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Die Spielerinnen von Potsdam im gemeinsamen Kreis. Gegen Wolfsburg wird es auch auf den Teamgeist ankommen.

© dpa/Michael Bahlo

Turbine Potsdam vor dem Pokalspiel: Inzwischen ganz weit weg vom VfL Wolfsburg

Mit zahlreichen Meisterschaften und Champions-League-Titeln gehören Potsdam und Wolfsburg zu den erfolgreichsten Klubs Deutschlands. Doch die Entwicklung der beiden Aushängeschilder des Frauenfußballs hätte in den letzten Jahren kaum konträrer sein können.

Turbine Potsdam gegen VfL Wolfsburg. So hieß es vor gut einem Jahr im DFB-Pokalfinale. Den entschied der VfL schon damals mit 4:0 für sich. Nun kommt es am Sonntag (14 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion) zu einer Zweitrundenbegegnung, bei der die Favoritenrolle kaum klarer verteilt sein könnte.

Mit Wolfsburg steht auf der einen Seite ein Champions-League-Finalist aus der letzten Saison, dessen Ziel es erneut sein dürfte, möglichst alle nationalen Titel zu gewinnen. Die Potsdamerinnen mussten hingegen in der vergangenen Spielzeit den bitteren Gang in die zweite Liga antreten.

Turbine ist bereits in die Zweitliga-Saison gestartet

Während sich der VfL in den letzten Tagen im Trainingslager im nordrhein-westfälischen Harsewinkel auf die kommende Saison vorbereitete, startete Turbine bereits Ende August in den Spielbetrieb. Was normalerweise als einer der größten Vorteile unterklassiger Vereine gegenüber den Favoriten gilt, scheint für die Potsdamerinnen angesichts der enttäuschenden Ergebnisse nach dem Ligastart nicht wirklich zuzutreffen. Schließlich dürften die Niederlagen gegen Meppen, Jena und Sand nicht gerade für neues Selbstvertrauen gesorgt haben.

Der direkte Wiederaufstieg in die erste Bundesliga ist nach drei Spieltagen mit noch null Punkten und ohne eigenen Treffer zunächst in weite Ferne gerückt. Stattdessen geht es laut Co-Trainer Dirk Heinrichs nun darum, nach und nach die ersten Erfolgserlebnisse zu sammeln: „Unser Ziel besteht erst einmal darin, ein Spiel zu gewinnen, damit wir uns alle mal für den Aufwand und die Arbeit belohnen. Dann schauen wir weiter.“

20.000
Euro brachte der Spendenaufruf Turbine Potsdam eine Woche nach Aktionsstart bereits ein.

Dass es gegen den VfL noch schwerer werden könnte, weiß auch Heinrichs. Doch trotz der Niederlagen sei die Stimmung vor dem Spiel weiterhin gut und positiv, berichtet er. „Wir wollen uns als Mannschaft gut präsentieren und Wolfsburg ein bisschen ärgern.“

Der sportliche Abstieg von Turbine steht auch symbolisch für die Entwicklung des Frauenfußballs, in dem die Zahl der Vereine mit einem Männerteam im Hintergrund weiter zunimmt. Neben den sportlichen Unterschieden zeigen sich auch im finanziellen Bereich große Kontraste zwischen Wolfsburg und Potsdam.

Neue Sponsoren für den VfL

Nur wenige Team in der Bundesliga dürften in Sachen Sponsoring so gut aufgestellt sein wie der VfL, dessen Frauenmannschaft ebenso wie die Männermannschaft unter anderem von Hauptpartner Volkswagen unterstützt wird. Erst kürzlich sind neue Sponsoren für die kommende Saison hinzugekommen, weshalb Frauenfußball-Direktor Ralf Kellermann in einem Interview auf der vereinsinternen Homepage auch selbstbewusst verkündete, dass der VfL weit davon entfernt sei, Spielerinnen aus wirtschaftlichen Gründen vorzeitig abgeben zu müssen.

Unser Ziel besteht erst einmal darin, ein Spiel zu gewinnen, damit wir uns alle mal für den Aufwand und die Arbeit belohnen. Dann schauen wir weiter.

Dirk Heinrichs, Co-Trainer von Turbine Potsdam

Spendanaufruf „Rettet Turbine“

Völlig konträr stellt sich die Situation in Potsdam dar. Aufgrund des weiterhin fehlenden Hauptsponsors wurde zuletzt bereits eine Spendenaktion mit dem Aufruf „Rettet Turbine“ ins Leben gerufen. Laut Initiator Sebastian Meinel, Mitglied von Turbine Potsdam, bestehe ohne diese finanzielle Unterstützung die Gefahr, die laufende Saison nicht beenden zu können. Seit dem Start Anfang September sind innerhalb einer Woche bereits über 20.000 Euro an Spenden eingegangen.

Die Bundestagsabgeordnete forderte unter anderem mehr Unterstützung für reine Frauenvereine wie Turbine Potsdam, die sonst strukturell benachteiligt würden. Ein Sponsorenpool bot daraufhin an, im Rahmen eines Pilotprojektes eine Potsdamer Perspektivspielerin für die nächsten fünf Jahre in ihrer außersportlichen Entwicklung zu unterstützen.

Genau diese Unterstützung bräuchte Potsdam, um möglichst schnell wieder in die erste Bundesliga und damit in den gleichen Topf wie der VfL Wolfsburg zu kommen. Auch wenn die Lücke zum VfL Wolfsburg wohl nicht so schnell geschlossen werden kann. Wie weit die beiden Mannschaften sportlich tatsächlich voneinander entfernt sind, dürfte nach dem Spiel am Sonntag aber zumindest etwas klarer sein.

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