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In Potsdam wurden viele Wohnungen gebaut, doch nicht viele günstige (Symbolbild)

© dpa/Patrick Pleul

Potsdams Baulandmodell: 150 Sozialwohnungen nach sechs Jahren

Private Investoren sollen mit der Richtlinie seit 2017 zur Schaffung von günstigen Wohnungen verpflichtet werden. Nun sind die ersten fertig.

Wer in Potsdam eine günstige Wohnung sucht, braucht bekanntlich Geduld. Das liegt an der großen Nachfrage und dem überschaubaren Angebot. Sechs Jahre nach dem Start sind nun die ersten 150 Sozialwohnungen nach dem Potsdamer Baulandmodell fertig. Das teilte die Stadtverwaltung auf PNN-Anfrage mit.

Anfang 2017 hatten die Stadtverordneten das Baulandmodell beschlossen. Auch private Investoren sollten damit verpflichtet werden, Wohnungen zu günstigen Mieten anzubieten. Die Richtlinie könne „einen wichtigen Beitrag dazu leisten, um die Versorgung der Potsdamer Haushalte mit angemessenem und bezahlbarem Wohnraum zu sichern“, sagte der damalige Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD).

Die Richtlinie gilt nicht für Sanierungs- und Entwicklungsgebiete wie etwa das Bornstedter Feld oder die Kaserne Krampnitz, dennoch hat sie das Rathaus häufig angewendet: „Das Potsdamer Baulandmodell fand auf bislang 29 Planverfahren in verschiedenen Verfahrensständen Anwendung.“ In 15 Verfahren liegen den Angaben zufolge abgeschlossene Verträge vor, neun Verfahren befinden sich derzeit aktiv in der Planung. Weitere fünf Verfahren seien in sehr frühen Planungsphasen oder ruhen.

Sozialwohnungen im Promillebereich

Doch so richtig voran geht es mit dem Modell offenbar nicht. Vor einem Jahr hatte das Rathaus noch mitgeteilt, durch Anwendung des Potsdamer Baulandmodells seien bislang rund 180 neue Wohnungen mit Mietpreis- und Belegungsbindungen „vertraglich gesichert“ worden. Davon sind nun 150 fertig. Nun heißt es, weitere 38 Wohnungen seien vertraglich gesichert, der Baubeginn stehe aber noch aus. In der Summe sind das also 188, acht mehr als vor einem Jahr. Angesichts von 94.000 Wohnungen in der Stadt ist das ein Wert im Promillebereich.

Dabei hatte man im Rathaus vor einem Jahr große Hoffnungen. Aus den laufenden Planverfahren, für die der Abschluss entsprechender städtebaulicher Verträge noch bevorstehe, erwarte man weitere gebundene Wohnungen in etwa doppelter Anzahl, hieß es damals.

Das Baulandmodell wird angewendet, wenn die Stadt neue Baugebiete ausweist. Der dabei entstehende Wertzuwachs soll bisher zum Teil für die Schaffung von Sozialwohnungen verwendet werden. Außerdem sieht die bereits drei Jahre länger geltende Richtlinie für die Baulandentwicklung vor, dass aus dem gleichen Wertzuwachs auch die öffentlichen Planungs- und Erschließungskosten getragen werden sowie die Kosten für die zusätzlich nötige soziale Infrastruktur wie Kita- und Schulplätze.

Steigende Kosten fressen Wertzuwachs

Doch es gibt ein Problem. Zwar sind in den vergangenen Jahren die Preise für Bauland in Potsdam deutlich gestiegen. Entsprechend höher müsste also die Wertsteigerung ausfallen. Doch schon vor einem Jahr hatte sich abgezeichnet, dass auch die Kosten für den Hochbau, für die verkehrliche Erschließung und für naturschutzrechtlichen Ausgleich und Ersatz erheblich gestiegen sind. Für Sozialwohnungen bleibt da nicht unbedingt viel übrig.

„Die dramatisch gestiegenen Baufinanzierungskosten und Hochbaukosten wirken sich bereits jetzt nachteilig auf das Wohnungsbaugeschehen aus“, heißt es nun aus dem Rathaus. Selbst bei Vorhaben aus Planverfahren der vergangenen Jahre könne aktuell, sofern nicht bereits mit der Errichtung begonnen wurde, eine erhebliche Zurückhaltung bis hin zum Ruhenlassen von Neubauprojekten auch in Potsdam beobachtet werden.

Ohnehin haben die Sozialwohnungen bei der Verteilung des Wertuzuwachses keine Vorfahrt. Planungs- und Erschließungskosten und die soziale Infrastruktur haben Priorität. „Insgesamt wurden bislang Kostenbeteiligungen für die Herstellung zusätzlicher Platzbedarfe in Kitas, Krippen, Horten und Grundschulen in Höhe von rund 7,7 Millionen Euro gesichert.“ Davon seien bereits 5,5 Millionen Euro auch bezahlt. „Das entspricht rund 90 Plätzen in Krippen und Kitas, rund 62 Hortplätzen und rund 86 Grundschulplätzen.“

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