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Bevor gebaut wird, wird genehmigt

© Andreas Klaer

Wenig Baugenehmigungen in Potsdam: Wohnungsbau könnte weiter lahmen

Die Zahl der Baugenehmigungen war 2022 in Potsdam weiter niedrig. Nach Minusrekord aus dem Vorjahr gab es nur eine leichte Erholung. Das könnte die Wohnungsknappheit verschärfen.

Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen für Wohnungen in der Landeshauptstadt ist im vergangenen Jahr auf niedrigem Stand geblieben. Nach aktuellen Angaben des Statistischen Landesamtes wurde im Jahr 2022 der Bau von genau 871 Wohnungen genehmigt. Das waren zwar 46 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Allerdings handelte es sich dabei auch um das schwächste Jahr der vergangenen zwei Dekaden.

Die Nachfrage nach Wohnraum ist ungebrochen. Potsdam wächst seit mehr als 20 Jahren. Entsprechend viel wurde gebaut. In den meisten Jahren genehmigte die Stadtverwaltung mehr als 1000 Wohnungen. Im Jahr 2014 waren es sogar mal 2735. Im vorletzten Jahr gab es dann einen historischen Einbruch: Nur 593 Wohnungen wurden genehmigt. So wenige wie seit dem Jahr 2006 nicht mehr.

Leerstand seit Jahren verschwindend gering

Weil vergleichsweise wenige Wohnungen genehmigt wurden, könnten auf Potsdams Wohnungsmarkt in den nächsten Jahren Probleme zukommen. Denn der Leerstand in der Stadt ist seit vielen Jahren verschwindend gering. Laut Gutachten im Auftrag des Brandenburger Infrastrukturministeriums gilt Potsdams als Kommune mit angespanntem Wohnungsmarkt. Die Mieten steigen besonders bei Neuvermietungen erheblich. Einzig der stetige Neubau hatte in den vergangenen Jahren für etwas Entlastung gesorgt.

Doch damit könnte es schwierig werden. Denn damit Wohnungen gebaut werden können, muss ihr Bau erst einmal genehmigt werden. Von der Baugenehmigung bis zum Einzug der ersten Bewohner dauert es üblicherweise eineinhalb bis zwei Jahre. Zahlen darüber, wie viele Wohnungen im vergangenen Jahr tatsächlich gebaut wurden, liegen bislang nicht vor. Im Jahr 2021 waren es 1645. Allerdings konnte man seinerzeit noch aus den vielen Baugenehmigungen der Vorjahre schöpfen.

Potsdams spezielle Probleme

Ein Faktor für die Delle beim Wohnungsbau dürften die begrenzten Kapazitäten der Bauwirtschaft und gestiegene Baupreise sein. Seit die Inflation im vergangenen Jahr stark angezogen hat und die Zinsen wieder steigen, müssen Investoren ihre Projekte neu rechnen.

Potsdam hat aber noch ein paar spezielle Probleme: Das Rathaus selbst hat immer wieder über fehlende Kapazitäten für die Bauleitplanung geklagt. Und die ist in vielen Fällen nötig, bevor überhaupt Baugenehmigungen beantragt werden können. Außerdem stehen in der Stadt nach vielen Jahren des Wachstums immer weniger bebaubare Grundstücke zur Verfügung. Schließlich entstanden viele der neuen Wohnungen in den vergangenen Jahrzehnten im Bornstedter Feld – und das ist nun weitgehend bebaut.

Pro Potsdam will 2500 Wohnungen bauen

Allerdings ist es auch nicht so, dass in Potsdam der Wohnungsbau zusammenbricht. So will allein die kommunale Pro Potsdam 2500 Wohnungen bis zum Jahr 2027 bauen. Auf dem ehemaligen Tramdepot an der Heinrich-Mann-Allee stehen 341 Wohnungen des kommunalen Immobilienunternehmens Pro Potsdam kurz vor der Fertigstellung. Auf der gegenüberliegenden Seite der Hannah-Arendt-Straße befinden sich 390 weitere Wohnungen in Planung.

Potsdams größte Reserve ist allerdings das frühere Kasernenareal in Krampnitz. Dort befinden sich 33 Prozent der gesamten Potenzialfläche und sogar 53 Prozent der Bauflächen in kommunalem Besitz. Auf 140 Hektar soll ein neuer Stadtteil entstehen. Wenn alles fertig ist, könnten dort bis zu 10.000 Menschen wohnen. Derzeit saniert der Immobilienkonzern Vonovia Bestandsgebäude. Außerdem hat die Stadt eine Rahmenplanung für ein neues Wohn- und Gewerbegebiet im Norden von Golm angeschoben. Es tut sich also etwas. Allerdings sind das alles keine kurzfristigen Lösungen.

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