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Ab Montag wird in kommunalen Kitas bundesweit gestreikt - auch einige Einrichtungen in Potsdam-Mittelmark sind davon betroffen.

© dpa

Streiks in Kitas in Potsdam-Mittelmark: Eltern werden hart geprüft

Streik der Erzieher in Brandenburg: Viele Kitas rund um Potsdam schließen am Montag, manche sogar länger. Ein Überblick, welche Einrichtungen betroffen sind.

Potsdam-Mittelmark - Die unbefristeten Streiks an kommunalen Kitas in Brandenburg treffen viele Kommunen rund um Potsdam mit voller Wucht: Viele Eltern werden sich nach alternativen Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder umschauen müssen, manche für längere Zeit. In Teltow werden alle zehn Kitas und Horte und die vier Eltern-Kind-Gruppen am Montag geschlossen bleiben, so Katrin Lippisch vom Kita-Eigenbetrieb. „Mit Handzetteln, Aushängen, persönlicher Ansprache und Anrufen haben die Erzieherinnen die Eltern über den Streik informiert.“ Man danke den Betroffenen, „die bisher Verständnis zeigten“, so Lippisch.

Die Erzieherinnen wollen sich an einer Verdi-Demonstration am 11. Mai in Potsdam beteiligen, die um 11 Uhr auf dem Steubenplatz beginnt. Anschließend ziehen die Teilnehmenden über die Hegelallee zum Jägertor, wo eine Kundgebung geplant ist. Verdi erwartet mindestens 1000 Teilnehmer, die Gewerkschaft fordert eine Aufwertung für die Erzieherinnenarbeit und durchschnittliche Lohnzuwächse von zehn Prozent.

Sieben von elf Einrichtungen bestreikt

Dafür werden am Montag auch Kita-Mitarbeiter aus Kleinmachnow in Potsdam demonstrieren: Sieben der insgesamt elf Einrichtungen seien vom Streik betroffen, so Gemeindesprecherin Martina Bellack. Die Kitas Kükennest, Freundschaft, Waldhäuschen, Ameisenburg, Regenbogen, Am Seeberg und der Hort Wirbelwind würden am Montag bestreikt. „Für Notfälle bietet die Gemeinde in begründeten Einzelfällen einen Notdienst an.“ In allen betroffenen Kitas würden die Eltern durch Aushänge informiert.

In Stahnsdorf wird in allen sieben kommunalen Kitas gestreikt, auch dort zunächst nur am Montag, wie Rathaussprecher Stephan Reitzig auf Anfrage sagte. Informationen gebe es unter stahnsdorf.de. Auch in Schwielowsee sind alle drei Kitas und auch die Ganztagsbetreuung der beiden Grundschulen betroffen, so Bürgermeisterin Kerstin Hoppe. Die Eltern trifft es dort noch ärger: Dort soll von Montag bis Mittwoch gestreikt werden.

Auch in Michendorf schließen Kitas - auf unbestimmte Zeit

In Michendorf hat eine Nachfrage der Gemeindeverwaltung bei den Kitas ergeben, dass sich das Personal der Kita Ameisenhügel in Wilhelmshorst und der Kita Zwergenhof in Langerwisch „überwiegend am Streik beteiligen wird“, wie es am Donnnerstag aus dem Rathaus hieß. Harte Prüfung für die Eltern: Die beiden Einrichtungen blieben „auf unbestimmte Zeit geschlossen“, Kitagebühren würden nicht erstattet. In vier weiteren kommunalen Kitas soll der Betrieb weiterlaufen. Nur in Nuthetal und Werder (Havel) gingen die Bürgermeisterinnen Ute Hustig und Manuela Saß gegenüber den PNN davon aus, dass der Kita-Betrieb in allen Einrichtungen wie gewohnt weiterläuft.

Verdi gab die Schuld für die Streiks am Donnerstag den kommunalen Arbeitgebern. „Ein Streik in Kitas wird zu Einschränkungen führen und dazu zwingen, die Kinderbetreuung selbst zu organisieren“, sagte Verdi-Fachbereichsleiter Erich Mendroch. „Wir wollen das nicht, aber die Arbeitgeber setzen derzeit darauf, dass sie den Tarifkonflikt auf dem Rücken der Eltern und ihrer Kinder aussitzen können.“

"Betroffenheitsgejammer auf hohem Niveau"

In Brandenburg gibt es etwa 900 kommunale Kitas, laut Verdi ist die Gewerkschaft in zwei Drittel der Einrichtungen präsent. Doch auch nicht bei Verdi organisierte Kita würden sich an den Streiks, die bis Pfingsten dauern sollen, beteiligen, so Gewerkschaftssprecher Andreas Splanemann gegenüber den PNN. Zahlen konnte er nicht nennen. Zumindest die Landeshauptstadt selbst ist nicht von den Ausständen betroffen: In Potsdam gibt es keine kommunalen Kitas mehr.

Busse und Bahnen, Geldtransporter, Kitas: Für die Region ist es der dritte unbefristete Verdi-Streik. Die Frage, ob die Märker mit dem Arbeitskampf nicht überstrapaziert werden könnten, verneinte Verdi-Sprecher Splanemann gestern. Es mag zwar Einzelfälle geben, die hart betroffen sind. „Meist ist das aber Betroffenheitsgejammer auf hohem Niveau.“

Brandenburg sei im Vergleich zu anderen Bundesländern von großen Streiks bislang weitgehend verschont geblieben, betonte Splanemann, der an den monatelangen Tarifkonflikt bei den Berliner Verkehrsbetrieben im Jahr 2008 erinnerte. Man sei in Brandenburg bemüht, Kompromisse zu finden und Streiks zu vermeiden. „Zurzeit klemmt es aber an mehreren Stellen und geht nicht anders“, so Splanemann. Er hoffe, dass man faire Lösungen erringen wird und „wir dann längere Zeit Ruhe bekommen“. 

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