Der Dirigent Bruno Weil führt eine Art künstlerische Doppelexistenz. Über die Stationen Wiesbaden, Braunschweig, Augsburg und Duisburg hat er sich zu einem angesehenen Kapellmeister hochgearbeitet; zugleich wird er - vor allem wegen seiner Zusammenarbeit mit dem kanadischen Ensemble "Tafelmusik" - als Spezialist für historische Aufführungspraxis der Wiener Klassik international gefeiert.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 08.10.1999
Meine ersten Platten waren irgendwas von Wagner und Tschaikowski. Ich weiß auch nicht mehr, wann und wo ich sie gehört habe.
1907 war es soweit. Über zehn Jahre Vorarbeit hatten Ulrich Thieme und Felix Becker benötigt, um mit Band 1 des bis heute bedeutendsten Projektes der Kunstwissenschaft an die Öffentlichkeit zu treten: dem "Allgemeinen Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart", kurz "Thieme-Becker" oder "TB".
Selten gibt es autobiographische Texte, durch die eine Theorie derart buchstäblich lesbar wird. Nicht als Schlüsseltext, durch die Veröffentlichung intimer Lebensspuren, in denen allzu gern nach Erklärungen für die Rätsel eines schwierigen, gar kryptischen theoretischen Oeuvres gefahndet wird.
Irgend etwas stimmt nicht mit den Niggern, die Ralph Ellisons Geschichten bevölkern - ja, "Niggern", der Autor bestand auf dem Ausdruck. Da steht einer von ihnen mitten auf dem Marktplatz, auf einem Podest, damit ihn die Leute besser brennen sehen.
Wenn ein Label wie die Deutsche Grammophon eine ganze CD einem Komponisten-Nobody widmet, erwartet man Besonderes. Tatsächlich ist Maximilian Steinbergs Frühwerk eine Entdeckung: Der Musterschüler Rimsky-Korsakows schuf seine erste Sinfonie ganz in der klassischen Tradition Tschaikowskys, näherte sich nur vorsichtig den harmonischen Kühnheiten eines Skrjabin.
Mit einem Orchester haben Orchester in der Popmusik nichts zu tun. Schon das Turntable Orchestra vor einigen Jahren bestand aus einem DJ, und hinter dem Peace Orchestra steht auch nur ein Mann.
Als Ferruccio Busoni 1906 sein musikalisches Credo formulierte, muss er auf Zeitgenossen weniger wie ein Erneuerer als wie ein zu spät gekommener Romantiker gewirkt haben: "Es sollte die Oper des Übernatürlichen oder des Unnatürlichen, als der ihr allein zufallenden Region der Erscheinungen und der Empfindungen, sich bemächtigen und eine Scheinwelt schaffen, die das Leben entweder in einen Zauberspiegel oder einen Lachspiegel reflektiert", schreibt er im "Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst". Oper als Scheinwelt - das ging gegen den Hypernaturalismus eines Richard Strauss, gegen die Alltagsgeschichten à la "Bohème", mit der Puccini die Massen begeisterte.
"Nichts Wissen macht nichts." Mit dieser Abwandlung des bekannten Ausspruchs von Francis Bacon, "Wissen ist Macht" hat sich die so genannte Nullbockgeneration unseres Informationszeitalters eine Art Schutzschild geschaffen.
"Freut euch des Lebens" - ganz zart intoniert ein Glockenspiel diese Melodie zu der Außenansicht eines Konzentrationslagers. Joachim C.
Die hannoversche Polizei hat einen bundesweit gesuchten Kunstfälscher festgenommen. Der 40-Jährige gestand, dass er 150 Bilder des Malers George Grosz gefälscht hat.
London, Berlin, New York? die kalkulierten Tabubrüche junger Künstler sind alles andere als gern gesehenRobert von Rimscha Kunstskandale in Amerika erheitern die Außenwelt durch ihre Vorhersagbarkeit.
Früher war er der Blockflöten-Guru der Hippie-Generation, jetzt ist Frans Brüggen einer der gefragtesten Dirigenten, wo es um Haydn, Mozart, Beethoven auf Originalinstrumenten geht. Einer mit Gespür für sinfonisches Gleichgewicht, der Melodien Raum zum Atmen lässt, ohne die große Form aus dem Blick zu verlieren.
Wenn Daniel Libeskind in die American Academy kommt, füllt sich die Villa am Berliner Wannsee mit illustren Gästen. Und es ist amüsant, ihm zuzuhören.
Wenn der urbane Radfahrer nach Schichtende den Ort seiner täglichen Qual verlässt, durchquert er eine Schleuse. Eigentlich ist die Spezies Radfahrer ein Ding der Unmöglichkeit in der großen Stadt, die ihn, den Ungeschützten, konsequent einkreist mit rollenden Blechlawinen, mobilen Baustellen und schikanösen Verkehrszeichen.
Eines Tages sitzt auf Papas Stuhl ein Fremder. "Ludwig wird jetzt hier wohnen", sagt Mutter zu Paul.
Wer wird Sieger im Campus-Karikaturenwettbewerb? - Wir wissen es nicht.
Unter den Schlagersängerinnen der Adenauer-Ära hatte sie den Jazz in der Stimme. Doch Hits gelangen der Schwedin Bibi Johns, die im Januar 70 wird, mit Gute-Laune-Gassenhauern wie "Bella Bimba": Sie wurde ins Tralala-Fach einsortiert.