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Amber Barrett (links) von Turbine Potsdam war ebenso wie ihre Mitspielerinnen oft einen Schritt zu spät in der Defensive.

© imago images/Funke Foto Services

Hinten Pech, vorne kein Glück: Turbine Potsdam kann keinen Abstiegskampf

Für Turbine Potsdam sind die Hoffnungen auf den Klassenerhalt nur noch theoretischer Natur. In Duisburg offenbarte sich mal wieder, dass die nötige Qualität für die Bundesliga fehlt.

Es war ein trostloser Sonntagmittag in Duisburg. Auf der nahezu leeren Tribüne des Wedaustadions war während des ganzen Fußballspiels zwischen Turbine Potsdam und dem MSV Duisburg ein einziger Gästefan zu hören, der trotz der deutlichen Niederlage seines Teams bis zum bitteren Ende sang. Obwohl die Anfeuerungsrufe in der 30.000 Fans fassenden Arena, in die am Sonntag nur 383 Zuschauende den Weg fanden, widerhallten, erreichte er die Spielerinnen auf dem Rasen damit nicht. Wie schon im Hinspiel musste Turbine erneut eine 0:3-Niederlage gegen die Bundesliga-Aufsteigerinnen vom MSV Duisburg hinnehmen.

Zu der etwas grotesk wirkenden Kulisse passte das Spielgeschehen auf dem Platz. Obwohl die Potsdamerinnen diesmal von Beginn an das Spiel bestimmten, alles reinwarfen und nicht erst in der zweiten Hälfte aufwachten wie zuletzt gegen Werder Bremen, machte Duisburg schon früh das erste Tor.

Wieder mal herrschte in der Defensive von Turbine Unordnung, wovon Sarah Freutel vom MSV letztlich profitierte und ihr Team in Führung brachte. Und damit nahm das Unheil seinen Lauf. „Wir sind Letzter und wenn dann auch noch das Glück abhandenkommt, dann steht man blöd da“, bilanzierte Turbines Sophie Weidauer nüchtern.

Turbine lief die Gegnerinnen hoch an, versuchte im Ballbesitz zu gestalten, kam aber nur selten zu Möglichkeiten. Und falls doch mal etwas in der Offensive gelang, konnte Potsdam die Chancen nicht nutzen. So vergab Jessica De Filippo fünf Minuten nach dem Gegentor im Eins gegen eins.

Während das Team vom Trainergespann Marco Gebhardt und Dirk Heinrichs sein Bestes gab, aber meist harmlos blieb, wurde es auf der anderen Seite bei Kontern brandgefährlich durch Freutel. „Nach dem 1:0 hatten wir eine Phase, wo wir Glück haben, dass es keinen Elfer gegen uns gibt, aber dann machen wir genau zum richtigen Zeitpunkt das 2:0“, sagte Duisburgs Trainer Nico Schneck nach dem Spiel.

Nicht gegebener und vergebener Elfmeter

Dass Turbine einen Elfmeter fälschlicherweise nicht bekam und später in Person der eingewechselten Amber Barrett einen am Tor vorbeischoss, passte zum Bild am Sonntag. Die Potsdamerinnen waren stets bemüht, am Ende aber zu harm- und glücklos. In der derzeitigen Situation – mit einem einzigen Punkt auf dem letzten Platz – darf man sich das aber nicht erlauben. Vor allem, wenn die Gegnerinnen Fehler oder vergebene Torchancen sofort bestrafen. So wie auch Duisburg das am Sonntag machte.

Turbine vergab eine Großchance, Duisburg erzielte das 2:0. Barrett verschoss den Elfmeter und im direkten Gegenzug schnürte Freutel den Hattrick. Dieses Schema zieht sich allerdings schon durch die gesamte bisherige Saison der Potsdamerinnen. Hinten stehen sie unsicher und sind schlecht organisiert, vorne ohne die nötige Konsequenz und Klasse im Abschluss.

Das allein mit fehlendem Spielglück zu begründen, wäre zu einfach. Im Kader Potsdams fehlt, auch wegen einiger verletzt ausfallender Spielerinnen, die nötige Qualität für die Erste Bundesliga. Während Duisburg mit Freutel oder auch Yvonne Zielinski Spielerinnen in den eigenen Reihen hat, die ein Spiel mit ihrem Tempo und der spielerischen Klasse entscheiden können, sucht man solche Unterschiedsspielerinnen bei Turbine weiterhin vergeblich.

Hinzu kommen ständige Wechsel in der Aufstellung, die es den Spielerinnen schwer machen, sich an eine Position zu gewöhnen. Bestes Beispiel dafür ist Anna Gerhardt, die in dieser Saison bereits in der Außen- und Innenverteidigung, auf der Sechserposition und gegen Duisburg schließlich auf der linken Außenbahn zum Einsatz kam. Ähnliches gilt für Martyna Wiankowska.

Trotz allem will Turbine angesichts der verschwindend geringen Chancen nicht aufgeben. Selbst nach dem 0:3 steckte das Team nicht auf und kämpfte bis zum Abpfiff. Tore ergaben sich daraus aber nicht mehr. „Für uns zählt jetzt einfach jedes Spiel. Rein rechnerisch ist noch alles möglich und so lange das noch geht, werden wir die Hoffnung nicht aufgeben“ gab sich Weidauer kämpferisch. Noch sind 27 Punkte zu vergeben, für Turbine sind es zehn bis auf einen Nichtabstiegsplatz. Besonders realistisch ist die Hoffnung auf den Klassenerhalt nicht, unmöglich ist er aber nicht. Das sieht wohl auch Potsdams Fan auf der Tribüne so, der selbst nach Abpfiff nicht aufhörte, zu singen.

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