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Schule ohne Lehrer. In Brandenburg fehlen hunderte Lehrkräfte.

© dpa/Sebastian Gollnow

Lehrermangel in Brandenburg: Mehr klare Konzepte, weniger Wahlkampf

Das neue Schuljahr startet – und fast 500 Stellen im Bildungsbereich sind unbesetzt. Nicht zuletzt auch, weil Macht- die Sachpolitik ausgebremst hat.

Ein Kommentar von Marion Kaufmann

Die Landtagswahl 2024 lässt grüßen. Stünde Brandenburg zu Schuljahresbeginn besser da, wenn nicht in gut einem Jahr gewählt würde? Wahrscheinlich. Rund 500 Lehrer fehlen zu Beginn des Schuljahres. Ein Notstand, der höchstens in der Höhe überrascht. Dass das Land nicht alle Stellen besetzen können wird, hat das Bildungsministerium seit Herbst klar kommuniziert.

Und einen Vorschlag vorgelegt: 200 unbesetzte Lehrerstellen sollten umgewidmet werden, beispielsweise für Schulsozialarbeiter und Verwaltungsfachkräfte. Was dann folgte, ist ein Lehrstück dafür, wie Macht- die Sachpolitik ausbremst.

Der Aufschrei von Lehrer- und Elternverbänden, Gewerkschaften und Opposition gegen dieses 200-Stellen-Programm war groß. So groß, dass die SPD-Fraktion ihrer Ministerin Britta Ernst den Rückhalt verweigerte, diese hinwarf und Staatssekretär Steffen Freiberg als ihr Nachfolger seine eigene Idee vom Tisch nahm. Lehrer, Eltern, Gewerkschafter – potenzielle Wählerklientel, die die SPD (laut Umfragen die AfD im Nacken und sogar vor sich) wohl nicht verprellen wollte.

Das Ergebnis: Es fehlen Lehrer en masse, mehr Schulsozialarbeiter (aber immerhin auch nicht weniger) gibt es nicht. Genauso wenig wie zusätzliche Verwaltungsfachkräfte, die Lehrer entlasten könnten. Ganz zu schweigen davon, dass der turbulente Wechsel an der Ressortspitze mit einer monatelangen Doppelrolle für Freiberg als Minister und Staatssekretär andere Vorhaben zur Lehrergewinnung wie die Ausarbeitung attraktiver Angebote für ältere Lehrer kurz vor der Rente ausbremste.

Wenn nun ausgerechnet die SPD-Fraktion zum neuen Schuljahr mitteilt, sie sei zuversichtlich, was die Bewältigung des Lehrermangels angehe, „weil hier auf allen Ebenen am gleichen Strang gezogen wurde“, wirkt das reichlich bigott. Freiberg sagt nun, er wolle keine Basta-Politik machen, alle einbeziehen. Angesichts der politischen Gemengelage im Jahr vor der Wahl wird ihm, will er im Amt bleiben, nichts anderes übrig bleiben. Aber den Schulen hilft herumlavieren und taktieren akut erstmal gar nichts.

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