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Ausstellung „Baumzeichen“ im Güldenen Arm Potsdam. Im Ausstellungsort Im Güldenen Arm ist seit Ende Oktober eine Ausstellung von den zwei Künstlerinnen Rapunzel Bräutigam und Bettina Hünicke unter dem Titel „Baumzeichen“ zu sehen.

© Andreas Klaer

Geteilte Naturliebe: Zwei Potsdamer Künstlerinnen feiern im Güldenen Arm Bäume und Licht

Bettina Hünicke und Rapunzel Bräutigam stellen erstmals gemeinsam aus. In der Schau „Baumzeichen“ schwingt stets eine Parabel über die Beziehung zwischen Mensch und Natur mit.

Shel Silversteins „The Giving Tree“ beschreibt die enge Beziehung zwischen einem Baum und einem kleinen Jungen, der es liebt, in seinen Zweigen zu schaukeln und in seinem Schatten zu ruhen. Mit dem Älterwerden wird der Junge, nun Mann, immer fordernder. Um ihn glücklich zu machen, gibt der Baum ihm alles, was er hat – bis von ihm nur noch ein Stumpf übrig ist.

Die Bäume in Bettina Hünickes und Rapunzel Bräutigams erster gemeinsamer Ausstellung „Baumzeichen“ im Museumshaus Im Güldenen Arm sind stark und unverrückbar. Für die beiden Künstlerinnen schwingt Silversteins Parabel dennoch mit. „Potsdam war früher so grün und wird mittlerweile immer mehr bebaut“, so Hünicke. „Die Ausstellung ist Ausdruck unserer geteilten Naturliebe und Kritik an deren Zerstörung“. Die meisten Arbeiten in der Ausstellung sind in Potsdam und Umgebung entstanden.

In der Diele des historischen Museumshauses hängen Aquarelle von Bettina Hünicke in erdigen, gedeckten Farben. Hünickes kraftvolle Ölmalereien „Begegnung“ und „Frieden“ mit ihren leuchtenden Farben und dynamischen Pinselstrichen durchbrechen die gedeckte Stimmung wie gleißende Erinnerungen an den Sommer – beinahe meint man, die Blätter rauschen zu hören.

Tanz von Werden und Vergehen

Mittig treffen sie auf Rapunzel Bräutigams Arbeiten. Neben ihren Aquarellen, Tuschezeichnungen und Drucken durchzieht Bräutigams Keramik die Ausstellung und setzt den Menschen in Beziehung zu den Bäumen. Ihre „Lebensstufen“-Serie aus blasstürkiser Krakelee-Keramik beispielsweise zeigt, wie im Tanz, Werden und Vergehen des Menschen.

Bräutigam sieht sich als Raumkünstlerin, die Performance, Zeichnen, Keramik und Plastik zusammenbringt.
Bräutigam sieht sich als Raumkünstlerin, die Performance, Zeichnen, Keramik und Plastik zusammenbringt.

© Andreas Klaer

1961 in Leipzig geboren, arbeitet sie nach ihrem Abitur in Potsdam in verschiedenen Brandenburger Keramikwerkstätten, studiert Industriedesign sowie Plastik und Keramik. 2005 eröffnet sie ihr Atelier Ton-Art in Potsdam. Bräutigam sieht sich als Raumkünstlerin, die Performance, Zeichnen, Keramik und Plastik zusammenbringt.

Bettina Hünicke, 1961 in Berlin geboren, hat ihre Kindheitssommer in Brandenburg verbracht und ist von der Landschaft nachhaltig geprägt worden. Nach einer Malerlehre und ihrem Studium für Werbung und Gestaltung in Berlin und Potsdam arbeitet sie bis 2019 als freischaffende Farbgestalterin und Restauratorin. Seit 1990 ist sie freischaffende Künstlerin.

Hünickes kraftvolle Ölmalereien „Begegnung“ und „Frieden“ mit ihren leuchtenden Farben und dynamischen Pinselstrichen durchbrechen die gedeckte Stimmung wie gleißende Erinnerungen an den Sommer.
Hünickes kraftvolle Ölmalereien „Begegnung“ und „Frieden“ mit ihren leuchtenden Farben und dynamischen Pinselstrichen durchbrechen die gedeckte Stimmung wie gleißende Erinnerungen an den Sommer.

© Andreas Klaer

Kennengelernt haben die beiden Potsdamer Künstlerinnen sich im Berufsverband Bildender Künstler:innen (BBK). Gemein ist ihnen die Lust an der Unberechenbarkeit und leuchtenden Farben. Bettina Hünicke arbeitet fast ausschließlich im Freien. Ölfarben nutzt sie, ähnlich Aquarellfarben, stark verdünnt und fließend; so kommt deren Leuchtkraft, die mit der Zeit an Tiefe gewinnt, besser zur Geltung. Rapunzel Bräutigam brennt ihre Keramik mit der jahrhundertealten Raku-Technik.

Die größte Stärke der Ausstellung ist das Zusammenspiel der unterschiedlichen Arbeiten in ihrer Emotionalität. Der kleinste Raum zeigt Bräutigams Sommer-Serie, die Rückzug und Stillstand des Winters vorwegnimmt. Fast scheint es, als erinnerten die menschenleeren „Baumzeichen“-Bilder daran, dass es der Mensch ist, der nur Gast im Leben der Bäume ist und nicht andersherum.

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