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Update

„Mein Hund reagierte seltsam“: Raubtier-Suche in Brandenburg – Kleinmachnowerin berichtet von ungewöhnlicher Entdeckung

Im Süden von Berlin ist eine Löwin vermutet worden, die Polizei war im Einsatz. So reagierten Anwohner auf die Raubtier-Suche in Brandenburg.

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Große Aufregung im Süden Berlins: In der Nacht auf Donnerstag ist in der Gegend um Kleinmachnow ein Raubtier gesucht worden. Erst am Freitagmittag wurde Entwarnung gegeben, es handelt sich wohl um ein Wildschwein und nicht wie gemutmaßt um eine Löwin.

Um kurz vor 7 Uhr am Mittwoch schickt eine Kleinmachnowerin, die in der Öffentlichkeit ungenannt bleiben möchte, ein gerade mit dem Handy aufgenommenes Foto an eine Freundin. Suchbild, schreibt sie dazu. Dabei fällt beim Blick auf das Foto schnell auf, dass darauf etwas Untypisches zu sehen ist: Hinter dem Kompost lugt ein Tier hervor, dessen Kopf an den einer Raubkatze erinnern kann.

Sie sei wie immer mit einer Tasse Kaffee und ihrem Hund in den Garten gegangen. „Dort sitzt immer mal eine Katze, manchmal ist auch ein Fuchs im Garten. Ich habe mich über das Tier am Kompost also erst nicht gewundert“, sagt sie. Doch dann beobachtet sie eine seltsame Reaktion ihres Hundes, der sonst fremde Tiere immer aus dem Garten jage: „Der Hund und das Tier starrten sich an, in dem Moment habe ich fotografiert – und dann schlich der Hund zurück ins Wohnzimmer.“

Für eine Löwin war das Tier zu klein, vermutlich auch für einen Puma.

Anwohnerin aus Kleinmachnow

Das sei in einer Entfernung von zehn bis zwölf Metern geschehen. Das Tier sei dann nach hinten aus dem Garten, der nicht weit vom Ort liegt, an dem die mutmaßliche Löwin mit dem Handy gefilmt wurde, verschwunden.

Dieses Foto nahm eine Kleinmachnowerin in ihrem Garten auf. Hinter dem Kompost lugt etwas hervor, das an ein Tier erinnert. Vorn im Bild: der Hund, der seltsam reagiert haben soll.
Dieses Foto nahm eine Kleinmachnowerin in ihrem Garten auf. Hinter dem Kompost lugt etwas hervor, das an ein Tier erinnert. Vorn im Bild: der Hund, der seltsam reagiert haben soll.

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Dass es eine Löwin war, glaubt die Kleinmachnowerin nicht. Aber dass sie ein solches Tier im Garten noch nie gesehen habe, wisse sie genau. Ihre erste Vermutung war, dass es sich um einen Luchs gehandelt haben könnte. Doch der habe Pinselohren, das passe nicht. Als sie dann am Donnerstag von der Suche nach einer möglichen Löwin gehört habe, sei sie stutzig geworden. „Für eine Löwin war das Tier zu klein, vermutlich auch für einen Puma.“ Es habe eher die Größe einer großen Katze gehabt, sagt sie. Dennoch: Der Polizei hat sie das Foto nun geschickt. Für den Fall, dass es zur Aufklärung beitragen könne.

Katzenfutter als Friedensangebot

„Heute bin ich noch mit dem Rad zum Einkaufen an den Zehlendorfer Damm gefahren“, erzählt ein Familienvater aus Kleinmachnow am Telefon. „Ich habe nichts bemerkt, alles war ruhig wie immer hier bei uns.“ Doch bald darauf habe er zwei Whatsapp-Nachrichten bekommen, seine Tochter und eine Kollegin warnten ihn vor der vermeintlichen Gefahr: Pass auf!

Die Terrassentür zum Garten, die er sonst im Sommer gern offen stehen lasse, habe er nun vorsorglich geschlossen, sagt der Mitte 50-Jährige. Und obwohl er keine Angst verspüre, bleibe er vorerst mal im Haus, gehe nur ab und zu in den Garten. Sollte die Raubkatze bei ihm vorbeischauen, werde er ihr als Friedensangebot Katzenfutter vor die Nase werfen, sagt er und lacht. Das Futter halte er für gelegentlich vorbeikommende Nachbarstiere bereit.

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Ein Kleinmachnower berichtete am Morgen, vor Ort sei derzeit alles absolut ruhig. Es seien keine Hubschrauber zu hören und auch keine Polizeidurchsagen. Er werde aber auf jeden Fall drin bleiben, bis es Entwarnung gibt.

Aufgeregte Nachrichten in der Kita-WhatsApp-Gruppe

Das Tier wurde unweit des Richard-Strauss-Wegs gesichtet. Eine dortige Anwohnerin ließ ihre Tochter wegen des Vorfalls nicht in die Kita: „Wir sind heute zu Hause geblieben. Wir hoffen, dass das bald vorbei ist.“ In der Kita-WhatsApp-Gruppe habe es viele aufgeregte Nachrichten von Müttern gegeben. Um das Haus sei erst vor Kurzem ein Zaun gebaut worden, wegen der Wildschweine. 

Eine weitere Anwohnerin aus dem Richard-Strauss-Weg berichtet, dass sie seit 1968 dort wohne und schon Rehe, viele Wildschweine sowie Marder im Garten gehabt habe – eine Löwin sei aber noch nicht dabei gewesen. „Ein richtiger Zoo hier“, sagte die Kleinmachnowerin, die am frühen Donnerstagmorgen von den Hubschraubern geweckt wurde. Den Tag über will sie drinnen bleiben. Sie habe heute eh nichts vorgehabt, sagte die Frau.

Eine andere Frau aus dem Richard-Strauss-Weg wagt sich nicht in den Garten. Ihr Grundstück ist wegen der Wildschweine durch einen massiven Stahlzaun geschützt, der Rasen apart in Schuss gehalten. Angesprochen auf 1,60-Meter-Zaun, der ihr Anwesen umgebe wie ein Bollwerk, meint sie: „Die springen da doch rüber.“

Eine 93-jährige Dame betont zwar wiederholt, dass sie schwerhörig sei, aber der Radau nächtens und jetzt wieder ist ihr an Aufregung zu viel. „Ich dachte, mein Haus stürzt ein, so heftig war der Lärm“, sagt sie. Hubschrauber am Himmel hatten ihr bereits die Nachtruhe geraubt, nun kreist schon wieder ein Helikopter über ihrem Kopf. Wildschweine zögen oft durch die Siedlung, das schon, sagt die alte Dame. Aber ein Raubtier. „Woher sollte das denn kommen?“, fragt sie.

Auch Nadine Steward aus Jamaika wurde nachts um drei vom Hubschrauberlärm geweckt, dachte sich aber nichts dabei. Ihr Grundstück, auf dem sie 2013 lebt, grenzt an das verwilderte Wäldchen an, auf dem die Löwin angeblich entdeckt worden sein soll. Mit seinen Brombeerbüschen und seiner darüber hinaus gehenden Nutzlosigkeit betrachtet sie es als erweitertes Revier ihrer Hündin. Die mache da, was sie wolle. Wenn sich irgendwas in der Nähe tue, schlage sie sofort an, belle in einem fort. Wildschweine ließen ihr keine Ruhe. „Heute Nacht passierte nichts“, die Hündin, die sonst alles mitkriegt, blieb ruhig. „Und das finde ich merkwürdig.“

Auf dem Markt in Kleinmachnow herrschte eine gemischte Stimmung. Manche Leute machten Witze, spotteten, dass die Löwin gut gegen die Wildschweine sei. Ein Verkäufer sagte aber auch, dass man spüre, dass die Leute Angst hätten.

„Ein etwas anderer Arbeitstag“

„Wenn es wirklich ein Löwe ist, kann daraus natürlich schon eine gefährliche Situation entstehen, gerade wenn viele Spaziergängerinnen oder Spaziergänger mit Hunden unterwegs sind“, sagte Jagdpächter Peter Hemmerden. „Ich denke schon, wenn es ein Löwe ist, die Gefahr besteht, dass durch den Löwen auch durchaus Haustiere oder Menschen zu Schaden kommen können.“ Hemmerden ist sich aber noch nicht zu 100 Prozent sicher, dass es sich bei dem Tier um einen Löwen handelt. „Es könnte durchaus noch eine andere Tierart sein“. Man gehe aber erst einmal davon aus, dass das gesuchte Tier ein Löwe sei. 

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Und was sagt die Polizei? „Wir können mal eine Kuh von der Straße holen oder auch mal ein Pferd einfangen, aber die Jagd nach Wildkatzen ist eher ungewöhnlich auch im Land Brandenburg“, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur dpa.

„Wenn ich heute Morgen nicht früh angerufen worden wäre um 6.00 Uhr von einer Person der Feuerwehr, bei der ich wusste, dass die mir nicht um 6.00 Uhr eine Geschichte erzählt (...), hätte ich zuerst an einen Scherz geglaubt“, sagte Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. „Es ist halt ein etwas anderer Arbeitstag. Ich bin noch nicht zu dem gekommen, was ich wollte.“

Grubert sagte schmunzelnd: „Das sind immer so Sommerlöcher.“ Er verwies als Beispiel auf den Fund einer Olympischen Goldmedaille von 1932 im Sommer 2015. Am Freitag berichtete Grubert, dass keine Gefährdungslage mehr besteht.

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