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Die Cellistin Raphaela Gromes hat sich intensiv mit Clara Schumann beschäftigt. Herausgekommen sind ein Album und ein Abend am Nikolaisaal.

© wildundleise

Musikalische Ausnahmefrauen: Cellistin Raphaela Gromes huldigt Pianistin Clara Schumann

Clara Schumann war eine der schillerndsten Künstlerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Die Cellistin Raphaela Gromes widmet ihr ein Konzert im Nikolaisaal.

Von Alicia Rust

Clara Schumann war ein Ausnahmetalent. Bereits in jungen Jahren galt die 1817 geborene Leipzigerin als Wunderkind des Klavierspiels. Später entstanden ihre virtuosen Klavierwerke, wobei Schumann immer auch als Komponistin, Herausgeberin, Musikpädagogin und Ehefrau von Robert Schumann fungierte. Nicht zuletzt war die Mutter von neun Kindern eine umtriebige Managerin. Sie organisierte ihre eigenen Konzertreisen und unterstützte ihren Ehemann Robert Schumann, wo immer sie konnte.

Vergangenheit trifft Gegenwart

Clara Schumann war ein Ausnahmetalent, eine in ganz Europa berühmte Pianistin, doch als Komponistin hat sie sich selber nicht so viel zugetraut 

Raphaela Gromes (Cellistin)

Raphaela Gromes ist eine weitere Ausnahmekünstlerin. Die wohl bekannteste Cellistin der Gegenwart hat Clara Schumann nicht nur musikalisch interpretiert, sondern auch viel über ihr Leben in Erfahrung gebracht. In den vergangenen zwei Jahren hat sich Gromes sehr intensiv mit dem Leben und dem Werk der außergewöhnlichen Musikerin aus dem 19. Jahrhundert auseinandergesetzt. Unterstützt wurde sie in ihrer Recherchearbeit von Mary Ellen Kitchens, Vorstandsfrau vom Internationalen Arbeitskreis „Frau und Musik“ mit Sitz in Frankfurt am Main.

„Clara Schumann war nicht nur eine ernsthafte und tiefsinnige Frau, sie war auch unglaublich fleißig“, sagt Raphaela Gromes. Bis zu dreizehn Briefe habe die berühmteste Pianistin ihrer Zeit pro Tag geschrieben, um alles Nötige zu organisieren. „Clara Schumann war ein Ausnahmetalent, eine in ganz Europa berühmte Pianistin, selbst zu einer Zeit, als ihr Mann noch nicht so bekannt war. Doch als Komponistin hat sie sich selber nicht so viel zugetraut“, sagt Gromes. Das sei schon erstaunlich, allerdings auch typisch für jene Zeit.

Zeitweise verdiente Clara Schumann das Geld für die Familie allein, während ihr Gatte aufgrund seiner angeschlagenen Konstitution teilweise pausierte. Ihr Werk war engstens mit dem vieler großer Männer verwoben, darunter auch mit Chopin, Mendelssohn Bartholdy, Beethoven, Bach oder Brahms, auch Franz Liszt hat sie sehr verehrt. Dennoch stand sie im Schatten jener großen Zeitgenossen, die bis ins Heute ihr eigenes Schaffen verdecken. 

Ein Ergebnis der umfangreichen Recherche ist Gromes’ jüngstes Album „Femmes“, in welchem die Werke von 23 namenhaften und zum Teil in Vergessenheit geratenen Komponistinnen präsentiert werden. Herausragenden Frauen der Musikgeschichte aus neun Jahrhunderten will Gromes mit dem Album eine Stimme geben. Darunter auch Werke der Opernsängerin und Komponistin Pauline Viardot Garcia, eine musikalische Weggefährtin und gute Freundin Clara Schumanns. „Eine sehr selbstbewusste und durchaus humorvolle Persönlichkeit“, wie Gromes sagt.

Auch die Kritiker seien angesichts der neu gewonnenen Erkenntnisse überrascht und beeindruckt. Die Beschäftigung mit Schumanns Werken und dem ihrer Zeitgenossinnen hat schließlich auch zu der Konzertreihe „Komponistinnen!“ geführt, die es seit der aktuellen Saison im Nikolaisaal gibt. Bei dessen Konzipierung war das Archiv Frau und Musik beteiligt und hat infolge Raphaela Gromes für die musikalische Reihe vorgeschlagen.

Neuer Wind für den Feminismus

Eine ganze Konzertreihe für berühmte Frauen in der Musik, das war die Idee. Der Feminismus an sich habe bei dem ambitionierten Projekt zunächst gar nicht so sehr im Vordergrund gestanden, so Gromes. „Aber dann waren wir total überrascht, vor allem auch was die Vielfalt und die extrem hohe Qualität der Werke der Komponistinnen betraf!“, sagt die Musikerin. Selbst der Pianist Julian Riem, sei durch die neu gewonnenen Erkenntnisse des Projekts zu einem Feministen geworden, sagt Gromes lachend. Gemeinsam mit ihm und dem Violinisten Daniel Dodds wird Gromes das Kammerkonzert im Nikolaisaal präsentieren.

Dass „Femmes“, das Anfang Februar erschienene Album mit klassischer Musik von Komponistinnen, nun auf Platz 21 der aktuellen Pop-Charts gelandet ist, freut Gromes natürlich. Gleichwohl ist sie vom eigenen Erfolg auch etwas überrascht. Und wie erklärt sie sich den aktuellen „Run“ auf die Kammermusik? Kammermusik sei das Schönste überhaupt, sagt die 32-Jährige. „Die Flexibilität und die Frische des Trios übertragen sich sofort aufs Publikum“, so die Musikerin. Die Magie des Augenblicks sei von einem großen gegenseitigen musikalischen Vertrauen geprägt. So etwas sei in großen Konzerten nicht möglich.

Und was ist ihr persönliches Lieblingsstück aus dem bevorstehenden Konzert? „Schumanns Klaviertrio g-Moll op. 17 ist ein absolutes Meisterwerk“, so Gromes. Aber auch auf ihre „Drei Romanzen op. 22“ freue sie sich schon sehr. Zum Abschluss des musikalischen Abends im Nikolaisaal am 22. Februar werde es noch eine kleine Überraschung für das Publikum geben, kündigt Gromes an. Mehr will sie nicht verraten. Gleichwohl wird es sich auch dabei um einen großen Namen handeln. Und signiert wird am Ende bei Bedarf auch.

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