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Vorher und nachher. Die App zeigt das Jägertor in den Jahren 1905 und 2022.

© Potsdam Museum, Reinhardt & Sommer

Geschichte to go: Was kann die PotsdamHistory-App?

Das Potsdam Museum holt mit einer kostenlosen Geschichts-App Potsdams Vergangenheit auf die Smartphones. Zu entdecken sind Fotos, historische Stadtpläne und zwei Rundgänge.

Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen, schrieb William Faulkner. In Potsdam überlagern sich verschiedene Schichten von Vergangenheit an jeder Ecke. Wie wäre das, wenn dieses Nebeneinander digital sichtbar würde? Eine neue App des Potsdam Museums probiert es aus: Auf das Jägertor des Jahres 2022 schauen zwei Jungen aus dem Jahr 1905, in Schirmmützen und Kniehosen. Wo heute ein indisches Restaurant ist, ist auf dem Foto ein Kolonialwarenladen.

Historische Fotos im Vorher-Nachher-Vergleich: Das ist nur eine der Funktionen, mit denen das Potsdam Museum Geschichte raus aus dem Museum und hinein in die elektronischen Endgeräte bringen will. PotsdamHistory-App heißt das digitale Prestigeobjekt, das Museumsdirektor Thomas Steller und Team gemeinsam mit dem Förderkreisvorsitzenden Markus Wicke und Kulturministerin Manja Schüle (SPD) am Mittwoch auf den Weg brachten.

Schüle lieferte das prägnanteste Argument für diese neue Digitaloffensive: „Acht von zehn Menschen nutzen ein Smartphone.“ Ins Museum gehen längst nicht so viele. Mit der App, einem kostenlosen Angebot auf Deutsch und auf Englisch, das sich von der Museumswebseite herunterladen lässt, soll das Museum nun zu den Menschen kommen. Zu Touristen genauso wie zu Potsdamerinnen.

Zwei historische Stadtpläne

Für Museumsdirektor Steller verbinden sich in der App die drei Aspekte, die er erklärtermaßen künftig stärker in den Blick nehmen will: Teilhabe, Nachhaltigkeit und Digitalität. Initiiert wurde die Idee allerdings, bevor Steller im Oktober 2023 seinen Posten antrat. Vorbild ist die Berlin-History-App, die es seit der Gründung vor fünf Jahren auf sagenhafte 300.000 Zugriffe gebracht hat.

Markus Wicke organisierte die für die „Transferleistung“ (Steller) nötigen 50.000 Euro Fördermittel beim Land und der städtischen Bauholding Pro Potsdam. Deren Geschäftsführer Bert Nicke steuert, wie Wicke auch, zudem inhaltliche Expertise bei: eine Dokumentation, wie sich das Bornstedter Feld vom Kasernengelände zum Wohngebiet mauserte.

Die App ist der kostenfreie digitale Zugang zum Gedächtnis der Stadt. Und sie ist ein Work in Progress.

Thomas Steller, Direktor des Potsdam Museums

Was kann die App noch? Es gibt ein Register, in dem sich 14 Themenfelder von „Persönlichkeiten der Stadtgeschichte“ über „Friderizianisches Potsdam“, „Fotograf*innen“ und „Orte jüdischen Lebens“ bis „Verkehr in Potsdam“ durchforsten lassen. Texte, Fotos, Audios und Videos werden mit historischen Stadtplänen verknüpft, einem von 1912 und einem von 1985/86. Zudem sind zwei Rundgänge zu entdecken: der 2023 entstandene Audiowalk „Von Sümpfen und Bassins“ und eine Tour auf den Spuren der ehemaligen Tramlinie 4 (der heutigen 94) von Babelsberg nach Potsdam West. Letztere orientiert sich an Recherchen für die erfolgreiche Sonderausstellung zu Alltagsfotografien von Werner Taag.

Gemeinschaftswerk. Ministerin Manja Schüle, Museumsbeauftragte Birgit-Katherine Seemann, ProPotsdam-Geschäftsführer Bert Nicke, Museumsdirektor Thomas Steller und Fördervereinschef Markus Wicke (v.l.) bei der Vorstellung der App.
Gemeinschaftswerk. Ministerin Manja Schüle, Museumsbeauftragte Birgit-Katherine Seemann, ProPotsdam-Geschäftsführer Bert Nicke, Museumsdirektor Thomas Steller und Fördervereinschef Markus Wicke (v.l.) bei der Vorstellung der App.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Bereichernd - aber vollständig?

„Die App ist der kostenfreie digitale Zugang zum Gedächtnis der Stadt“, sagt Thomas Steller. Und: „Sie ist ein Work in Progress.“ In der Tat ist die App in ihrer jetzigen Form zwar durchaus einladend, bereichernd, aber vollständig? Kaum. So gibt es derzeit keinen Eintrag zur Garnisonkirche, unter dem vielversprechenden Themenschwerpunkt „Verschwundene Orte“ sind erst zwei gelistet (Alte Post und Bahnhofsplatz) und Ministerin Schüle wünscht sich zurecht mehr Babelsberg.

Damit all das kommen kann, suchen Wicke und Steller nach Mitstreiterinnen und Mitstreitern jenseits des Museums, die die App mit weiteren Materialien füllen. Am 29. April soll es am Museum einen Informationsabend dazu geben. Diese App will nicht nur Potsdams digitales Gedächtnis werden, sondern auch eine Plattform für all jene, die sich in dieser Stadt für dieses Gedächtnis engagieren.

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