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Wendie Renard hat einen Schlussstrich gezogen und die französische Nationalmannschaft verlassen.

© imago images/Bildbyran

Starspielerin Renard tritt wegen Trainerin zurück: Nur ohne Corinne Diacre hat Frankreich eine Chance

Nachdem Spaniens und Kanadas Fußballerinnen auf amateurhafte Strukturen innerhalb ihres Verbandes aufmerksam gemacht hatten, ziehen nun französische Spielerinnen nach. Und kritisieren vor allem die Trainerin.

Ein Kommentar von Charlotte Bruch

Es ist das dritte Mal innerhalb kürzester Zeit, dass Fußballspielerinnen Strukturen innerhalb ihrer Nationalteams massiv kritisieren. Nachdem fünfzehn spanische Nationalspielerinnen im September geschlossen zurückgetreten waren nach der Europameisterschaft, die sich aufgrund ihres „emotionalen und damit gesundheitlichen Zustands derzeit außerstande“ sahen, weiter für das Nationalteam aufzulaufen, folgte der kurzzeitige Streik von Kanadas Nationalspielerinnen. Dieser blieb letztlich nur deshalb kurzzeitig, da der kanadische Verband immensen Druck auf die Spielerinnen ausübte.

Nun ist mit Wendie Renard die absolute Größe des Frauenfußballs der letzten fünfzehn Jahre zurückgetreten. Die Französin, die neben zahlreichen Teilnahmen an großen Turnieren, auch Rekordspielerin der Champions League ist, hat am Freitag verkündet, dass sie aufgrund des „derzeitigen Systems“ und den fehlenden Voraussetzungen beim französischen Verband, um auf höchstem Niveau zu spielen, nicht weiter für Frankreich auflaufen wird. „Das ist ein trauriger, aber notwendiger Tag, um meine geistige Gesundheit zu bewahren", teilte die Olympique-Lyon-Spielerin in den Sozialen Medien mit.

Doch nicht nur das, denn nach Renard traten schließlich auch Kadidiatou Diani und Marie-Antoinette Katoto zurück und forderten ebenfalls Veränderungen auf der Führungsebene. Ein Rücktritt dreier solcher Leistungsträgerinnen wird große Auswirkungen auf das französische Team haben. In knapp fünf Monaten findet die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland statt und das ohne Spielerinnen, die auf deutscher Seite vergleichbar wären mit Rücktritten von Alexandra Popp, Lina Magull und Sara Däbritz.

Ohne es tatsächlich auszusprechen, spielte bei der Entscheidung der drei Französinnen wohl Verbandspräsident Noël Le Graët eine große Rolle, gegen den ein Ermittlungsverfahren wegen des Vorwurfs des Mobbings und der sexuellen Belästigung läuft.

Vor allem aber scheint Cheftrainerin Corinne Diacre ein wichtiger Grund zu sein. Es ist schon länger bekannt, dass diese einen autoritären Führungsstil pflegt, der bei einigen Spielerinnen nicht gut ankommt und bereits öfter zu internen Krisen führte. Vor allem mit Renard, der Diacre 2017 kurzzeitig die Kapitänsbinde weggenommen hatte, ist das Verhältnis mehr als angespannt.

Denn keine Fußballnation dieser Welt kann sich das Fehlen dreier Weltklassespielerinnen wie Renard, Diani und Katoto leisten. Um bei der Weltmeisterschaft erneut um den ersten Titel für Frankreich zu kämpfen, führt kein Weg an einem Rücktritt Diacres vorbei.

Die französische Fußballföderation (FFF) reagierte umgehend auf die Aussagen der Spielerinnen und teilte mit, dass kein Individuum über der Institution Équipe de France stehe.

Das erscheint zum Einen wie vorschnelle Ignoranz der geäußerten Kritik und zum anderen wie ein Widerspruch in sich. Denn scheinbar steht mit Diacre ein Individuum über dem Nationalteam. Damit reiht sich Frankreich neben Spanien und Kanada ein und stellt den sportlichen Erfolg hinten an.

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