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Antonello Manacorda eröffnet am 31. August die letzte Saison als Künstlerischer Leiter der KAP.

© Nikolaj Lund

Beziehungskisten, großes Kino und Stargäste: Was Nikolaisaal und Kammerakademie Potsdam 2024/2025 vorhaben

Die Saison wird die letzte für Antonello Manacorda als Künstlerischem Leiter der KAP. Neben Auftritten von Igor Levit, Daniel Hope und der Band Juli steht das Thema Beziehungen im Mittelpunkt.

Was macht eine Beziehung zwischen Dirigent und Orchester aus? Sie ist wie eine Ehe, schreibt Antonello Manacorda im Spielzeitheft 2024/25 der Kammerakademie Potsdam (KAP). „Wir sind zusammen in guten wie in schlechten Zeiten.“ Seit 2010 ist Manacorda Chefdirigent und künstlerischer Leiter der KAP, die kommende Saison wird seine letzte in dieser Funktion. Dass er danach aber Ehrendirigent bleiben will, zeigt: Die Chemie scheint zu stimmen in dieser Ehe. Und die Zeiten sind am Nikolaisaal sind ziemlich gut: eine Auslastung von 84 Prozent, 57 Prozent mehr Einnahmen als im Vorjahr.

84 Prozent
Auslastung verzeichnet Potsdams Nikolaisaal.

Dennoch steht mit dem Weggang von Manacorda, mit dem Neubeginn von Adriana Kussmaul und Céline Couson als Frauendoppel in der KAP-Geschäftsführung eine Zäsur an. Womöglich auch ein Anlass für Nikolaisaal und KAP, die Saison dem Thema „Beziehungen“ zu widmen. Eröffnet wird sie am 31. August von Antonello Manacorda.

Als Pianist konnte Igor Levit gewonnen werden, der Schostakowitsch und Beethovens 2. Sinfonie spielt. Auf dem Programm auch: ein Stück des US-amerikanischen Komponisten Charles Ives (1874-1954) mit dem Titel „The Unanswered Question“ (auf Deutsch: die unbeantwortete Frage).

Gehört zu den prominenten Gästen: Pianist Igor Levit, der zum Saisonauftakt im Nikolaisaal spielt.

© promo

Nicht immer nur Mozart

Auch der Nikolaisaal legt sich in seinem Programm bewusst nicht mit den ganz großen Fragen an, die die zweite Jahreshälfte 2024 überschatten. Kein Fingerzeig auf die Landtagswahlen und die Popularität einer potenziell rechtsextremen Partei auch in Brandenburg, keine vordergründige Auseinandersetzung mit Krieg oder Konflikt. Man wolle Kunst nicht zweckentfremden und auch niemanden ausschließen, so Programmleiter Michael Dühn.

„Im Übrigen zeigen wir allein durch das Programm, durch die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler, wie wichtig uns Vielfalt ist“, sagt Dühn. Als Beispiel dafür nennt er das andauernde Bestreben, auch Werke von Komponistinnen zu zeigen, „nicht immer nur Mozart und Brahms“. Werke von Louise Farrenc, Dora Pejačević oder Emilie Mayer sind ganz bewusst in die Sinfoniekonzerte eingebaut.

Das elastische Thema „Beziehungen“ lässt sich bestens auf viele der Konzerte ausdehnen. Ob es nun um geschwisterliche Bindungen wie die des Klavierduos Lucas und Arthur Jussen geht oder um die Familiengeschichte des Geigers Daniel Hope, die nicht nur mit Potsdam eng verbunden ist, sondern auch mit Irland (28. Mai).

Oder aber, im ganz großen Kino-Format, um die Hassliebe zwischen dem israelitischen Fürsten Judah Ben-Hur und dessen ehemaligem Freund Messala in „Ben Hur“. Der Monumentalfilm wird am 25. Januar mit Live-Begleitung des Filmorchesters Babelsberg gezeigt. Das Filmorchester ist mit zwei weiteren Filmabenden dabei: mit Disneys „Fantasia“ (20. April) und einer Filmmusik-Gala mit Klassikern von „Paul und Paula“ bis „Mr. und Mrs. Smith“ (4. Juli).

Wie könnte es anders sein: Der Abschied von Antonello Manacorda wird eines der bestimmenden Themen der Saison. Am 18. Januar gibt er einem der gefragtesten Nachwuchspianisten im Sinfoniekonzert mit Richard Strauss, Robert Schumann und Béla Bartók die große Bühne: Lukas Sternath. Der gibt bereits am 15. Oktober seinen Einstand in der Reihe „Debüt-Künstler“ – und spinnt den Beziehungsfaden zurück zu Igor Levit: Er ist seit 2022 dessen Schüler. Zum Höhepunkt der Manacorda-Abschiedssause gibt es große Oper: „Der Freischütz“ als konzertante Aufführung (28. April). Nach dem Nikolaisaal gastiert der „Freischütz“ in Paris, Baden-Baden und der Berliner Philharmonie.

Kooperationen mit dem Barberini

Der Geiger Christian Tetzlaff, diesjähriger Artist in Residence der KAP, hingegen dirigiert meistens selbst. Was Tetzlaff zufolge dazu führt, dass die Beziehung zum Orchester vor allem aus dem Ohr heraus entsteht. Um die Verbindung zwischen Visuellem und Akustischem hingegen geht es in einem der großen Hingucker im Programm: Das Themenwochenende „Niko Grooves“ untersucht ausgehend von Gerhard Richters Film „Moving Picture 946-3“ die Macht des Rhythmus. Und Schauspieler Alexander Scheer begibt sich mit Novalis und Rainald Goetz in den „Rausch der Nacht“ (18. Oktober).

Auch wenn im September die neue Schau im Museum Barberini zu Maurice de Vlaminck eröffnet, ist der Nikolaisaal zur Stelle. Am 27. September liest Ulrich Matthes Texte von Vlamincks Zeitgenossen, dazu Musik von Eric Satie oder Maurice Ravel. Und wenn die Schau „Kosmos Kandinsky“ sich im Mai 2025 dem Ende neigt, steuert Pianist Francesco Tristano eine Eigenkomposition bei (9. Mai).

Freuen darf man sich auch auf das aus „Babylon Berlin“ bekannte Moka Efti Orchestra, das mit Fritzi Haberlandt und Benno Fürmann aufspielt (30. November), eine „multimediale Zeitmaschine“ nach H.G. Wells mit Mark Waschke (11. Januar) – und das 7. Sinfoniekonzert im März. Da kommt François Leleux mit einem französischen Abend nach Potsdam: der Mann, der 2025 die Nachfolge von Antonello Mancorda antritt.

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