zum Hauptinhalt
Das Konzert lebte vom schönen Ton der Kammerakademie Potsdam.

© Beate Waetzel

Neue Reihe in der Kammerakademie: Hugo Ticciati erfolgreich in einer Doppelrolle

Im Nikolaisaal spielte das Orchester zum Auftakt der Reihe KlangFarbenRausch Werke von Pärt, Vasks und Wagner - und wurde stürmisch gefeiert.

Wenn man das heute oft überstrapazierte Wort Nachhaltigkeit benutzen möchte, dann hätte es für das Konzert der Kammerakademie Potsdam am Samstag im Nikolaisaal Gültigkeit. Die Werke des estnischen Komponisten Arvo Pärt und seines lettischen Kollegen Peteris Vasks haben dem Titel des Abends „Fernes Licht“ in eindrucksvoller Weise Rechnung getragen.

„Silhouans Song“ für Streichorchester, ein Gebet voller Inbrunst, komponierte Pärt im modernen Sinne archaisch und benutzte liturgische Formen, die über konfessionelle Grenzen hinweg reichen. Klanglich klar, im Tempo nachvollziehbar, die Schlichtheit der Musik wahrend und ihre Tiefe erfassend, vollbringt das Orchester unter der Leitung des Gastdirigenten Hugo Ticciati das Kunststück, dem Hörer die eigentliche Entdeckung der Musik zu überlassen.

Dunkle, expressive Wucht

Peteris Vasks‘ Violinkonzert Nr.1 „Fernes Licht“ (1996/97) forderte dann zu stärkerer emotionaler Auseinandersetzung heraus. Der Komponist hat die Unterdrückung der baltischen Staaten durch die Sowjetunion, auch persönliche Repressalien, voll dunkler expressiver Wucht sowie licht- und hoffnungsvoller Zartheit ins Visier genommen.

Hugo Ticciati widmet sich neben seinen Dirigaten auch dem Violinspiel. Dem Musiker scheint die Doppelrolle keine Schwierigkeiten zu machen. Mit einem schlanken und präzisen Ton bewältigt er sein Violinspiel. Die aufbegehrende Virtuosität und die stille Nachdenklichkeit des Konzerts wurden von Ticciati mit großem Farbenreichtum gestaltet. Gemeinsam mit den einfühlsam musizierenden Streichern der Kammerakademie konnten die Zuhörer in eine Welt von überwältigendem Ausdruck eintauchen.

Nach der Pause war Entspannung mit Igor Strawinkys Concerto in Es-Dur mit dem Beinamen „Dumbarton Oaks“, benannt nach dem Landsitz des amerikanischen Widmungsehepaars Bliss, angesagt. Das quirlig-tänzerische Stück wurde vom Orchester mit kammermusikalischer Wendigkeit in der Ausgestaltung von Einzelstimmen und mit ausgeprägtem Ensemblegeist dargeboten.

Zum Finale gab es das „Siegfried-Idyll“ von Richard Wagner. Es lebte vor allem vom schönen Ton der Kammerakademie. Auch hierbei setzte Ticciati auf das Kammermusikalische. Weil es als Liebesständchen zum Geburtstag von Cosima Wagner komponiert wurde, war das Glühen der Musik heiß und innig. Und so kam es zu berauschend wundervollen Momenten. Hugo Ticciati und die Kammerakademie wurden stürmisch gefeiert. Auch für den Berliner Lichtdesigner Jörg Bittner gab es Beifall. Seine Lichtinszenierungen waren unaufdringlich, ruhig und immer sensibel auf die Musik eingehend. Ein schöner Auftakt für die neue Spielzeit-Reihe KlangFarbenRausch.   

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false