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In Potsdam wurde jahrelang viel gebaut

© Andreas Klaer

Neubau bricht ein – Rekordtief seit 2008: Weniger Wohnungen in Potsdam fertiggestellt

2022 ist die Zahl der Baufertigstellungen in Potsdam um fast zwei Drittel geschrumpft. Das könnte den Wohnungsmangel verschärfen.

Der Wohnungsbau in Potsdam ist im vergangenen Jahr eingebrochen. Wie aus aktuellen Daten des Landesamtes für Statistik hervorgeht, wurden im Jahr 2022 genau 606 Wohnungen fertiggestellt. Darunter waren 565 Neubauwohnungen. Das ist der niedrigste Wert seit dem Jahr 2008. Im Vergleich zum Vorjahreswert ist die Anzahl fertiggestellter Wohnungen in Potsdam um 63 Prozent geschrumpft.

Auch landesweit ging es abwärts – allerdings weniger dramatisch als in Potsdam. Laut der Statistik sind in Brandenburg im vergangenen Jahr 9924 Wohnungen fertiggestellt worden. Ein Rückgang um 2696 oder rund 21 Prozent.

Das Bild ist in Brandenburg allerdings uneinheitlich: Von 18 Landkreisen und kreisfreien Städten verzeichneten sieben einen Zuwachs – darunter konnte der Landkreis Havelland die Anzahl der Fertigstellungen um ein Drittel steigern. Dort wurden mit 1201 Wohnungen die meisten im landesweiten Vergleich fertig. Und in Frankfurt (Oder) wurden 2022 sogar fast dreimal so viele Wohnungen fertiggestellt wie im Vorjahr. Wie es bundesweit aussieht, veröffentlicht das Statistische Bundesamt Ende Mai.

35
Prozent Rückgang der Baufertigstellungen in Potsdam-Mittelmark

Im Potsdamer Umland ist der Wohnungsbau eingebrochen. Im Landkreis Potsdam-Mittelmark sind im vergangenen Jahr 892 Wohnungen neu gebaut oder saniert worden. Das waren 474 weniger als im Vorjahr. Ein Rückgang um rund 35 Prozent.

Ein schwächelnder Neubau könnte die Lage auf dem ohnehin angespannten Potsdamer Wohnungsmarkt weiter verschärfen. Schon seit Jahren stehen kaum Wohnungen leer. Und der anhaltende Zuzug sorgt weiter für eine hohe Nachfrage nach Wohnraum und steigende Mieten.

Die Ursachen für den erheblichen Einbruch der Bautätigkeit sind vermutlich vielschichtig. Dafür spricht schon die Tatsache, dass die Entwicklung gleich nebenan im Havelland gänzlich anders verlief.

Trübe Aussichten durch steigende Preise und Zinsen

Neben Engpässen in der Baubranche dürfte auch Potsdams Mangel an bebaubaren Flächen mehr und mehr ein Faktor werden. Laut einer Analyse des Rathauses zu den sogenannten Wohnungsbaupotenzialen gibt es außerhalb von Krampnitz nur noch kleine Lücken, die bebaut werden könnten. Nach zwei Jahrzehnten Wachstum wird es einfach eng.

Ein weiterer Faktor könnte die Pandemie sein. Denn der Bau der Wohnungen, die im vergangenen Jahr fertiggestellt wurden, ist gut anderthalb bis zwei Jahre zuvor begonnen worden. Zu Beginn der Corona-Pandemie wurden teilweise Investitionsentscheidungen verschoben.

Die weiteren Aussichten sind allerdings trübe. Mit der wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie sind die Baupreise in die Höhe geschossen. Und die seit vergangenem Jahr höheren Zinsen verteuern die Baufinanzierungen.

Wo in Potsdam noch Wohnungen entstehen

Außerdem war die Zahl der Baugenehmigungen im Jahr 2022 in Potsdam weiter relativ niedrig. Doch damit Wohnungen gebaut werden können, muss ihr Bau erst einmal genehmigt werden. Von der Baugenehmigung bis zum Einzug der ersten Bewohner dauert es üblicherweise eineinhalb bis zwei Jahre. 

Es gibt allerdings auch positive Anzeichen. Auf dem ehemaligen Tramdepot an der Heinrich-Mann-Allee stehen 341 Wohnungen des kommunalen Immobilienunternehmens Pro Potsdam kurz vor der Fertigstellung. Auf der gegenüberliegenden Seite der Hannah-Arendt-Straße befinden sich dort 390 weitere Wohnungen in Planung. In Potsdams künftigem Stadtteil Krampnitz ist am Dienstag der Baustart für die ersten 185 Wohnungen des Großinvestors Vonovia gefeiert worden, die Ende 2024 fertig werden sollen.

Ein großer Teil des Neubaus der vergangen zwei Dekaden entfiel auf das Bornstedter Feld. Doch das ist inzwischen so gut wie komplett bebaut. Der Wohnungsbau der nächsten Jahre dürfte sich in Krampnitz konzentrieren.

Dort befinden sich 33 Prozent der gesamten Potenzialfläche und sogar 53 Prozent der Bauflächen in kommunalem Besitz. Wenn alles fertig ist, könnten dort bis zu 10.000 Menschen wohnen.

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