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Die Suche nach einer angeblichen Löwin hält Polizei und Gemeinde mehr als 30 Stunden in Atem.

© dpa/Fabian Sommer

Update

Ergebnisse nach Löwensuche: Spuren aus Kleinmachnow stammen nicht von einer Raubkatze

Nach einer ersten Auswertung ist klar: Eine südlich von Berlin entdeckte Kotprobe stammt nicht von einem Fleischfresser. Letzte Gewissheit gibt es aber noch nicht.

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Die letzte Gewissheit fehlt noch, aber durch die Wälder Kleinmachnows im Süden Berlins läuft wohl – wie vermutet – keine Löwin. Das ist das Ergebnis eines Vorabbefundes des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung, das gefundene Kot- und Haarproben untersucht.

„Das Labor schließt aufgrund der visuellen Inspektion daher darauf, dass es sich beim Untersuchungsgegenstand mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht um Katzenhaar handelt“, teilte die Gemeinde Kleinmachnow am Montagmittag zum Ergebnis der Haaruntersuchung mit.

„Rein visuell spreche also bereits eine Menge dafür, dass es sich um ein Wildschweinhaar handelt, heißt es im Bericht“, so Martina Bellack, Sprecherin der Gemeinde. Eine abschließende Untersuchung steht aber noch aus.

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Löwenhaare sind leicht verformbar und sehr dünn

„So wurde festgestellt, dass das einzelne aufgefundene Haar keine Eigenschaften hatte, die man von Katzenhaaren kenne“, so Bellack. Das Haar habe sich nicht verformen lassen, sondern habe immer wieder seine gebogene Form angenommen. Dabei bezog sie sich auf den Bericht des Leibniz-Instituts. Laut des Berichts sind Löwenhaare sehr dünn, leicht verformbar und in der Nähe ihrer Wurzel eher weiß. Das gefundene Haar war an seinem Anfang – an der Hautseite – dagegen fast schwarz.

Labor geht von Pflanzenfresser aus

Auch die eingereichte Kotprobe stammt laut der Experten nicht von einem Fleischfresser. „Nach ersten Untersuchungen zeige sich in der Laborprobe aber ein hoher Anteil an Pflanzenmaterial, was dagegenspricht, dass es sich um ein hauptsächliches Fleisch fressendes Tier handele“, so Bellack. „Die Annahme, dass in Kleinmachnow ein Löwe frei herumlief, ist somit noch ein Stück weiter entkräftet“, so die Gemeindesprecherin. 

Zwar sind Wildschweine keine reinen Pflanzen-, sondern Allesfresser. Silke Ohm, Tierärztin im Veterinärwesen des Landkreises Potsdam-Mittelmark, sagte dieser Zeitung, dass der Kot dennoch von einem Wildschwein stammen könnte, da „überwiegend“ Pflanzenmaterial gefunden worden ist und sich die Tiere überwiegend von Pflanzen ernährten.

Auch Jagdpächter Peter Hemmerden, der die Proben gesammelt und maßgeblich an der Suche nach der vermeintlichen Löwin beteiligt war, ist sich sicher: „Das ist 100 Prozent ein Wildschwein“. Der Kot deute klar auf den eines Wildschweines hin. Beim Haar sagte Hemmerden allerdings: „Rein optisch hatte ich das nicht einem Wildschwein sofort zugeordnet.“

DNA-Analyse soll endgültige Gewissheit bringen

Endgültige Gewissheit wird wohl erst das abschließende Ergebnis des Labors liefern. Das Institut versucht nun, weitere Gewissheit durch eine DNA-Analyse zu gewinnen. „Das ist ein aufwendigeres Verfahren, das einige Zeit in Anspruch nehmen wird“, sagte Ohm. Mit den Ergebnissen rechnen die Behörden noch im Laufe des Montags oder am Dienstag.

Inzwischen ist in Kleinmachnow wieder Normalität eingekehrt. Die Polizei hat ihren Einsatz zurückgefahren. „Wir fahren immer Streife, aber es gibt keine verstärkte Präsenz mehr“, sagte Stefanie Wagner-Leppin, Sprecherin der Polizeidirektion West. Eine Anfrage an das Innenministerium Brandenburg über die Kosten des Sucheinsatzes blieb bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet.

Der Kinosommer, der am Wochenende in Kleinmachnow lief, fand, wie geplant im Freien statt. Nur das Sommerkonzert wurde nach drinnen verlegt – allerdings aufgrund des Wetters, wie Bellack sagte. „Wir haben hier wieder ein normales Leben.“

Video löste großangelegte Suche aus

Das Video eines Anwohners hatte in der Nacht zum vergangenen Donnerstag eine großangelegte Suche ausgelöst. Auf der Aufnahme war nach erster Einschätzung der Polizei eine Löwin zu sehen. Die Polizei suchte mit mehr als 100 Beamten, mit Hubschraubern, Wärmebildkameras und Fährtenhunden nach dem Raubtier. Während des 30-stündigen Einsatzes konnten jedoch keine gesicherten Beobachtungen gemacht werden.

Am Freitagmittag wurde der Einsatz abgebrochen, nachdem Experten nach Analysen der Bilder erklärt hatten, dass es sich höchstwahrscheinlich nicht um eine Löwin, sondern um ein Wildschwein gehandelt habe. Nach Angaben des Bürgermeisters Michael Grubert (SPD) und der Polizei fanden sich keine Hinweise auf eine Löwin. Die Behörden sahen keine akute Gefahr mehr und hoben eine Warnung auf.

Politik und Gewerkschaft verteidigen Einsatz

Berlins Senatschef Wegner verteidigte die aufwendige Suche am Montag gegen Kritik: „Ich hätte gern die Nachrichten gesehen, wenn es dann doch eine Löwin gewesen wäre“, sagte er in den Fernsehsendern RTL und n-tv. „Stellen Sie sich vor, es wäre doch eine Löwin gewesen, die vielleicht sogar noch Kinder gerissen hätte.“

Dass es ein Wildschwein war, das lässt doch aufatmen.

Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin

Es sei Aufgabe von Politik und Polizei, Sicherheit zu gewährleisten. Auch er sei bei Ansicht des Videos nicht davon ausgegangen, dass es nur ein Wildschwein zeige, sagte Wegner. Letztlich sei es beruhigend, dass es sich am Ende anders darstelle. „Dass es ein Wildschwein war, das lässt doch aufatmen.“

Auch Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) verteidigte den Großeinsatz der Polizei trotz hoher Kosten. „Die Sicherheit der Bevölkerung hat oberste Priorität“, sagte Stübgen der Deutschen Presse-Agentur.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Brandenburg hält den Polizeieinsatz ebenfalls für gerechtfertigt. „Wir fahren lieber einmal zu viel raus als einmal zu wenig“, sagte die Landesvorsitzende Anita Kirsten laut einer Mitteilung am Montag. „Alle Hinweise aus der Bevölkerung werden von uns ernst genommen, bewertet und ein entsprechender Einsatz ausgelöst. Eine Bedrohung durch eine frei laufende Löwin ist nicht zu unterschätzen, da ist ein hoher Kräfteeinsatz gerechtfertigt, bis die Lage geklärt ist.“

Dass nun wieder Stimmen laut würden, die den Einsatz als unnötig oder zu teuer bewerteten, sei kontraproduktiv, sagte Kirsten. „Bürgerinnen und Bürger, aber auch Kommunalvertreter, dürfen durch solche medialen Diskussionen nicht abgeschreckt werden, bei einer vermeintlichen Gefahrenlage die Polizei zu alarmieren.“ (mit dpa, AFP)

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