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Die US-Raumfähre «Columbia» zerfällt beim Eintritt in die Atmosphäre am 1. Februar 2003 in großer Höhe über Nordtexas in mehrere Teile.

© dpa / Robert Mccullough

Tagesrückspiegel – Heute vor 20 Jahren: Einer der dunkelsten Tage der Raumfahrtgeschichte

Anfang 2003 hatte die Nasa die Chance auf eine echte historische Ruhmesleistung. Man entschied sich aber für „Wird schon gutgehen“.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Es ist eines jener Ereignisse, bei denen man sich auch viele Jahr später noch erinnert, wo genau man war, als man davon erfuhr.

Am 1. Februar 2003, heute vor 20 Jahren, drang Reibungshitze durch den Hitzeschild der Raumfähre Columbia. Sie weichte die Struktur der linken Tragfläche auf. Die Fähre geriet beim Wiedereintritt in die Atmosphäre ins Taumeln und zerbrach in mehr als 60 Kilometern Höhe. Die Mitglieder der Crew hießen Rick Husband, William McCool, Michael Anderson, Kalpana Chawla, David Brown, Laurel Clark und Ilan Ramon. Letzterer war der erste Raumfahrer Israels.

Der fatale Schaden entstand beim Start

Sie hatten nicht den Hauch einer Überlebenschance. Ihre letzten Sekunden müssen der reine Horror gewesen sein, denn sie bekamen mit, dass etwas nicht in Ordnung war. Und sie ahnten, wussten mit Sicherheit auch, was.

An jenem Morgen über Texas war es fast genau 22 Jahre her, dass – zufällig am 20. Jahrestag von Juri Gagarins allererstem Weltraumflug – mit eben jener Columbia erstmal eine bemannte US-Raumfähre gestartet und sicher zur Erde zurückgekehrt war. Damals war fast alles gut gegangen.

08.07.2011: Zum letzten Mal war mit der Atlantis ein Space Shuttle unterwegs ins All.

© Reuters

Nur Teile des Hitzeschutzes waren beim Start sichtbar beschädigt worden. Geschäumtes Isoliermaterial eines Treibstofftanks, das beim Start zerbrochen war, hatte den Schaden ausgelöst. Noch während des Aufenthalts im All gab die Nasa Entwarnung. Die Schäden seien keine Gefahr. Die beiden Astronauten kehrten tatsächlich sicher zurück.

Desaster mit Ansage

Soweit heute bekannt, folgten noch mehrere Flüge mit ähnlichen Problemen, inklusive Wiedereintritten in die Atmosphäre, bei denen die Crews nur knapp einer Katastrophe entgingen. Vor 20 Jahren wurden erneut Schäden festgestellt. Ingenieure erbaten die Erlaubnis für eine detailliertere Untersuchung noch im Orbit. Die Chefs lehnten ab. Soweit bekannt taten sie dies, weil sie der Meinung waren, das man ohnehin nichts hätte machen können.

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Missionen mit Space Shuttles sind insgesamt gestartet.

Eine Kommission kam danach zu einem anderen Schluss: Zwar wäre eine Reparatur im All wenig aussichtsreich gewesen, aber das bereits in Startvorbereitung befindliche Shuttle Atlantis hätte, wären ein paar Sicherheitstests ausgelassen worden, zu einer Rettungsmission starten können, bevor den Astronauten die Luft zum Atmen ausgegangen wäre.

Die sieben hätten die Chance gehabt, heute noch zu leben. Eine erfolgreiche Rettungsmission wäre dann wohl die bis dahin ruhmreichste Tat von Nasa-Astronauten geworden. Stattdessen sagte man, wie offenbar mehrmals zuvor, „It’s gonna be okay“. So wurde der 1. Februar 2003 zu einem der dunkelsten Tage der Raumfahrtgeschichte überhaupt.

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