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Am Palais Lichtenau befindet sich der Sitz des Potsdamer Jugendamts - dessen Mitarbeiter als besonders belastet gelten.

© Ottmar Winter PNN

Überlastete Kommunalbehörden: Rathaus benötigt mehr Personal als bisher bekannt

Mit dem nächsten Haushalt will die Stadtverwaltung 290 neue Stellen schaffen - doch nötig wären deutlich mehr. Das zeigt eine neue Analyse.

In den vergangenen Jahren haben einzelne Behörden in der Stadtverwaltung immer wieder einmal extreme Überlastung gemeldet, zum Beispiel das Jugendamt. Mit dem neuen Doppelhaushalt 2023/2024 sollen Mitarbeiter für rund 330 unbesetzte Stellen gefunden und auch 290 neue Jobs geschaffen werden. Doch nun zeigt eine neue Analyse aus dem Personalbüro des Rathauses: Nötig wären eigentlich weitere 295 Mitarbeiter, vor allem in den Dezernaten für Soziales und Jugend.

Zusammen addiert müsste die Stadtverwaltung - aktuell mehr als 2100 Mitarbeiter - also noch rund 900 Menschen extra einstellen. Dieses Ergebnis der neuen Personalbedarfsanalyse soll nächsten Mittwoch im Hauptausschuss der Stadtverordneten erstmals diskutiert werden.

Das Papier ist nach einem Ende 2021 gefassten Beschluss auf Antrag der Linken erarbeitet worden, eigentlich sollte es schon 2022 vorliegen - allerdings musste es genau wegen der Überlastung der Verwaltung immer wieder verschoben werden, zuletzt nach dem drohenden Cyber-Angriff. Dazu räumt der Personalbereich ein: „Die Analyse entspricht nicht den neuesten Methoden und Möglichkeiten einer Personalbemessung“. Kriterien für die objektive Bemessung des Bedarfs seien „nur eingeschränkt eingeflossen“.

Vertiefte Analyse geplant

Angekündigt werden denn auch vertiefende Betrachtungen. So würden in den Behörden mit Nachholbedarf sogenannte Organisationsuntersuchungen veranlasst - das betreffe die Fachbereichen 23 für Bildung, Jugend und Sport, für Wohnen, Arbeit und Integration, für Personal und Organisation sowie für Digitales und E-Government. „Entsprechende Ergebnisse werden im Laufe des Jahres 2023 erwartet.“ In einigen dieser Bereiche seien „zeitliche Verzögerungen“ auch bei Pflichtleistungen möglich.

150
Mitarbeiter pro Jahr kann die Stadt im Schnitt zusätzlich an sich binden

Zugleich zeigt die Analyse auch, dass jenseits des Bedarfs, auch die Besetzung der nötigen Stellen nicht sofort möglich ist und dauert. „Die Verwaltung kann durchschnittlich, über die letzten Jahre gemessen, netto 150 Mitarbeitende neu binden.“ Bei einem Bedarf von rund 1000 neuen Mitarbeitern würde das also knapp sieben Jahre dauern. Allerdings hofft man auch auf Beschleunigung.

Zudem finden sich einige bemerkenswerte Details: Das Papier zeigt zum Beispiel, dass Potsdam im Vergleich mit anderen Kommunen etwa im Mittelfeld liegt - mit aktuell rund 14 Stellen pro 1000 Einwohnern. Zum Vergleich: Die Landeshauptstadt Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern hat nur etwas als zehn mehr solcher Stellen, die sächsische Hauptstadt Dresden hingegen knapp 24. Welche Schlüsse sich daraus ziehen lassen, bleibt aber offen.

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