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Ein Blick auf den internationalen Flughafen Pulkowo in St. Petersburg (Symbolbild)

© IMAGO/ITAR-TASS/Alexander Demianchuk

Hessen und Frankfurt beteiligt: Fraport-Konzern hält Anteile an offenbar militärisch genutztem Flughafen in Russland

Die Verantwortlichen in Hessen bezweifeln eine militärische Nutzung des St. Petersburger Flughafens Pulkowo. Ein Rechercheverbund will mit Satellitenaufnahmen das Gegenteil beweisen.

Der deutsche Flughafenkonzern Fraport hält auch fast anderthalb Jahre nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine Anteile an der Betreibergesellschaft des St. Petersburger Pulkowo-Flughafens. Viele westliche Firmen hatten sich bereits kurz nach Start der massiven Kampfhandlungen vom russischen Markt zurückgezogen.

Eine Recherche von WDR, NDR und „Süddeutscher Zeitung“ bringt das Unternehmen Fraport, an dem das Bundesland Hessen und die Stadt Frankfurt am Main mit etwa 50 Prozent beteiligt sind, in Erklärungsnot.

Der russische Zivilflughafen soll demnach in den vergangenen Monaten auch von Militärmaschinen genutzt worden sein – darunter von der Söldnertruppe Wagner, die ihren Hauptsitz in der russischen Hafenstadt hatte.

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Zudem gebe es wohl eine Ausstiegsklausel, die Fraport die Möglichkeit gibt, seine Anteile an dem russischen Flughafen abzustoßen, sollte dieser für kriegerische Handlungen genutzt werden, heißt es in dem Bericht. Auf Anfrage habe die hessische Landesregierung mitgeteilt, keine „neuen Erkenntnisse zu diesem Thema“ zu haben.

Ein russischer Tupolew-Tu-22M3-Bomber auf dem syrischen Luftwaffenstützpunkt Khmeimim (Symbolbild)

© imago images/ITAR-TASS/Russian Defence Ministry/Vadim Savitsky

Der Bericht der ARD-„Tagesschau“ nennt drei konkrete Fälle, in denen Militärmaschinen den zivilen Flughafen genutzt haben sollen. Im Juni 2022 soll ein Transportflugzeug vom Typ Iljuschin Il-76 auf dem Flughafen gesichtet worden sein. Satellitenaufnahmen würden das belegen.

Etwa ein Jahr später landete die Maschine demnach auf der US-Sanktionsliste, da der staatliche russische Eigner wiederholt Wagner-Truppen und -Ausrüstung transportiert habe. Eine weitere Transportmaschine der Firma soll den St. Petersburger Flughafen im Juli 2022 genutzt haben. Diese sei mittlerweile ebenfalls sanktioniert.

Russischer Bomber auf Zivilflughafen?

Im März dieses Jahres würden Satellitenbilder zudem einen russischen Bomber vom Typ Tu-22M3 in Pulkowo zeigen. Nicht etwa auf militärischen Luftwaffenbasen, wie Fraport zu erklären versucht, sondern laut den Recherchen auf dem zivilen Flughafen.

Der Bomber kann unter anderem KH-22-Marschflugkörper tragen, schreibt die „Tagesschau“. Raketen, die eigentlich für den Einsatz gegen Schiffe gedacht sind, aber von Russland offenbar auch gegen zivile Ziele in der Ukraine eingesetzt werden.

Unklar sei, ob die recherchierten Maschinen auch im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt würden. Die hessische Landesregierung bezieht sich auf das Auswärtige Amt in Berlin, wenn sie die militärische Nutzung des Pulkowo-Flughafens zurückweist.

So einfach scheint die Sache aber nicht zu sein: Auf ARD-Anfrage habe man Wiesbaden Informationen zu dem Thema übermittelt, heißt es aus dem Auswärtigen Amt. Allerdings handele es sich dabei um Verschlusssachen, also geheimdienstliche Informationen, etwa von Partnergeheimdiensten. (Tsp)

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