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PNN-Aktion: Potsdam schenkt: Licht für die Nacht

Hassan Almustafa und Manal Alhamwiah sind mit ihren Töchtern aus Syrien geflohen - vor dem Krieg, vor der Armee und Kämpfern, die Männer einfach mitnehmen. Sie sind froh, jetzt in Sicherheit zu sein. In der PNN-Aktion "Potsdam schenkt" sagen sie, was sie sich für ihre drei Töchter wünschen.

Von Katharina Wiechers

Geben bringt Segen: Zur Weihnachtszeit den Nächsten helfen – das wollen wir, die Potsdamer Neuesten Nachrichten, gemeinsam mit Ihnen, unseren Lesern. Mehr als 2000 Flüchtlinge sind in den vergangenen zwei Jahren in Potsdam aufgenommen worden. Fast alle haben ihre Heimat verlassen, um Gewalt und Krieg zu entkommen. Mit dem Nötigsten sind sie versorgt. Doch vieles andere zum Leben und Ankommen fehlt. Wir haben Menschen in der Flüchtlingsunterkunft Am Brauhausberg gefragt, was ihnen eine Freude machen würde – und bitten Sie, liebe Leser, um Ihre Mithilfe, einen Weihnachtswunsch zu erfüllen.

Potsdam - Jeden Tag hatte Hassan Almustafa Angst, dass sie ihn holen würden – die syrische Armee oder eine der anderen Kriegsparteien. Denn von Kollegen, die auf einmal nicht mehr zum Dienst erschienen waren, wusste er, dass er durch seinen Job wichtig war für die Front: Hassan war Krankenpfleger. Dazu kam die schwere Zuckerkrankheit, die ihn schon lange plagte. Das Insulin, dass er sich fünf Mal täglich spritzen musste, wurde in seiner Heimatstadt Hama immer schwerer zu bekommen, die Qualität immer schlechter. Da fassten Hassan Almustafa und seine Frau Manal Alhamwiah im September 2015 einen Entschluss: Sie würden ihre Heimat verlassen und nach Europa fliehen, mit ihren beiden kleinen Töchtern.

15 Tage waren sie unterwegs, von Syrien ging es in die Türkei, dann über das Mittelmeer nach Griechenland und über die sogenannte Balkanroute nach Norden: Mazedonien, Serbien, Kroatien, Österreich, Deutschland. Auch Deutschland war für sie zunächst nur ein Land der Durchreise, Ziel der Familie war Schweden. „Oft mussten wir draußen schlafen“, erinnert sich die 34-jährige Manal an die gefährliche Reise. Ihrem Mann ging es zunehmend schlechter, weil er das Insulin, das eigentlich gekühlt gelagert werden muss, nicht regelmäßig spritzen konnte. „Er hat deswegen Herzprobleme bekommen.“

Von Schweden nach Brandenburg

Endlich in Schweden angekommen, kam bald die Ernüchterung: Die Familie musste nach Deutschland zurück, wegen des Dublin-Verfahrens. Diesmal konnten sie aber mit dem Flugzeug reisen, vier Monate nach ihrem Aufbruch in Syrien landeten Hassan und Manal schließlich in Eisenhüttenstadt. Doch auch dort blieben sie nur kurz, wurden dann nach Frankfurt (Oder) gebracht, wo sie vier Monate lebten. Nach einer Zwischenstation in einer Erntehelfer-Unterkunft in Kartzow kamen sie am 1. Juni 2016 endlich in der Unterkunft am Brauhausberg an – gottseidank, wie sie sagen. „Hier haben wir alles in der Nähe, und die gesundheitliche Versorgung ist sehr gut“, sagt Manal. Letzteres ist gerade für Hassan wichtig, schon mehrmals musste er sich im Bergmann-Krankenhaus behandeln lassen.

Ihre älteste Tochter Yana ist mittlerweile fünf, Hala zwei Jahre alt. Und vor vier Wochen ist Katrina geboren, die dritte Tochter. Die Eltern versuchen Deutsch zu lernen, eines Tages wollen sie wieder in ihren Berufen arbeiten, sagen sie. Hassan als Krankenpfleger, Manal als Lehrerin – Geografie und Geschichte hat sie in Syrien unterrichtet.

Kleine Wünsche für die Töchter

Was sie sich zu Weihnachten wünschen? Gar nichts, sagen die beiden, schütteln den Kopf und lächeln unsicher. Eigentlich wollen sie nur endlich eine eigene Wohnung finden, sonst sind sie zufrieden. Erst nach langem Zögern zieht Manal doch einen Wunschzettel aus ihrer Tasche, kunstvoll verziert von Tochter Yana. Die Fünfjährige wünscht sich ein kleines Kinder-Keyboard, im Internet hat die Mutter eines gefunden mit ein paar Tasten und rosa Gestell. Und die beiden Kleinen? Die zweijährige Hala würde sich über einen kleinen Lern- und Spielcomputer freuen, meint die Mutter und hofft, dass so die ersten deutschen Worte zu dem Kind finden. Und für die kleine Katrina wäre eine Nachtlampe toll. Von der Neonbeleuchtung in dem ehemaligen Landtagsbüro auf dem Brauhausberg, in dem die Familie untergebracht ist, wacht die Kleine immer wieder auf.

Nachtrag der Redaktion: Liebe Leser, wir sind beeindruckt von Ihrer Großzügigkeit. Über 50 Menschen haben sich in den vergangenen Wochen in der Redaktion gemeldet und wollten einen der Wünsche erfüllen. Alle Geschenke konnten mittlerweile eingesammelt und an die Vorgestellten übergeben werden - und noch vieles darüber hinaus. Wer weiterhin etwas für Flüchtlinge spenden möchte, kann sich jederzeit an die zentrale Spendensammelstelle der Stadt in der Drewitzer Slatan-Dudow-Straße wenden oder sein Angebot beim Spendenportal helpto.de einstellen. Helfende Hände werden auch bei vielen Potsdamer Initiativen gebraucht, etwa beim Verein "Hand in Hand" oder der Flüchtlingshilfe Babelsberg.

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