zum Hauptinhalt
Ham, der da noch Chop Chop Chang hieß, bei der Vorbereitung.

© Nasa / NASA

Tagesrückspiegel – Heute vor 62 Jahren: Der erste Affe im Weltraum

Primaten sammeln Daten. Wer Tierversuche ablehnt, sollte hier lieber nicht weiterlesen. Aber zumindest ging alles gut und das Tier lebte danach noch ziemlich lang.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Mit Namen hat die Nasa mal Glück, mal nicht so. Den zu jenem Zeitpunkt wissenschaftlich bedeutendsten Klimasatelliten etwa nannte man „Glory“, also Ruhm. Er fiel aber, bevor er auch nur ein Byte an Daten schicken konnte, im März 2011 ruhmlos ins Meer.

Mythisch musste sein

Bei Apollo, etwa 50 Jahre zuvor, dachte man sich nicht einmal groß etwas. Es sollte halt ein Gott aus antiker Mythologie sein, nach Vorbild Merkurs, zu englisch „Mercury“, des ersten Programms der Nasa für bemannte – heute wohl „bemenscht“ genannte – Raumfahrt. Dass Apollo, beziehungsweise Apollon, auch ein guter Bogenschütze war, bekannt dafür, weit entfernte Ziele verlässlich zu treffen, erfuhren die Ingenieure erst später. Glück gehabt.

Aber wie konnte man nur den erste Menschenaffen im Weltall „Ham“ nennen, also Schinken?

“Totes Tier“, noch dazu wie zum traditionellen amerikanischen Frühstück angebraten, genau das wollte man eigentlich vermeiden. Der Schimpanse sollte nicht nur die Bedingungen des Weltraums, sondern auch den heißen Wiedereintritt in die Atmosphäre mit Hilfe des Hitzeschildes überstehen.

Kurzer Flug, langes Leben

Jedenfalls hat es geklappt. Der Affronaut kam ungegrillt zur Erde zurück, am 31. Januar 1961, also heute vor 62 Jahren.

Aber selbst mit der Herkunft hatte man es bei der Nasa nicht so. Ham war kein Amerikaner, sondern war in der französischen Kolonie Kamerun geboren und von Wilderern, die dafür heute vor Gericht kommen würden, nach Florida verkauft worden.

Alan Shepard, erster menschlicher US-Amerikaner, der ins All flog.

© AFP

Aber in einem Affen-Astronauen-Corps aus ursprünglich 50 Tieren war er eben der Beste und bestand alle Gesundheitschecks. Vor allem lernte er am verlässlichsten, auf ein Lichtsignal hin Hebel zu bedienen. Und während seines 17 Minuten langen suborbitalen Fluges bis in 250 Kilometer Höhe tat er dies fast ebenso schnell wie am Boden. Es war der entscheidende Befund, denn es ließ hoffen, dass ein erster Primat aus der Gattung Homo dort oben wohl auch Herr seiner Sinne sein und Instrumente bedienen können würde. Dass auch der dann kein Amerikaner sein sollte, ist hinlänglich bekannt.

Ham wohnte danach noch bis zu seinem altersbedingten Tod 1983 in amerikanischen Zoos. Und seinen Namen bekam er übrigens sicherheitshalber erst nach seiner Rückkehr aus dem All. Es war schlicht die Abkürzung für das Holloman Aerospace Medical Center in New Mexico, wo er trainiert worden war. Seine Betreuer hatten ihn immer Chop Chop Chang genannt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false