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Der Prosegur-Streik trifft nun auch den Handel in Berlin und Brandenburg.

© dpa

Streik von Prosegur in Brandenburg und Berlin: Die Kasse klingelt nicht

Seit über einer Woche streiken die Mitarbeiter einer Geldtransport-Firma. Jetzt trifft der Streik auch den Handel in Potsdam. Und an einigen Geldautomaten gibt es kein Geld mehr.

Potsdam - Den Potsdamer Banken und Geschäften geht das Geld aus. Der Streik bei der Geldtransport-Firma Prosegur ist in Potsdam mittlerweile deutlich zu spüren. „Wir kriegen kein Hartgeld mehr“, sagte etwa die Filialleiterin des Lindner-Feinkostladens in der Brandenburger Straße am Mittwoch den PNN. Die Kunden müssten passend oder mit Karte zahlen.

Die Situation in Berlin sieht ähnlich aus: Mehrere große Supermärkte hatten am Anfang der Woche kein Wechselgeld in den Kassen. Kunden wurden gebeten, mit EC-Karte zu zahlen. Bei Berliner Bäckereien herrschte stattdessen eher Fülle als Knappheit: Prosegur holt normalerweise zweimal pro Woche das Geld aus den Filialen ab und bringt es zur Bank. „Während des Streiks wurde unser Tresor immer voller“, berichtete eine Mitarbeiterin. Vor dem Überquellen habe der Chef persönlich das gesamte Geld abgeholt und zur Bank gebracht.

Auch an Tankstellen und Supermärkten Geld abheben

Viele Potsdamer stehen auch vor leeren Geldautomaten. Von der Nichtbelieferung betroffen seien die Automaten von 18 Banken, sagte der Verhandlungsführer von Verdi, André Pollmann. Wie viele Automaten nicht mehr befüllt werden, konnte er nicht sagen.

Der Streik der Busse und Trams sei eine Sache, viel mehr beschäftige ihn, dass er nicht mehr an Bargeld käme, sagte etwa der Potsdamer Lars Deile den PNN bei einer Umfrage. „Durch die Arbeitskampf-Maßnahmen kann es bei mehreren Berliner und Brandenburger Banken, darunter auch bei unseren Filialen, zu einer unregelmäßigen Bargeldversorgung der Geldautomaten kommen“, bestätigte ein Sprecher der Deutschen Bank. In den Filialen sei zu den Öffnungszeiten die Versorgung der Kunden in jedem Fall sichergestellt. Die Potsdamer Volksbank ist hingegen nicht betroffen, sagte Sprecherin Nancy Mönch – die Filialen würden von einem anderen Dienstleister beliefert. Auch der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS) macht der Streik keine Probleme: „Wir sind gut organisiert, die Geldautomaten sind voll“, so eine Sprecherin. Weiter hieß es, Bankkunden werde empfohlen, auch an Tankstellen und Supermärkten die Möglichkeit zu nutzen, sich Bargeld auszahlen zu lassen.

Eine Einigung der beiden Parteien im Tarifkonflikt ist bisher nicht abzusehen. Seit gut einer Woche sind laut Gewerkschaft Verdi rund 150 der insgesamt 350 Mitarbeiter der Potsdamer Prosegur-Niederlassung im Industriegebiet Süd im Ausstand. Die Gewerkschaft fordert in den laufenden Verhandlungen über den Haustarifvertrag Nachbesserungen beim Weihnachts- und Urlaubsgeld. Die bislang letzte Verhandlungsrunde war am Montag ohne Ergebnis beendet worden.

Einigen Streikenden mit Kündigung gedroht

Verdi erklärte am Mittwoch, der Arbeitgeber habe inzwischen einzelnen Streikenden mit Kündigungen gedroht. „Das ist ein ungebührliches Verhalten“, sagte Verdi-Verhandlungsführer André Pollmann. „Wir hoffen, dass der Verhandlungspartner bald wieder an den Tisch zurückkommt“, sagte wiederum eine Prosegur-Firmensprecherin. Verdi teilte weiterhin mit, man habe einen neuen Tarifkompromiss vorgeschlagen. „Wir gehen davon aus, dass der Arbeitgeber nicht versucht, den Streik unnötig in die Länge zu ziehen“, so Pollmann. Gleichwohl zeichne sich in dem unbefristeten Streik bislang keine schnelle Lösung ab. (mit dpa)

Emma Schätzlein, Andrea Barthelemy

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