Einen Staatsakt mit Bundeskanzler und Philharmonikern war es der Republik Österreich wert, den Nachlass von Arnold Schönberg zu empfangen. Er, der vor dem eingesessenen Wiener Musikverständnis nach Berlin und dann vor den Nazis nach Amerika geflohen war, kehrte 47 Jahre nach seinem Tod mit 9000 Notenblättern, 6000 Seiten Textmanuskripten, 3500 Fotografien, 160 Dokumenten, Bibliothek und Klavier an die schöne blaue Donau zurück.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 11.08.2000
Die Görlitzer Straße in Berlin-Kreuzberg ist lang, oder man empfindet sie so, weil man endlos an einer Mauer des Görlitzer Parkes entlanggeht, von einer Plakatwand zur nächsten. Auf jeder zweiten prangt ein Plakat mit der Aufschrift: "Millionen Menschen sagen: Danke Dr.
"Mir ist manches schon passiert, aber soetwas noch nicht!" Oberst Ollendorf versteht die Welt nicht mehr: Was ist denn schon dabei, der Frau Gräfin auf die Schulter zu küssen?
42 Jahre ließ sich Londons Covent Garden Oper Zeit, ihre größte Fehlentscheidung auszubügeln: Aus Rücksicht auf sein elitäres Publikum hatte das Management 1957 die Uraufführung von Bohuslav Martinus Oper "Griechische Passion" abgelehnt - erst 1961, zwei Jahre nach Martinus Tod wurde das Stück in einer stark veränderten Zweitversion in Zürich auf die Bühne gebracht. Die Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen, zugleich auch die Uraufführung der rekonstruierten Londoner Erstfassung, ist damit ein spätes Schuldeingeständnis - inzwischen hat die "Passion" auch in Deutschland (Hannover) ihre Bühnenwirksamkeit bewiesen.
Spärlich sind die Beispiele eines guten Endes in der unendlichen Geschichte der Beutekunst. Die Kunsthalle Bremen kann damit aufwarten: 101 grafische Blätter sind aus Moskau an die Weser zurückgekehrt und werden zurzeit im Hauptsaal der Kunsthalle präsentiert.
Erwachsene Menschen klettern auf Podeste, knien und kauern am Boden, schauen skeptisch drein. Harry Kupfer probt Mozarts "Idomeneo" an der Komischen Oper Berlin.
Aber auch nur fast: Die Auswahl des Bildbands "Jazz Singers" (Rütten & Loening, 58 Mark) ist alles andere als aktuell. Sie verleitet sogar zu der Annahme: Tote singen besser - von Dinah Washington bis zu Joe Turner.
In den siebziger Jahren gehörte Geoffrey Hartmann zu jenen Yale Critics, die mit ihrer Methode der Dekonstruktion den Glauben an den Sinn literarischer und theoretischer Texte in eine Krise stürzten. Dem Anspruch auf letztgültige Deutungen wurde der Boden entzogen.
Mal ehrlich: Wer möchte schon gerne in den Ferien zu Hause bleiben, wenn alle weg sind? Nach Italien, Griechenland, ja sogar nach Texas?
Ein Tag, an dem eine steife Brise weht, eignet sich für den Besuch der Galerie Linneborn besonders. Zwar hat Michael Hischer die beiden Flügel seiner kinetischen Metallskulpturen auf ihrem Kugellager so präzise austariert, dass man ihre bedächtigen Bewegungen auch verfolgen kann, wenn sich kein Lüftchen regt.
Nur ein Besessener wie Dieter Roth konnte auf die Idee kommen, sämtliche Häuser Reykjaviks zu möglichst jeder Jahreszeit zu dokumentieren und als gigantische Liebeserklärung an seinen Zweitwohnsitz in einer 34 000 Aufnahmen umfassenden Dia-Schau vorzuführen. Was auf den ersten Blick wie eine Bestandsaufnahme skandinavischen Bauens erscheint, erweist sich am Ende als der unmögliche Versuch, das Leben zu verstehen, zumindest das Wohnen der Isländer.
Prinzipiell ist es zu begrüßen, wenn Filmemacher sich ungewöhnlicher Inspirationsquellen bedienen und längst vergessene Traditionen wieder beleben. Bei "Gladiator" und "Der Patriot" hat das zumindest funktioniert.
Seit langem schon fordern die IG-Medien und der Berufsverband Bildender Künstler Berlin (BBK) die Einführung von Ausstellungshonoraren für bildende Künstler, wenn ihre Bilder in Galerien, Museen oder halböffentlichen Ausstellungen von Unternehmen gezeigt werden. Die Idee von "Ausstellungshonoraren" ist nicht neu, besitzt aber Sprengkraft, auch angesichts der anstehenden Änderung des Urheberrechtsgesetzes.
"Gebrabbel in C-Dur" nennen Kritiker seine Musik gerne, was in den Ohren radikaler Klangerneuerer soviel heißt wie "Allerweltsgewäsch". Doch was Philip Glass schon im ersten Satz seiner 3.
Ein "Lustspiel in Romanform" hat Thomas Mann seinen Roman "Königliche Hoheit" (1909) genannt, und er wurde ein Leben lang nicht müde, das Werk, das viele als zu leicht befanden, zu verteidigen. In der Tat: Die Geschichte, stark autobiografisch geprägt, wie es, nota bene, die acht Jahre zuvor erschienenen "Buddenbrooks" sind, diese Geschichte könnte eine Illustrierten-Romanze sein: Die reiche Tochter eines überseeischen Nabobs und Geldmagnaten verliebt sich in den Erbprinzen eines hochverschuldeten deutschen Duodez-Fürstentums; sie schenkt ihm Glück und rettet sein Ländchen vor dem Ruin, ein Happy-End, das zu privatem und allgemeinem Wohl führt und in eine von den Untertanen stürmisch gefeierte Hochzeit mündet.
"Lene war dreizehn, kein Kind, auch wenn dreizehn kein Alter ist" - damit beginnt kein glückliches Buch. Dreizehn ist ein Dazwischen.
Ein ganz und gar ungewöhnliches Buch. Nicht nur, weil es aus der Buchlandschaft als etwas ungewöhnlich schön und sorgfältig Gemachtes herausragt.
Bruno Kalthoff braucht seinen Nervenzusammenbruch. Die Sicherheit, mit der sich der verheiratete Studienrat in seinem Leben eingenistet hat, wächst ihm über den Kopf.
Auf Initiative des österreichischen Schriftstellers Robert Menasse wird in diesem Jahr erstmals seit neun Jahren wieder der Jean Améry-Preis für Essayistik vergeben. Mit dem Preis soll künftig alle zwei Jahre essayistische Aufklärung in der Tradition Jean Amérys gefördert werden.
Am Anfang ein um Sachlichkeit bemühter Ton. Dann neugierige Fragen, erste Anzeichen von Verwunderung.
Wenn ein Frankfurter nach Chile zieht, einer, der in Techno-Clubs aufgewachsen ist, und er in seiner neuen Heimat Musik aufnimmt - was kommt dabei heraus? Zunächst einmal verpasst er sich einen neuen Namen und nennt sich Señor Coconut.
Ein vorübergehendes Hoch verheißt das Festival "Tanz im August", das gestern eröffnet wurde. Bis zum 27.