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Der kostenfreie Audioguide des Potsdam Museums ist ein durchgängiger Hörspaziergang durch den Stadtraum auf den Spuren der zweiten barocken Stadterweiterung.

© Andreas Klaer

Vom Sumpf zur stolzen Residenzstadt: Mit einem neuen Audio Walk auf Potsdams niederländischen Spuren

Studierende und das Potsdam Museum haben einen Audio Walk erarbeitet, der den niederländischen Spuren in Potsdam auf den Grund geht. Sie erstrecken sich nicht nur aufs Holländische Viertel.

Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. hatte 1730 niederländische Ingenieure, Bauleute und Handwerker angeheuert. Sie sollten aus dem sumpfigen Nest Potsdam eine große, repräsentative und architektonisch moderne Residenzstadt machen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit kann man nicht nur im Holländischen Viertel entdecken.

Das ist die erste wichtige Erkenntnis, die man gewinnt, wenn man sich auf den Audio Walk „Von Sümpfen und Bassins“ begibt. Der 75-minütige Spaziergang auf den Spuren der zweiten barocken Stadterweiterung hatte am vergangenen Freitag Premiere.

Entstanden ist der interessante und kurzweilige Spaziergang in Kooperation zwischen elf Studierenden der Europäischen Medienwissenschaft von Uni und Fachhochschule Potsdam unter Leitung ihrer Dozentin Anna Opel und dem Potsdam Museum.   

Für die Theaterwissenschaftlerin Opel ist der besondere Spaziergang durch Potsdam der zweite, den sie mit Studenten im Lehrauftrag erarbeitet hat. Beim ersten Mal war man noch keine Partnerschaft eingegangen. Doch dieses Mal sollte das unbedingt anders werden. „Man kann theoretisch über einen Audio Walk sprechen, man kann auch einen für die Schublade machen, doch wenn er zugänglich wäre für Interessierte, das wäre wirklich toll“, erklärt Opel ihre Überlegungen bei der Partnerschaftssuche.

Glücklich über Ergebnis

Die Verantwortlichen des Museums waren sofort interessiert. „Ein Museum sollte sich neuen Dingen nicht verschließen“, ist Hannes Wittenberg, Kommissarischer Direktor des Potsdam Museums, überzeugt. Sein Haus wählte das Thema „Holland in Potsdam aus“ und legte die Orte fest, die während des Spaziergangs unbedingt angeschaut und erklärt werden sollen.

Ein Museum sollte sich neuen Dingen nicht verschließen.

 Hannes Wittenberg, Kommissarischer Direktor des Potsdam Museums

Über das Ergebnis der studentischen Arbeit ist Wittenberg sehr glücklich. „Mit dem Audio Walk geht ein neuer Impuls vom Museum aus. Es war uns wichtig, aus der Sammlung heraus in die Stadt zu gehen.“ Zudem hätten Studierende einen anderen Blick auf die Geschichte. Das Haus arbeite aktuell an einer App. Der Audio Walk könnte dort seinen Platz finden

Auch für die Studierenden war das Projekt ein Glücksfall. Das bestätigt Anna Maria Kärger. „Ich habe zuvor noch nie einen Audio Walk erstellt. Und hier konnte ich nicht nur an einem Projekt arbeiten, dass das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Ich konnte das mit Profis tun.“ Und einen nicht zu unterschätzenden Nebeneffekt habe es auch: Die Quedlinburgerin, die für das Studium nach Potsdam gekommen ist, lerne die Stadt noch besser kennen.     

Diesen Effekt hat der Stadtspaziergang sicher auch für Potsdamer, die schon länger hier leben. Wer weiß schon, dass die Langen Kerls nicht in Kasernen untergebracht waren. Stattdessen waren die Familien verpflichtet, in den Dachgeschossen ihrer Häuser Soldaten zu beherbergen. Der sparsame Soldatenkönig umging so die Logierkosten. Und wer schaut schon nach oben zu den Dächern und Giebeln der Häuser, wenn er unterwegs ist?

Die Spurensuche durch die Innenstadt beginnt am Potsdam Museum auf dem Alten Markt. Das passiert nicht ohne Grund, denn auch das ist ein Stück Holland in Potsdam. Baumeister dieses Gebäudes war der Holländer Jan Bouman.

Von hier aus geht es in die Yorkstraße, entlang des Kanals, der nach dem Vorbild niederländischer Grachten entstand. Auch das 2019 stillgelegte Glockenspiel der Garnisonkirche hat einen Bezug zu Holland. Bereits im kleinen Turm der ersten Garnisonkirche war seit 1722 ein Glockenspiel aus 35 Glocken des Amsterdamers Gießers Jan Albert de Grave installiert.  

Ulrike Beerbaums Stimme

Weiter führt der Weg über die Dortu-, und Lindenstraße, immer geleitet von der Stimme von Ulrike Beerbaum, Schauspielerin am Hans-Otto-Theater. Sie machte die Hörer nicht nur aufmerksam auf Besonderheiten. Sie ruft ihnen auch mal ein „Achtung! Hier fahren Autos.“ zu. Könnte ja sein, dass man vor lauter Wissbegierde und Staunen über die Historie die Gegenwart vergisst.

Der Walk macht Station an der heutigen Gedenkstätte Lindenstraße 54. Das sogenannte „Große Holländische Haus“ war vermutlich das erste in Potsdam, das aus Ziegeln gebaut wurde. Nach seiner Fertigstellung 1737 war es – abgesehen vom Stadtschloss – das prächtigste Gebäude in Potsdam.

Der Walk endet dort, wo sich das geballte Potsdam findet, im Holländischen Viertel. Hier waren die Zimmerer, Tischler und Maurer zu Hause, die der Soldatenkönig in Holland angeworben und denen er gutes Wohnen versprochen hatte. Und hier kommen die Spaziergänger wieder bei Jan Bouman an. 134 Häuser hat er hier geplant und gebaut.

Wer Holland in Potsdam per Audio Walk entdecken möchte, kann das jederzeit allein machen oder er nimmt Familie, Nachbarn oder Freunde mit. Herunterladen kann man die Datei kostenlos unter https://www.potsdam-museum.de/stadtspaziergaenge.

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