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Bettina Jahnke ist seit 2018 Intendantin des Hans Otto Theaters.

© Andreas Klaer

Update

Intendantin des Hans Otto Theaters im Interview: „Die Mitte der Gesellschaft muss jetzt Farbe bekennen“

Das Potsdamer Theater bringt die Correctiv-Recherche zu dem rechten Treffen in der Villa Adlon auf die Bühne. Was Bettina Jahnke damit erreichen will.

Frau Jahnke, am 27. Januar bringt auch Potsdam die Correctiv-Recherche auf die Bühne. Was kann Theater, was Journalismus nicht kann?
Das Theater ist von seinen Wurzeln her ein Forum der Demokratie, ein öffentlicher Ort, an dem wir gemeinsam tiefer und inhaltlicher Themen aufbereiten und diskutieren können. Diese Recherchen haben die Menschen erschüttert und aufgeschreckt, jetzt gilt es, die Ereignisse einzuordnen und mit Experten zu besprechen, wie es weitergehen kann mit diesem Wissen. Ich sehe das Theater als einen wichtigen Ort, um Gemeinschaft zu stiften und sich ihrer ganz persönlich haptisch zu vergewissern. Es ist etwas anderes, ob man für sich im stillen Kämmerlein liest oder ob Dinge öffentlich ausgesprochen werden.

Regisseur Kay Voges sagt: Theater kann in Sachen Mündigkeit „schulen“. Was war Ihr Impuls für den Abend?
Für uns ist die Lesung der Recherchen nur ein Teil des Abends. Viel wichtiger ist uns das anschließende Gespräch. Bisher haben die SPD-Politikerin Gesine Schwan, der Aussteiger aus der Neonazi-Szene Christian Weißgerber und die Investigativjournalistin Antonie Rietzschel zugesagt. Als Moderator konnten wir den Radiojournalisten Vladimir Balzer gewinnen. Weitere Experten sind angefragt. Es geht nicht um Schulung, sondern um Öffentlichkeit und Dialog.

Die Veranstaltung soll zeitgleich in Schwedt, Cottbus und Senftenberg stattfinden. Was erhoffen Sie sich von dieser landesweiten Initiative?
Ich habe die Kolleg*innen der Stadttheater in Brandenburg angefragt. Alle drei haben sofort spontan zugesagt, weil wir gemeinsam in Brandenburg ein Zeichen setzen wollen – gegen rechts und für eine demokratische Gesellschaft. Es ist Zeit, dass wir den Befürwortern der Demokratie Gehör verschaffen und ihnen Mut machen: Ihr seid nicht allein! Die Mitte der Gesellschaft muss jetzt Farbe bekennen und klar Position beziehen, wie sie es am 14. Januar in Potsdam und anderen Großstädten in Deutschland getan hat. Aufstehen. Laut sein.

Gibt es jenseits des 27. Januar Ideen für neue konkrete Formate oder halten Sie am bisherigen Kurs fest?
Unser bisheriger Kurs ist seit meinem Beginn als Intendantin 2018 ganz klar und bleibt es auch: Haltung Offenheit Toleranz.

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