zum Hauptinhalt
 Thomas Steller ist der neue Direktor des Potsdam Museum.

© Andreas Klaer

Ab Oktober Museumsdirektor: Was hat Thomas Steller in Potsdam vor?

Die Digitalisierung voranbringen, das Museum in die Stadt tragen, am Prinzip Dauerausstellung rütteln: Der neue Chef am Potsdam Museum hat keine Angst vor Grundsatzfragen.

Ihm sei es wichtig, in Ostdeutschland zu arbeiten, sagt der Mann, der künftig das Potsdam Museum leiten wird. Thomas Steller, Jahrgang 1982, ist derzeit noch als Teil einer Doppelspitze am Stadtmuseum Dresden beschäftigt. Während des Studiums lebte er auch in Rom und Baltimore, aufgewachsen ist er aber in Plattenbauten in Dresden und Radebeul. Für ihn sei Potsdam ein „Brennglas“ für weltgeschichtliche Ereignisse und Transformationsprozesse, die sich hier sichtbar wie sonst nur selten im Stadtbild zeigen, sagt er beim Pressegespräch im Museum und deutet auf die Fenster mit Blick auf die Baustellen am Alten Markt.

Schlenker zur Kunst

„Ich bin mittlerweile mehr als die Hälfte meines Lebens in Berlin und Brandenburg zu Hause“, sagt Steller. Er hat in Frankfurt an der Oder studiert. Der Universität hat er den Rücken zugekehrt, „weil mir das zu wenig Reichweite war, zu wenig Kontakt mit den Menschen.“ Kulturamtsleiterin Birgit-Katherine Seemann, die mit drei Verwaltungsmitarbeiter:innen aus 38 Kandidat:innen ausgewählt hat, begründet die Entscheidung so: Steller habe Erfahrungen mit Digitalisierungsprojekten, sei als Kulturhistoriker vor allem mit der Neuzeit befasst, habe in Rom „einen Schlenker zur Kunstgeschichte“ gemacht und für ein anderes Museum bereits eine „strategische Neuausrichtung“ vollzogen.

Digitalisierung, Neuzeit, Neuausrichtung, „Schlenker zu Kunst“: Damit sind wesentliche Arbeitsfelder für Potsdam umrissen. Potsdam kennt Steller von Ausflügen, er hat auch private Kontakte in die Stadt. Beruflich ist es Neuland, aber er hatte wie berichtet Stationen im brandenburgischen Elstal und im Löwenberger Land. Fünf Jahre war er Museumsleiter von Schloss Liebenberg in Nordbrandenburg, als Kurator entwickelte er Ausstellungen zu Theodor Fontane, das Olympische Dorf von 1936 und die Transformationszeit.

Wo er Verbesserungspotenzial sieht

Vermittlungsarbeit ist für ihn zentral, und der einzige Punkt, für den er am Potsdam Museum Verbesserungspotenzial formulieren will. „Das gilt für alle Häuser, bei der Vermittlung geht immer mehr.“ „Geschichte kann Identifikation bieten. Das ist eine Aufgabe, die städtische Museen haben.“ Dass das Potsdam Museum „Kunst und Geschichte“ im Namen trägt, findet er spannend. „Das kann sich gegenseitig befruchten. Letztlich ist ja alles Teil der Stadtgeschichte.“ Ob die Kunst aber tatsächlich, wie bislang gefordert, einen eigenen Raum bekommen wird, ist Seemann zufolge derzeit offen. Dies müsse im Gesamtkonzept neu diskutiert werden. Der Plan, ein solches Konzept bis September 2023 vorzulegen, sei nicht haltbar, so Seemann. Der Grund: Steller soll mitreden können.

 Da müssen wir dann wahrscheinlich noch Kompetenzen aufbauen. Das geht nicht von heute auf morgen.

Thomas Steller über Digitalisierung am Potsdam Museum

Teilhabe ist für Steller ein wichtiges Thema, Digitalität ebenso. „Da müssen wir dann wahrscheinlich noch Kompetenzen aufbauen. Das geht nicht von heute auf morgen.“ Inhaltlich will er sich stärker der Transformation nach 1990 widmen. „Das ist das, was die Leute jetzt in der Stadt bewegt. Und wir sind ja Teil der Stadt.“

Künftig keine herkömmliche Dauerausstellung mehr?

Auch bei künftigen Ausstellungen kann er sich Teilhabe von Bürger:innen vorstellen, bis hin zur neuen Dauerausstellung. Wobei Steller auch vor Grundsätzlichem nicht zurückschreckt: „Ich weiß gar nicht, ob es unbedingt eine Dauerausstellung im herkömmlichen Sinne geben muss.“ Er könne sich Module vorstellen, eine Ausstellung, die in Teilen variabel ist. Wobei er betont: „Ich bringe Ideen mit, aber entwickeln muss es sich dann gemeinsam aus dem Team heraus.“

Potsdam sei nicht nur das Zentrum, sondern auch Waldstadt, Schlaatz, Stern. Was heißt das: Leben in der Platte? Was sagt Ernährung über eine Stadt aus? Solche Fragen interessieren ihn. Er will künftig dafür sorgen, dass das Museum mehr in den Stadtraum geht. Ideen für ein „Museumsfahrrad“ oder „Satellitenstandorte“ im Stadtgebiet stehen im Raum.

Am Rande gab Kulturamtsleiterin Seemann bekannt: Die Idee des Zwischendepots ist so gut wie begraben. „Der jetzige Stand ist, dass die derzeitigen Depots in Hermannswerder, Groß Glienicke und der Innenstadt bestehen bleiben und wir dann ins Zentraldepot umziehen.“ Aber wann? Hannes Wittenberg zufolge ist damit „in den 2030er Jahren“ zu rechnen. Fest steht zum Glück der Dienstantritt des Mannes, der all das begleiten will: 1. Oktober 2023.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false