zum Hauptinhalt
Fotokünstlerin Gundula Walz mit ihrem fotografischen Projekt „Between Inside and Outside“ Fenster, Türen und Durchblicke.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Licht und Weite : Gundula Walz zeigt „Between Inside und Outside“

Die aktuelle Ausstellung der Künstlerin befasst sich ausnahmsweise nicht mit Landschaften, sondern mit Innen- wie Außenansichten. Schuld ist eine Reise ins Tessin.

Von Alicia Rust

Verschiedene Schattierungen von Blau, Grün, ein zartes Gelb, es sind eher die kühlen Farben, die sich in den Werken von Gundula Walz wiederholen. „Ich liebe einfach das Meer“, sagt Walz. Besonders das Licht und die Weite. Manchmal stehe sie ganz lange mit einem Stativ am Strand, um in Ruhe zu belichten. „Dann kommen zufällig Leute vorbei und fragen mich, was ich da draußen eigentlich sehe“, sagt Walz. Wellen, Wolken, die Spiegelung des Lichts auf den Wellen. Sie erkläre dann, dass sie zum Beispiel Filter einsetze, um Langzeitaufnahmen zu machen.

Für die einen mag das Meer nichts weiter sein, als ein Ort, zum Flanieren oder zum Schwimmen, allenfalls eine Landschaft, die schön ist. Für die seit 1995 in Potsdam lebende Fotografin sind Meereslandschaften viel mehr. „Ostsee“ ist ihr Langzeitwerk. „Daran arbeite ich seit vielen Jahren und es wird vermutlich nie abgeschlossen sein“, sagt die Mutter dreier erwachsener Töchter, inzwischen auch Großmutter.

Ein Zufall mit Folgen

Ihre aktuelle Ausstellung „Between Inside and Outside“ befasst sich ausnahmsweise einmal nicht mit Landschaften, auch nicht mit ozeanischen Details. Hier geht es um Innen- wie Außenansichten. Wie ist sie dazu gekommen? „Es passierte auf einer Reise ins Tessin“, sagt Walz. Plötzlich habe sie zufällig in ein Fenster geschaut und dort einen Stuhl gesehen, dahinter befand sich ein weiteres Fenster.

Meine Werke schütze ich bewusst nicht durch ein Glas. Das würde die Anmutung beeinträchtigen.

Gundula Walz, Kunstfotografin

Der Blick führte wieder heraus. „Das habe ich natürlich festhalten müssen. Und daraus ist schließlich eine ganze Serie entstanden“, sagt Walz. Weitere Bilder folgten, sie war fixiert auf dieses Motto und überrascht, dass es funktionierte. Über ein Jahrzehnt arbeitete sie an diesem Thema, welches nun in einer Einzelausstellung in der Fotogalerie im Treffpunkt Freizeit zu sehen ist.

Die Essenz eines Motivs

In ihrer aktuellen Ausstellung werden 24 ausgewählte Motive gezeigt, Fotos, die wie gemalt wirken. Fast möchte man sie berühren, um zu begreifen, dass die Motive nicht mit dem Pinsel oder Buntstiften aufs Papier gebracht wurden. Auch aus der Nähe wirken sie grafisch. „Das liegt daran, dass ich sie noch mal am Computer bearbeite“, sagt Walz. Nicht wesentlich, aber so, dass die Essenz eines Bildes zum Tragen komme.

Die Inspiration zur neuen Serie „Between Inside und Outside“ kam durch dieses Motiv.

© Gundula Walz

„Meine Werke schütze ich bewusst nicht durch ein Glas. Das würde die Anmutung beeinträchtigen“, sagt Walz, die auf hochwertiges FineArt Velvet-Papier druckt. Bei den Farben handelt es sich um archivfeste Tinten. Sie sind lichtecht, leuchtend und samtig in der Anmutung.

Ein zweites Leben für die Fotografie

In ihrem ersten Leben war Walz Medizinisch-Technische Assistentin, kurz: MTA. Zur Fotografie ist sie erst über Umwege gekommen. „Dabei ist mir die Fotografie eigentlich in die Wiege gelegt worden“, sagt die gebürtige Hessin. Schon der Vater, ein Biologe, habe zu Hause eine Dunkelkammer gehabt. „Als kleines Mädchen habe ich oft beim Entwickeln geholfen“, sagt Walz. Freilich habe der Vater eher Pflanzen fotografiert, maßgeblich Flechten und Moose und das auch mehr mit einem wissenschaftlichen, denn mit einem künstlerischen Anspruch.

In ihrer Ausbildung, die sie bereits mit 17 Jahren antrat, war die Fotografie auch ein Bestandteil ihres Lehrplans. Technisch gut ausgebildet, fotografierte sie überwiegend organisches Material. Wie ist sie aber zur Kunstfotografie gekommen? „Ursprünglich war mein Mann der Fotograf“, sagt Walz. Er habe die Fotografie als Ausgleich zu einem sehr stressigen Job, seinem Lehrstuhl für Tierphysiolgie in Potsdam, für sich entdeckt. Als Quelle zum Auftanken.

„Ich bin immer mit auf die langen Spaziergänge gekommen und habe dann geduldig gewartet, wenn er länger ein Motiv im Auge hatte“, sagt Walz. Irgendwann habe sie gedacht, jetzt will ich auch mal fotografieren. Eine neue Welt erschloss sich ihr. Das war im Jahr 2009 auf einer Reise nach Neuseeland, wo viele Bilder entstanden.

Seither ist viel passiert. Der Umzug nach Potsdam war eine Zäsur für die Familie, die zuvor schon häufig umgezogen war. Und für Walz, der Beginn einer neuen Karriere. Gemeinsam mit ihrem Mann Bernd, der vollkommen anders fotografiert, abstrakter, technischer, dennoch zuweilen verwandt, haben sie 2013 gemeinsam mit elf anderen Fotografen als Gründungsmitglieder die „Fotogalerie Potsdam e.V.“ ins Leben gerufen. Zahlreiche Ausstellungen folgten seither, in Potsdam, in Berlin und anderswo.

Mein Mann und ich Sparringpartner, wir inspirieren uns gegenseitig in der Fotografie, sind einander aber auch die härtesten Kritiker

Gundula Walz, Kunstfotografin

Wenn die 73-jährige auf die Liste mit den vielen Ausstellungen blickt, darunter Einzel- wie auch Gruppenausstellungen, ist sie selber erstaunt. Hätte sie nicht gern früher mit der Fotografie angefangen? „Dafür fehlte die Zeit.“ Drei Kinder, das viele Umziehen, Haushalt, arbeiten, „da hätte ich keine Muße für solche Projekte gehabt.“

Es fällt ihr nicht leicht, nur von sich zu sprechen, häufig sagt sie „Wir“. „Das liegt daran, dass mein Mann und ich Sparringpartner sind, wir inspirieren uns gegenseitig, sind einander aber auch die härtesten Kritiker“, sagt sie. „Wir sind fast nie unterwegs, ohne dass wir beide unsere Kameras dabeihaben.“ Da werden auch schon mal die Objektive getauscht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false