zum Hauptinhalt

Der Dirigent Bruno Weil führt eine Art künstlerische Doppelexistenz. Über die Stationen Wiesbaden, Braunschweig, Augsburg und Duisburg hat er sich zu einem angesehenen Kapellmeister hochgearbeitet; zugleich wird er - vor allem wegen seiner Zusammenarbeit mit dem kanadischen Ensemble "Tafelmusik" - als Spezialist für historische Aufführungspraxis der Wiener Klassik international gefeiert.

Wenn ein Label wie die Deutsche Grammophon eine ganze CD einem Komponisten-Nobody widmet, erwartet man Besonderes. Tatsächlich ist Maximilian Steinbergs Frühwerk eine Entdeckung: Der Musterschüler Rimsky-Korsakows schuf seine erste Sinfonie ganz in der klassischen Tradition Tschaikowskys, näherte sich nur vorsichtig den harmonischen Kühnheiten eines Skrjabin.

Mit einem Orchester haben Orchester in der Popmusik nichts zu tun. Schon das Turntable Orchestra vor einigen Jahren bestand aus einem DJ, und hinter dem Peace Orchestra steht auch nur ein Mann.

Als Ferruccio Busoni 1906 sein musikalisches Credo formulierte, muss er auf Zeitgenossen weniger wie ein Erneuerer als wie ein zu spät gekommener Romantiker gewirkt haben: "Es sollte die Oper des Übernatürlichen oder des Unnatürlichen, als der ihr allein zufallenden Region der Erscheinungen und der Empfindungen, sich bemächtigen und eine Scheinwelt schaffen, die das Leben entweder in einen Zauberspiegel oder einen Lachspiegel reflektiert", schreibt er im "Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst". Oper als Scheinwelt - das ging gegen den Hypernaturalismus eines Richard Strauss, gegen die Alltagsgeschichten à la "Bohème", mit der Puccini die Massen begeisterte.

Unter den Schlagersängerinnen der Adenauer-Ära hatte sie den Jazz in der Stimme. Doch Hits gelangen der Schwedin Bibi Johns, die im Januar 70 wird, mit Gute-Laune-Gassenhauern wie "Bella Bimba": Sie wurde ins Tralala-Fach einsortiert.

Von Christian Schröder