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Keine Lehrer, kein Unterricht. Laut Ministerium sind die Kernfächer abgedeckt, die Gewerkschaft GEW ist skeptisch.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Klaus-Dietmar Gabbert

Lehrermangel in Brandenburg : Gewerkschaft droht mit Protesten

Findet das Land keine Konzepte zur Besserung der Situation an den Schulen, könnten die Lehrer im Herbst auf die Straße gehen. GEW und Elternrat befürchten zudem massiven Unterrichtsausfall.

Auf der Suche nach Lösungen für den dramatischen Lehrermangel erhöht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) den Druck auf die Landesregierung von Dietmar Woidke (SPD). Sollte es bis zum Herbst keine Einigung mit dem Bildungsministerium über Konzepte für die Schulen wie Altersteilzeitregelungen und Qualifizierung von Seiteneinsteigern geben, werde der Protest auf die Straße getragen, kündigte der GEW-Landesvorsitzende Günther Fuchs am Freitag an. „Die Stimmungslage unter den Kolleginnen und Kollegen ist mies“, so Fuchs. So eine Situation zu Beginn des Schuljahres mit hunderten fehlenden Lehrern habe es noch nie gegeben. „Das ist eine völlig neue Dimension“, so der Gewerkschaftschef. Brandenburg finde nicht einmal mehr genügend Seiteneinsteiger für die Schulen.

Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) hatte am Donnerstag bekannt gegeben, dass zum Unterrichtsstart am Montag noch knapp 500 Lehrerstellen unbesetzt sind. Nach Angaben der GEW ist der Mangel noch weit größer, da man die Schulen in freier Trägerschaft mit betrachten müsse. Demnach fehlten insgesamt mehr als 1100 Lehrkräfte. Allerdings ist das Land nicht für die Rekrutierung der Pädagogen an freien Schulen zuständig, sondern beteiligt sich nur an deren Finanzierung.

Mehr Unterrichtsausfall befürchtet

An die Versicherung Freibergs, dass die Stundentafel abgesichert sei, glaube er nicht, so Fuchs. „Das einzige, was in diesem Schuljahr planbar sein wird, sind die Ferien“, sagte er. Unterrichtsausfall in noch größerem Ausmaß als bislang schon werde die Folge sein. Nach Angaben des Ministeriums konnten im ersten Schulhalbjahr 2022/23 mehr als eine Million Unterrichtsstunden nicht wie vorgesehen erteilt werden. 2,6 Prozent aller Stunden fielen ersatzlos aus. Auch der Landeselternrat befürchtet Unterrichtsausfall in großem Ausmaß. „460 fehlende Lehrer bedeuten 11.500 fehlende Unterrichtsstunden pro Woche“, erklärte Sprecherin Ulrike Mauersberger am Freitag. Das bedeute weitere Wissensdefizite und Nachteile für Schülerinnen und Schüler in Brandenburg. „Der Landeselternrat fordert daher den Minister auf, dafür Sorge zu tragen, dass die Unterrichtsversorgung landesweit abgesichert ist und der Wohnort der Schülerinnen und Schüler keinen Nachteil darstellt oder die Chancen auf gute Bildung schmälert“, heißt es in der Mitteilung.

Keine Mehrarbeit für Lehrer

Das nächste Treffen zwischen GEW und Ministerium ist für den 17. Oktober angesetzt. Unter anderem soll es darum gehen, attraktive Angebote für lebensältere Lehrer zu machen, die sonst vorzeitig in den Ruhestand gehen würden. Die Ausarbeitung dieses Programms „63+“ war auch durch den überraschenden Wechsel an der Ministeriumsspitze nach dem Rücktritt von Britta Ernst (SPD) ins Stocken geraten. „Ein Grundkonsens ist da, aber die Positionen liegen noch sehr weit auseinander“, so Fuchs. Die GEW schlage ein Teilzeitmodell vor, während das Land bislang zu einer weiteren Vollbeschäftigung älterer Lehrer tendiere. Den Vorschlag der mitregierenden Brandenburger CDU, die Unterrichtsverpflichtung für Lehrer wie in Sachsen-Anhalt um eine Stunde pro Woche anzuheben, lehne die GEW ab. Stattdessen solle es Arbeitszeitkonten und die Möglichkeit für Lehrer geben, freiwillig mehr zu arbeiten. Bildungsminister Freiberg hatte einer höheren Stundenverpflichtung am Donnerstag ebenfalls eine klare Absage erteilt. Er setze auf Freiwilligkeit.

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