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ARCHIV - 27.10.2010, Brandenburg, Frankfurt (Oder): ILLUSTRATION - Eine Englisch-Lehrerin einer Grundschule schreibt Unterrichtsinhalte an die Tafel.      (zu dpa «Landeselternrat: Minister sollte gestalten, statt Mangel verwalten») Foto: Patrick Pleul/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Patrick Pleul

Schulbeginn in Brandenburg: Schlecht gerüstet zum Start

Zu wenige Lehrer, gestresste Schüler: Der Unterrichtsstart nach den Ferien wird in Brandenburg nicht einfach. Fast 500 Pädagogenstellen sind noch unbesetzt und die Unzufriedenheit der Jugendlichen mit der Schule steigt, wie eine Studie zeigt.

Brandenburg startet unter so schwierigen Voraussetzungen wie nie ins neue Schuljahr. Zum Unterrichtsbeginn am Montag sind noch knapp 500 Lehrstellen unbesetzt, darunter auch Teilzeitangebote. 460 Vollzeitlehrerstellen konnten bislang nicht vergeben werden, wie Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Potsdam bekannt gab. „Die Personalsituation in den Schulen ist ganz klar eine der größten Herausforderungen momentan“, sagte Freiberg, der seit Mai im Amt ist. Bereits in seinem jüngsten PNN-Interview hatte der Minister angekündigt, dass wohl nicht alle Stellen sofort besetzt werden können. Vor allem in den berlinferneren Regionen fehlen Lehrer. Der Unterricht in den Kernfächern sei aber überall abgesichert, größere Klassen und die Streichung von Zusatzangeboten könnten aber an einigen Schulen die Folge des Pädagogenmangels sein, so Freiberg.

Schüler zunehmend demotiviert

Die schwierige Situation an den Schulen schlägt sich offenbar auch auf die Motivation der Schülerinnen und Schüler nieder. Nur rund jeder dritte Brandenburger Jugendliche (38,5 Prozent) bewertet die Schulattraktivität als „hoch“ oder „eher hoch“. Das geht aus der aktuellen Studie „Jugend in Brandenburg 2022/2023“ im Auftrag des Bildungsministeriums hervor. Vor allem Gymnasiasten sind zunehmend unzufrieden. 2017 gaben noch 50,2 Prozent der Jugendlichen an Gymnasien der Schulattraktivität eine gute bis sehr gute Note. 2010 sogar 82,3 Prozent. Die „Schulmotivation“ hat sich je nach Schulform unterschiedlich entwickelt. Sie bleibt in den Gymnasien in etwa auf dem Niveau von 2017: 64,3 Prozent bewerten diese als „hoch“ und „eher hoch“. An den Oberschulen ist sie von 59 Prozent 2017 auf 51,5 Prozent gesunken.

Hoher Schulspaß ist über alle Schulformen hinweg um mehr als zehn Prozentpunkte gesunken im Vergleich zur vorherigen Studie. Gleichzeitig steigt die Anspannung: 47,7 Prozent aller befragten Jugendlichen gaben an, dass der Stress in der Schule „hoch“ oder „eher hoch“ sei. 2017 waren es nur 44 Prozent. Immer mehr Schüler schwänzen deshalb den Unterricht, sowohl tage- als auch stundenweise. Die drei häufigsten Gründe, um der Schule fernzubleiben: keine Lust, Klassenarbeiten und langweilige Fächer. Auch die „soziale Lehrqualität“, dazu zählen Notentransparenz, Binnendifferenzierung im Unterricht und Gerechtigkeit, bewerten die Jugendlichen schlechter als 2017. Vor allem bei Mädchen ist zu Zufriedenheit mit diesem Aspekt von Schule gesunken.

Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD).
Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD).

© dpa/Michael Bahlo

Nicht nur die Pandemie mit wochenlangem Distanzlernen habe sich in den Ergebnissen niedergeschlagen, vermutet Studienleiter Andreas Pöge vom Institut für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung (IFK) an der Universität Potsdam. „Wir können feststellen, dass die Herausforderungen wie der Lehrermangel, vor dem die Schulen stehen, einen Einfluss auf die Jugendlichen haben“, so Pöge.

Das Land will mit mehr Schulpsychologen die Lage für die Schüler verbessern. Die Zahl der Psychologen werden von 30 auf 60 aufgestockt, so Minister Freiberg. Auch die Plätze für junge Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Schule leisten wollen, werden verdoppelt. Im neuen Schuljahr stünden landesweit 250 Einsatzstellen zur Verfügung - so viele wie noch nie. Neu außerdem: In den kommenden beiden Schuljahren sollen Schulen in einem Modellversuch über ein Budget verfügen können, mit dem sie unterrichtsergänzende Hilfe zum Abbau von Lernrückständen insbesondere in Deutsch und Mathe organisieren können.

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