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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) unterschreibt auf einem Feuerwehrauto, das für die Ukraine gespendet wird.

© Andreas Klaer

Scholz besucht Feuerwehr in Potsdam: Hilfe für ukrainische Brandbekämpfer

Olaf Scholz (SPD) war am Samstag auf der Hauptwache, um über den Ukraine-Hilfskonvoi der Feuerwehren zu sprechen. Die Helfer hatten eine Bitte an den Kanzler.

Fast 600 Tonnen Ausrüstung für Brandbekämpfung und Lebensrettung und 70 Einsatzfahrzeuge haben Feuerwehrmänner und -frauen aus Brandenburg seit Kriegsbeginn in die Ukraine gebracht. Davon zeigte sich auch Olaf Scholz (SPD) beeindruckt: Um über die Feuerwehr-Hilfsbrücke-Ukraine zu sprechen, hat Bundeskanzler Scholz am Samstag die Hauptwache der Feuerwehr Potsdam besucht.

Doch die Helfer traten auch mit einer Bitte an den Kanzler heran, der in Potsdam seinen Wahlkreis hat: „Wir hoffen, dass uns die Bundesregierung dabei unterstützt, den Kameraden in der Ukraine weiter helfen zu können“, sagte Daniel Brose, einer der Vize-Präsidenten des Landesfeuerwehrverbands Brandenburg.

Die Feuerwehr-Hilfsbrücke-Ukraine startete schon kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs: Am 9. März 2022 fuhr der erste Konvoi in die polnische Stadt Rzeszów, etwa eine Autostunde von der ukrainischen Grenze entfernt. Die Berufsfeuerwehr in Polen betreibt hier einen Logistikumschlagplatz und transportiert die Hilfsgüter von dort weiter in die ukrainische Stadt Lwiw.

Herr Scholz war sehr interessiert, ich hatte nicht den Eindruck, dass das für ihn bloß ein Pflichttermin war.

Jan von Bergen, Vizepräsident des Feuerwehr-Landesverbands Brandenburg

Inzwischen sind schon elf Hilfskonvois nach Rzeszów gefahren. Der nächste soll zwischen dem 8. und 10. Juli starten, und zwar mit einer besonderen Spende: ein Löschfahrzeug, auf dem der Bundeskanzler höchstpersönlich unterschrieben hat.

Bundeskanzler Olaf Scholz beim Selfie mit dem Potsdamer Feuerwehrchef Ralf Krawinkel.
Bundeskanzler Olaf Scholz beim Selfie mit dem Potsdamer Feuerwehrchef Ralf Krawinkel.

© Andreas Klaer

Ob Olaf Scholz auch für die erbetene Unterstützung sorgen wird, hat er an diesem Tag nicht verraten. Jan von Bergen, Vizepräsident des Feuerwehr-Landesverbands ist jedenfalls optimistisch: „Herr Scholz war sehr interessiert, ich hatte nicht den Eindruck, dass das für ihn bloß ein Pflichttermin war“, sagt er.

Hilfe soll nach dem Krieg weitergehen

Das Land Brandenburg unterstützt die Feuerwehr-Hilfsbrücke bereits mit 25.000 Euro, Innenminister Michael Stübgen (CDU) ist Schirmherr des Projekts. „Das ist gut, aber es reicht nicht“, sagt von Bergen. Dabei gehe es nicht nur ums Geld: Neben den Kosten für Fahrt und Verpflegung würden sich die Feuerwehren auch über Beratung freuen.

„Uns interessieren Fragen wie: Wie sieht es mit dem Versicherungsschutz aus, wenn wir in die Ukraine wollen? Ist es uns auch möglich, dort zu helfen, freiwillige Feuerwehren aufzubauen? Um diese Fragen zu klären, brauchen wir Beratung“, so von Bergen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) besucht das Projekt „Feuerwehr-Hilfsbrücke-Ukraine“, neben ihm Ralf Krawinkel, Leiter der Potsdamer Feuerwehr.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) besucht das Projekt „Feuerwehr-Hilfsbrücke-Ukraine“, neben ihm Ralf Krawinkel, Leiter der Potsdamer Feuerwehr.

© dpa/Annette Riedl

Scholz sagte, er sei „beeindruckt, wie viel Solidaritätsarbeit für die Ukraine geleistet wird“: „Man kann nicht genug Danke sagen“, so der Bundeskanzler. Dabei gehe es nicht nur um die handfeste Hilfe, sondern auch „die emotionale Unterstützung derer, die täglich den russischen Bombenterror“ erleben.

Man kommt wieder auf den Boden der Tatsachen, alle unsere Luxusprobleme sind auf einmal fort.

Jens Heindorf, freiwilliger Feuerwehrmann

Emotional war die Hilfsaktion auch für die beteiligten Feuerwehrmänner und -frauen: „Dort helfen zu können, das hat ein Glücksgefühl in mir ausgelöst“, sagt Jens Heindorf, stellvertretender Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr in Potsdam-Bornstedt.

Er war schon einige Male bei der 14-stündigen Fahrt nach Rzeszów dabei. Die polnische Stadt sei Potsdam gar nicht so unähnlich, erzählt er. Schlösser gebe es dort und Parks, die zum Spazieren einladen.

Die Fahrt durch Polen bereitet ihm immer besondere Freude: „Feuerwehrmänner werden dort sehr geschätzt: Bauarbeiter grüßen uns, wenn wir vorbeifahren und auf der Autobahn wird uns Platz gemacht“, so Heindorf. Vom Krieg, der einige hundert Kilometer östlich tobt, spüre man dort nichts. Trotzdem hätten ihn die Reisen nachdenklich gemacht: „Man kommt wieder auf den Boden der Tatsachen, alle unsere Luxusprobleme sind auf einmal fort“, sagt er.

Sebastian Rost hat von der Heimat aus mitgeholfen. Der junge Feuerwehrmann ist für die Logistik der Hilfsaktion zuständig. Für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit, den ukrainischen Kameraden im Kriegsgebiet zu helfen: „In den Nachrichten war zu sehen, dass auch auf ukrainische Feuerwachen geschossen wird“, sagt er. „Es brennen sogar Feuerwehrautos ab. Das trifft einen doch“, so der junge Feuerwehrmann.

Nach dem Hilfskonvoi im Juli, bei dem der vom Bundeskanzler signierte Einsatzwagen übergeben wird, ist für 2023 noch eine weitere Fahrt geplant.

Von Bergen sagt, man würde gerne drei- bis viermal pro Jahr Hilfsgüter schicken. „Und es soll auch nach dem Krieg weitergehen. Wir wollen beim Wiederaufbau helfen“, sagt er. In der Ukraine gebe es zum Beispiel keine freiwillige Feuerwehr, wie man sie hierzulande kennt. Von Bergen würde gerne dabei helfen, diese aufzubauen und auszubilden.

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