Es ist ein kalter, großartiger Morgen im Westen Berlins. Herr Rodig von der Bücherstube Schoeller fegt das Granulat vom Bürgersteig, an der Ecke, wo Eduard Winter vor einiger Zeit noch Autos verkaufte, werden billige Daunenjacken vor die Tür geschoben, und im Café Caras auf dem Kurfürstendamm sitzt Uwe Lehmann-Brauns von der CDU und trinkt einen Latte Macchiato.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 01.03.2001
Man kennt das vom Großstadturlaub anderswo: Da ist man mal für drei, vier Tage in Paris oder London, kauft sich kulturhungrig das nächstbeste Veranstaltungsmagazin - und stellt prompt fest, dass alle spannenden Sachen entweder gerade vorbei sind oder genau dann stattfinden, wenn man gerade wieder weg ist. Soll es also den Berlin-Touristen auf Philharmoniker- oder Barenboim-Jagd hier diesmal genau so gehen.
Vor wenigen Jahren gastierte Juan José Mosalini in Berlin mit seinem elfköpfigen Orchester: einer Neuauflage jener großen Formationen, wie sie in den vierziger Jahren üblich waren, als Perón den Tango in Argentinien zum nationalen Kulturerbe erklärt hatte. Diesmal hat sich der Komponist und Bandoneon-Virtuose für ein Duo mit dem Gitarristen Leonardo Sánchez entschieden, mit dem er seit 1995 durch die Welt tourt.
Die Filmemacherin Aelrun Goette hat in der Strafanstalt Plötzensee als Vollzugsbetreuerin gearbeitet. Dort beklagte sich eine 15-jährige Mörderin darüber, dass beim Prozess die Presse nicht zugelassen war.
Ach, Wasserburg am Inn, wo der Strand direkt neben dem Pflaster liegt und jeder Trottoirstein so aussieht wie eine krummbuckelige Katze. Wenn man gerade aus den bayerischen Niederungen kommt, wo das politaschermittwochliche Proleten einmal im Jahr zur Tagesordnung gehört, horcht man wieder ganz anders auf den manierlichen Uhrenschlag.
Der spanische Verlag "Planeta" verdoppelt die Gewinnprämie seines berühmten Literaturpreises. Der Ausgezeichnete erhält künftig 100 Millionen Pesetas (1,18 Millionen DM).
Wer die ganze Woche über mit Büchern und Manuskripten zu tun hat und überdies mit jenen Menschen, die dafür verantwortlich zeichnen, sehnt sich an seinen freien Tagen nach Entspannung, Entschlackung und Entkalkung. Immer nur mit Geschriebenem und Gedrucktem umzugehen, das ist auf Dauer nicht gesundheitsfördernd, und so zieht es meine Gattin und mich am Sonntagmorgen öfters in eine Sauna, zwei Häuserreihen weiter, die durch hanseatische Noblesse und gediegene Atmosphäre besticht.
Im Mai letzten Jahres fiel einstimmig die Juryentscheidung für Olaf Metzels Skulptur "Niemandsland" am Spreebogen. Bis heute ist die Aufstellung der Skulptur von der Berliner Bauverwaltung nicht realisiert worden.
Soll keiner sagen, dass sich nicht auch drei Millionen Zuschauer pro Sendung irren können. Denn wer sich bei Kaya Yanars von SAT1 so genannter Ethno-Comedy "Was guckst du?
Und sie sind auf seine Tarnung bis heute hereingefallen. Als der Reporter Tom Wolfe Ende der siebziger Jahre in New York eine kleine Berühmtheit war und öfter ins Fernsehen eingeladen wurde, entschied er, von nun an nur noch im cremefarbenen Anzug aufzutreten.
"Der Standpunkt macht es nicht, die Art macht es, wie man ihn vertritt." Theodor FontaneDieser Tage ist es wieder besonders auffällig gewesen.
Dass Politiker mal polemisch werden, hat Tradition. Geschieht das im Bundestag, kann der Redner vom Präsidenten zur Ordnung gerufen werden.
Peter Glotz (61) ist Professor für Medienwissenschaften. Für die SPD saß er von 1972 bis 1977 und von 1983 bis 1996 im Bundestag.
"Mit Inhalten kann man keine Wahlen gewinnen." Laurenz Meyer, CDU-GeneralsekretärAschermittwoch: Die Fastenzeit beginnt.
Um 1990 standen die Pixies nach dem überragenden Album-Dreigestirn "Surfer Rosa", "Doolittle" und "Bossanova" an der Schwelle zur Rockstar-Walhalla. Dann schien sie plötzlich die Lust zu verlassen: Sie veröffentlichten eine verstörende Hardrock-LP, verzankten sich und gingen getrennte Wege.
Marmorbüsten wie diese von Generalfeldmarschall Georg Reichsherr von Derfflinger standen ursprünglich an der Siegesallee, vom Kemperplatz bis zur Siegessäule. Auftraggeber Kaiser Wilhelm II.
Im Probenraum 414 des Kammermusiksaals steht die Luft. Die riesigen Atelierfenster potenzieren die Kraft der Wintersonne.
Eine dunkle Kiste, darin die Erinnerung: Briefe und Fotos des Großvaters, von der Mutter nie eingesehen. Warum?