, noch einmal um Mithilfe. Ausnahmsweise geht es dieses Mal um Geld. Es soll dem elfjährigen Amr Akkash helfen, ein normales Leben führen zu können.

Als seine Eltern und seine Brüder 2013 Syrien verließen, um Zuflucht in der Türkei vor den Bomben in der Heimat zu suchen, hatte Abdul Hamid Okash noch abgewunken. Er wollte in seiner Heimatstadt Homs bleiben, weiter gegen die Regierung kämpfen. Unter seinem Haus hatte der Jurastudent eine Art Krankenzimmer in einem Bunker eingerichtet, wo befreundete Ärzte verletzte Rebellen behandelten, die in den staatlichen Kliniken abgewiesen wurden.

Doch eines Tages flog sein Geheim-Krankenhaus auf und Abdul Hamid bekam die ganze Härte des Assad-Regimes zu spüren: Man sperrte ihn in ein Gefängnis, quälte ihn, folterte ihn. Einen seiner Freunde brachten sie vor Abdul Hamids Augen um, weil er gewagt hatte, seine Rechte einzufordern, es müssen schreckliche Monate gewesen sein. Fast eineinhalb Jahre lang vegetierte Abdul Hamid im Gefängnis vor sich hin, immer in der Angst, es nie wieder lebend zu verlassen. Als er eines Tages dann doch freigelassen wurde, ergriff der heute 27-Jährige die Flucht.

„Die Menschen hier sind so freundlich zu uns“

Über die Türkei, wo er nach zwei Jahren der Trennung seine Familie besuchte, schlugen er und seine Frau Sarah sich bis nach Deutschland durch. Eigentlich wollten sie nach Potsdam, Abdul Hamids Onkel lebte schließlich schon in Caputh. Doch sie landeten zunächst in Rostock. Die Musiklehrerin, die seinen Onkel und dessen Familie aufgenommen hatte, war es schließlich, die Abdul Hamid und Sarah nach Potsdam brachte. Sie hatte den jungen Mann kennengelernt, weil er gut Englisch sprach und manchmal für den Onkel übersetzte. Sie fand eine kleine Wohnung in Babelsberg für das Paar und beschaffte Abdul Hamid sogar einen Job: An der Berlin Brandenburg International School betreut er Schüler in den Freistunden – hilft bei den Hausaufgaben oder mit der Computertechnik. Viel verdient er dort nicht, aber Abdul Hamid ist froh, dem Staat nicht auf der Tasche liegen zu müssen. „Ich bin Deutschland so dankbar, dass es uns aufgenommen hat“, sagt er in dem Gespräch mehrmals. „Die Menschen hier sind so freundlich zu uns.“

Eigentlich ist gerade alles in Ordnung: Er ist in Sicherheit, hat eine Wohnung, einen Job und seit dreieinhalb Monaten einen gesunden Sohn. Doch eine Sache lässt ihn nicht zur Ruhe kommen: Die Krankheit seines kleinen Bruders. Der Elfjährige lebt immer noch in der Türkei und leidet unter Omphalozele. Diese bewirkt, dass die Organe von Amr Akkash – die unterschiedliche Schreibweise des Nachnamens liegt an der unterschiedlichen Übertragung aus dem Arabischen – quasi vor der Bauchdecke hängen, auf Fotos ist zu sehen, dass der Kleine einen wahnsinnig unförmigen, großen Bauch vor sich hertragen muss. Das ist nicht nur gefährlich, es hält ihn auch von vielem ab, was Kinder in dem Alter gerne machen – vor allem vom Fußballspielen. „Amr hat quasi keine Kindheit“, sagt Abdul Hamid.

Ein neues Leben für den Bruder

In Berlin hat er nun eine Klinik gefunden, die den Bruder operieren würde und sogar den ersten von vier oder fünf nötigen Eingriffen kostenfrei vornehmen würde – das St. Joseph Krankenhaus in Berlin. Doch die weiteren OPs – jede kostet über 7000 Euro – muss Amrs Familie aus eigener Tasche bezahlen. Mit einer Bekannten hat Abdul Hamid nun eine Art Crowdfunding im Internet eingerichtet, schon mehr als 5000 Euro haben sie über die Plattform „Gofundme“ eingenommen, immerhin. Abdul Hamids sehnlichster Wunsch ist es, dass er das Geld zusammenbekommt. Und er seinem Bruder ein neues Leben schenken kann.

Abdul Hamid wünscht sich Geld für die anstehenden Operationen, die sein kleiner Bruder braucht. Wer ihm helfen möchte, kann über die Seite www.gofundme.com/save-amr-akkash spenden. Wer diesen Wunsch erfüllen kann und möchte, schreibt eine E-Mail an potsdamschenkt@pnn.de oder ruft unter Tel.: (0331) 237 61 32 in der Redaktion der Potsdamer Neuesten Nachrichten an.

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