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Bauvorhaben in Potsdam, Quelle: QUARTERBACK Immobilien AG

© QUARTERBACK Immobilien AG

Umstrittene Wohnungen am Welterbe: Baustart am Potsdamer Humboldtring ist für 2024 geplant

Für diese Wohnungen hat Potsdam Streit mit der Unseco riskiert und das Nuthewäldchen gerodet. Bald soll nun gebaut werden.

Es ist eines der umstrittensten Wohnungsbauvorhaben der Stadt: der Neubau von rund 250 Wohnungen am Humboldtring in unmittelbarer Nähe des Welterbeparks Babelsberg. Nach jahrelangen Diskussionen war es zuletzt still geworden um das Projekt. Nun plant der Investor den Baustart im ersten Halbjahr 2024, wie der Projektentwickler Quarterback auf PNN-Anfrage mitteilte.

Die Erschließungsarbeiten für das Gesamtareal seien größtenteils abgeschlossen, hieß es weiter. Offen seien noch die Maßnahmen in Bezug auf die Hausanschlüsse und die Oberfläche der Straße. „Die Quarterback Immobilien AG hat den Bauantrag bei der Stadt Potsdam eingereicht, der sich nun bei den zuständigen Behörden in der Bearbeitung befindet“, so ein Sprecher. Die Planung werde derzeit weitergeführt und parallel dazu die Bauausführung vorbereitet. „Nach aktuellem Planungsstand wird von einer Bauzeit von circa 24 Monaten ausgegangen.“

In dem roten Feld sollen die Wohnungen entstehen.

© PNN/Klöpfel

Wie berichtet sind Gebäude mit fünf Vollgeschossen und insgesamt 256 Ein- bis Vier-Zimmerwohnungen geplant. Das ergebe eine Gesamtwohnfläche von mehr als 11.000 Quadratmetern. Gebaut wird auf einem 6700 Quadratmeter großen Grundstück. Jede Wohneinheit soll über einen Balkon oder eine Terrasse verfügen. Vorgesehen ist auch eine Tiefgarage mit mindestens 60 Parkmöglichkeiten sowie Fahrradstellplätze.

Stadtverwaltung befürwortet das Bauprojekt

Quarterback hatte das Projekt vor gut einem Jahr übernommen. Ursprünglich stand der Berliner Projektentwickler BMP hinter dem Neubauvorhaben. Der hatte Anfang 2022 angekündigt, die Pläne auf den wirtschaftlichen Prüfstand zu stellen, nachdem die Fortsetzung der Förderung für energieeffiziente Bauten durch Bundesregierung unklar war.

Das Vorhaben hat eine lange Vorgeschichte: Schon nach dem Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan im Jahr 2014 hatten Schlösserstiftung und Landesdenkmalamt Einwände geäußert. Weil das Gebiet an den Park Babelsberg grenzt und damit in der engeren Pufferzone um das Welterbe liegt, gelten dort strenge Bauvorschriften. Die Stadtverwaltung hatte das Vorhaben mit Verweis auf den großen Bedarf nach Wohnungen in Potsdam befürwortet.

Landesdenkmalamt kritisiert die angeblich verbaute Sicht auf die Innenstadt

Schlösserstiftung und Landesdenkmalamt kritisierten, dass die neuen Wohnblöcke den letzten Rest eines freien Blickes vom Park Babelsberg Richtung Innenstadt verstellen würden. Die Stadtverwaltung vertrat den Standpunkt, dass die Gebäude nicht zu sehen wären. Um die Dimensionen des Eingriffs in die Kulturlandschaft zu demonstrieren, hatte die Stadtverwaltung seinerzeit sogar die Gebäudehöhen mithilfe von Luftballons und Scheinwerfern simuliert.

BMP wollte insgesamt rund 270 Wohnungen errichten. Strittig war dabei nur der westliche Teil des geplanten Projekts. Schlösserstiftung und Landesdenkmalamt hatten dort jegliche Bebauung abgelehnt. Unterstützung erhielten beide Behörden wie berichtet vom Internationalen Rat für Denkmalpflege (Icomos), der die Unesco in Welterbefragen berät.

Schließlich gab es 2019 einen Kompromiss und das Bauprojekt wurde geschrumpft. Das hatte aber Folgen: Zum einen wurde als Kompensation etwas mehr Baumasse an der Nuthestraße eingeplant. Weil aber die lukrative Bebauung mit Blick auf die Havel gestrichen wurde, sei die Bodenwertsteigerung erheblich geringer, hieß es 2021 in einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Andere. Statt zehn bis 20 Prozent Sozialwohnungen, die ursprünglich entsprechend dem Potsdamer Baulandmodell fällig gewesen wären, werde es dort nun gar keine geben.

Im Februar 2021 waren dann Teile des Nuthewäldchens gerodet worden. Aktivisten protestierten dagegen. Der Landesbetrieb Forst Brandenburg hatte dem Antrag des Investors allerdings zugestimmt, eine Waldumwandlung vorzunehmen.

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