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Streik am Hamburger Helmut-Schmidt-Airport am 1. Februar.

© imago/Chris Emil Janßen/IMAGO/Chris Emil Janssen

Update

Deutschland im Streik-Modus: Verdi legt Flughäfen lahm – und am Freitag den ÖPNV

Mit ihren Warnstreiks legt Verdi am Donnerstag elf Flughäfen weitgehend lahm – und Freitag den ÖPNV fast deutschlandweit. Mit Recht, sagt Verdi-Vorsitzender Frank Werneke.

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Schon wieder müssen Reisende wegen eines Arbeitskampfs umplanen. Elf deutsche Flughäfen werden vom Sicherheitspersonal am Donnerstag bestreikt, in Hamburg auch noch am Freitag. Nach Schätzung des Flughafenverbandes ADV sollen bundesweit rund 1100 Flüge ausfallen oder verspätet starten. Betroffen sind schätzungsweise 200.000 Passagiere.

Am Fraport sind den gesamten Donnerstag über keine Zustiege möglich. Von 1120 geplanten Flugbewegungen wurden zunächst rund 310 abgesagt, wie ein Sprecher des Betreibers mitteilte. Der Hauptkunde Lufthansa hatte angekündigt, den Großteil seines Programms in Frankfurt einschließlich der Fernflüge insbesondere für Umsteiger aufrechtzuerhalten.

Im Transitbereich habe es am Morgen keine Unregelmäßigkeiten gegeben, sagte der Fraport-Sprecher. Hier müssen einige Umsteiger nachkontrolliert werden, die nicht aus sicheren Herkunftsländern nach Frankfurt geflogen sind. Hierfür gibt es einen vereinbarten Notdienst. Fraport hatte Passagiere aufgerufen, nicht zum Flughafen zu kommen und sich mit ihren Airlines in Verbindung setzen, um andere Reisemöglichkeiten zu erhalten. Im Online-Informationsangebot des Flughafens waren am Morgen zahlreiche Annullierungen zu sehen.

Am Hauptstadt-Flughafen BER seien alle rund 170 Starts gestrichen, bestätigte eine Flughafensprecherin. Der Streik laufe wie angekündigt. Zudem sei etwa jede vierte Ankunft gestrichen. Das Terminal war weitgehend menschenleer. Nur wenige Passagiere suchten Orientierung. Der Flughafen erwartete für Donnerstag ursprünglich knapp 50.000 Passagiere. 

Ein Monitor informiert zum Streik im Wartebereich. Die Gewerkschaft Verdi hat die Belegschaften der privaten Sicherheitsunternehmen an elf Flughäfen zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen.
Ein Monitor informiert zum Streik im Wartebereich. Die Gewerkschaft Verdi hat die Belegschaften der privaten Sicherheitsunternehmen an elf Flughäfen zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen.

© picture alliance/dpa

Sicherheitskräfte fordern 2,80 Euro mehr Lohn pro Stunde

Luftsicherheitskräfte sind etwa an den Kontrollen für Passagiere, Gepäck und Personal tätig. Ohne sie ist ein normaler Betrieb nicht möglich. In dem Tarifkonflikt fordert Verdi 2,80 Euro mehr Lohn pro Stunde, höhere Funktionszulagen und Mehrarbeitszuschläge ab der ersten Überstunde.

Warnstreik am Hamburger Flughafen auch am Freitag

Für Freitag rief Verdi zu einem weiteren Warnstreik am Hamburger Flughafen auf. Diesmal sollen Bodenverkehrsdienstleister von 3 Uhr bis 23.59 Uhr die Arbeit niederlegen, teilte die Gewerkschaft am Donnerstag mit. Wegen eines Warnstreiks der Luftsicherheitskräfte fallen bereits am Donnerstag alle Abflüge und etwa 40 Ankünfte aus.

Betroffen seien die Dienstleister Groundstars, Stars und Cats. Deren Beschäftigte sind laut Verdi unter anderem für die Be- und Entladung der Flugzeuge, die Bereitstellung technischen Geräts, das Zurückschieben der Flugzeuge, die Gepäckabfertigung, die Flugzeug-Enteisung sowie die Innenreinigung der Maschinen zuständig.

Auf der Anzeigetafel im Terminal 1 im Flughafen Hamburg sind alle Abflüge gestrichen.
Auf der Anzeigetafel im Terminal 1 im Flughafen Hamburg sind alle Abflüge gestrichen.

© dpa/Christian Charisius

Nach Verdi-Angaben hat die Arbeitgeberseite in mittlerweile zwei Verhandlungsrunden kein Angebot vorgelegt. Der nächste Verhandlungstermin sei für den 19. Februar angesetzt. Am Streiktag sei zwischen 12 und 14 Uhr am Airport eine Kundgebung auf dem Parkdeck 4 vor dem Terminal 2 geplant.

Bereits am Donnerstag ging am Flughafen Hamburg so gut wie nichts. Wegen des bundesweiten Warnstreiks fallen alle Abflüge und etwa 40 Ankünfte aus, wie der Airport am Morgen auf seiner Webseite mitteilte. Das entspricht etwa einem Drittel aller geplanten Ankünfte am Donnerstag. Viele Fluggesellschaften seien zurzeit dabei, noch mehr Ankünfte zu streichen, sagte eine Sprecherin des Flughafens am Morgen.

„In den Terminals herrscht heute zum großen Teil gähnende Leere, die Lage ist ruhig. Fast 30.000 Reisende wollten hier heute abfliegen oder ankommen - diese Pläne wurden von Verdi nun durchkreuzt“, sagte Janet Niemeyer, Pressesprecherin am Hamburg Airport, laut Mitteilung. Der Streik treffe viele Unbeteiligte, die zum Teil lange auf ihre Urlaubsreise gespart hätten oder ihre Freunde und Verwandte nach langer Zeit wiedersehen wollten. Auch die Vorabend-Check-ins für die am Freitag geplanten Flüge seien am Donnerstag nicht möglich.

Die Arbeitgeber vom Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) haben nach eigenen Angaben für dieses Jahr vier Prozent und für das kommende Jahr drei Prozent mehr Geld angeboten. Der Streik sei völlig unangemessen, sagte Frank Haindl von der BDLS-Tarifkommission. Es müsse verhindert werden, dass es zu ausufernden Streiks wie bei der Deutschen Bahn komme.

Frank Werneke, Vorsitzender der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, spricht mit Journalisten am Rande der dritten Runde der Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes der Länder. +++ dpa-Bildfunk +++
Frank Werneke, Vorsitzender der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, spricht mit Journalisten am Rande der dritten Runde der Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes der Länder. +++ dpa-Bildfunk +++

© picture alliance/dpa/Carsten Koall

Verdi-Chef Frank Werneke verteidigte den Streik. „Die Arbeitsbedingungen in diesen Bereichen sind so katastrophal, dass die Menschen Entlastung haben wollen“, sagte Werneke am Donnerstag im ARD-„Morgenmagazin“. In beiden Bereichen bewege sich bei den Tarifverhandlungen derzeit nichts.

Dass die Streiks dort kurz nach dem Ende des Lokführerstreiks stattfinden, sei ein „Zufall des Kalenders“, sagte Werneke. Generell habe die Bereitschaft, sich in Tarifrunden, bei Diskussionen über Forderungen oder bei Streiks einzubringen, zugenommen.

Am Freitag wird der ÖPNV bestreikt

Wenn der Warnstreik an den meisten Flughäfen vorbei ist, geht es am Freitag mit einem Warnstreik im öffentlichen Personennahverkehr weiter. Im ÖPNV kritisierte der Verdi-Chef schlechte Arbeitsbedingungen und eine massive Unterfinanzierung. „In den Haushaltsberatungen heute werden die Mittel gekürzt für den Nahverkehr und deshalb ist es Zeit, sich zu wehren“, sagte Werneke. (AFP, dpa)

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