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Der Schauspieler Jakob Schmidt lebt seit einem Jahr in Babelsberg.

© Thomas M. Jauk

Das kommunikative Gen: In „Am Horizont“ spielt Jakob Schmidt die Hauptrolle

Seit rund einem Jahr ist Jakob Schmidt am Ensemble des Hans Otto Theaters. Für seine erste Festanstellung nach dem Studium ist der Schauspieler nach Potsdam gezogen.

Von Alicia Rust

Es ist einem Zufall zu verdanken, dass Jakob Schmidt in der Schauspielerei gelandet ist. Denn während andere Kinder- und Jugendliche häufig genug davon träumen, berühmt zu werden, hatte Jakob als Schüler eher bodenständige Pläne. „Es war tatsächlich mein Wunsch, einmal Bankkaufmann zu werden“, sagt der Schauspieler. Durch eine Statistenrolle, für die er als 11-Jähriger entdeckt wurde, landete er als Kinder-Statist am Bochumer Schauspielhaus und am traditionsreichen Prinz Regent Theater in Bochum. 

Wunsch nach etwas Solidem

Das Praktikum bei der Bank hat er dennoch gemacht, eine Ausbildung in dieser Branche erschien ihm solide. Etwas, zum Brötchen verdienen. Und schließlich gab’s einen Onkel als Vorbild. „Aber das Praktikum bei der Sparkasse war dann so schrecklich langweilig“, sagt Schmidt. Da habe er überlegt, ob die Schauspielerei vielleicht doch eine Option als Beruf sein könnte. 

Ab 2015 ging’s zum Film. Eine professionelle Casting-Agentur, die Agentur Schwarz in Köln, hatte den knabenhaften Schauspieler unter Vertrag genommen. Und Schmidt war durch sein Talent und seine Wandelbarkeit leicht zu vermitteln. Ein wenig verträumt, sympathisch, vor allem nahbar. Besonders die Rollen des ewigen Außenseiters schienen ihm wie auf den Leib geschneidert. Ganz anders, als im wirklichen Leben. „Ich hatte nie Probleme mit meinen Mitschülern, ich war gut vernetzt“, sagt er.

Für Film- und Fernseh-Produktionen wie „Alles Isy“ (2017), „Wir können nicht anders“ (2019) oder „Babylon Berlin“ (3. +4. Staffel) steht er regelmäßig vor der Kamera. Als Flake brillierte er in „Sommer auf drei Rädern“ (2022). Im Oscar-nominierten Film „Im Westen nichts Neues“, ebenfalls 2022 ausgestrahlt, war als junger Soldat zu sehen, der als Kanonenfutter an die Front geschickt wird. Von 2018 bis 2022 absolvierte er zusätzlich ein Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. 

Familienbande

Mit seiner Kreativität ist der inzwischen 24-Jährige eher eine Ausnahme in seiner Familie, was das kommunikative Gen betrifft, allerdings nicht. „Das haben wir alle“, sagt Schmidt. Mit „alle“ meint der gebürtige Bochumer seine fünf Geschwister, die Mutter, eine Grundschullehrerin und den Vater, der als Polier auf der Baustelle arbeitet. Ein Umfeld, das erdet. Eine bodenständige Familie als Kontrastprogramm zum roten Teppich, zu Feiern nach einer Theaterpremiere. „Ich bin Kind Nummer vier“, sagt Schmidt. Die älteste Schwester mache gerade ihre Ausbildung zur Pfarrerin, ein Bruder mache eine Ausbildung zum Zimmermann, die andere Schwester arbeitet als Krankenschwester, einer besuche noch die Schule.

Die Mutter habe sehr darauf geachtet, dass alle Kinder ein Musikinstrument lernten. „Ich hatte 13 Jahre lang Klavierunterricht, dann spiele ich noch Cello und während der Covid-Zeit habe ich Ukulele gelernt“, sagt der Schauspieler. Der Wunsch, einmal Berufsmusiker zu werden, sei ihm nie aufgekommen. „Das war mehr so ein Familienthema“, sagt Schmidt. 

Ich liebe den Film und ich schätze die Möglichkeit, beides machen zu dürfen, aber das Theater möchte ich nicht missen.

Jakob Schmidt. Schauspieler.

Mit dem Schauspieldiplom in der Tasche bewarb sich der gebürtige Bochumer an verschiedenen Theatern. Beim ersten Vorsprechen am HOT hat es geklappt. „Es war mein 3. Vorsprechen insgesamt und in Potsdam fühlte ich mich auf Anhieb sehr wohl“, erinnert er sich.

Bretter, die die Welt bedeuten

Und wenn er die Wahl zwischen Bühne und Film hat? Schmidt muss nicht lange überlegen. Seit der Spielzeit 22/23, also seit rund einem Jahr, ist er nun mit einem Festengagement Ensemblemitglied am Hans Otto Theater. Auf der Potsdamer Bühne war er bereits in dem Jugendstück „NIBELUNGENLEADER“ als Siegfried zu sehen, in „Kinder der Sonne“ als fieser Makler und in „Woyzeck“ als Tierdompteur.

„Ich liebe den Film und ich schätze die Möglichkeit, beides machen zu dürfen, aber das Theater möchte ich nicht missen“, sagt Schmidt. Vor einem echten Publikum zu stehen, diesen „Live-Moment“ zu erleben, ohne endlose Wiederholungen einzelner Szenen, das sei, was er an der Schauspielerei schätze.

Ab 11. Oktober steht der 24-Jährige in der Hauptrolle des Janek im Mehrgenetationenstück „Am Horizont“ von Petra Wüllenweber auf der Bühne. Das Thema Alzheimer als Herausforderung, die Liebe und Zuneigung eines Enkels zu seinem Großvater als verbindendes Element. Der 1,68 Meter große Jakob Schmidt spielt den 11-jährigen Protagonisten, der sich in seiner Familie einer Verantwortung stellen muss und damit viel zu früh erwachsen wird.

Seit einem Jahr lebt Jakob Schmidt nun in Babelsberg, seine neue Umgebung genießt er sehr. „Bochum hat ein großes Herz, Berlin ist toll, ich habe am Savignyplatz in Charlottenburg gelebt, aber Potsdam ist einfach schön“, sagt Schmidt. Er sei glücklich über diesen tollen Einstieg ins richtige Berufsleben, „dass ich hier erst mal so richtig loslegen kann“. Wenn man ihm so zuhört, kommt einem unweigerlich das Modewort „Positivity“ in den Sinn. Jakob Schmidt ist einfach gut drauf!

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