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Umstrittenes Bauprojekt: Auf diesem Parkplatz soll eine Geflüchtetenunterkunft entstehen.

© Andreas Klaer

Zukunftspläne für Potsdamer Plattenbauviertel: Alte DDR-Garagen und geplantes Flüchtlingsheim sorgen für Diskussionen

Das Quartier Am Stern soll lebenswerter werden. Bei einem Spaziergang mit Oberbürgermeister Mike Schubert und Anwohnern zeigt sich, welche geplanten Neuerungen Konflikte bergen.

Im Potsdamer Stadtteil Am Stern soll sich in den nächsten Jahren einiges ändern: Garagen und Parkplätze sollen weichen und durch Grünflächen ersetzt werden, Fuß- und Radwege sollen erweitert und Schulwege kindersicher gestaltet werden. Das sieht zumindest das „Städtebauliche Rahmenprogramm“ vor. Das Ziel: Das Quartier soll lebenswerter werden.

Einige Anwohnerinnen und Anwohner sind da skeptisch. Das zeigte sich am Sonntag bei einem Stadtteilspaziergang mit Oberbürgermeister Mike Schubert, Finanzdezernent Burkhard Exner (beide SPD), Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) und rund 50 Menschen aus dem Stadtteil.

Mit roten Aufklebern sollten die Anwohner auf einem Stadtplan markieren, wo im Viertel sie dringenden Verbesserungsbedarf sehen; grüne Sticker sollten Orte kennzeichnen, wo alles bleiben kann – oder: bleiben soll – wie es ist. So scheint es offenbar am Schäferfeld zu sein. Doch das heißt noch lange nicht, dass hier kein Diskussionsbedarf besteht – ganz im Gegenteil.

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) im Gespräch mit Stern-Bewohnern am Schäferfeld.
Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) im Gespräch mit Stern-Bewohnern am Schäferfeld.

© Andreas Klaer

Konfliktpotential bergen die dortigen Garagenkomplexe. Die 750 Garagen sind für deren Nutzer mehr als bloß ein Abstellraum oder eine Parkgelegenheit: Die sogenannten DDR-Garagen sind teils von ihnen oder ihren Eltern selbst gebaut worden. Wegen Unterschieden zwischen DDR- und BRD-Recht gehören sie aber nicht mehr den Erbauern, sondern heute meist der Stadt.

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„Ich hab’ hier zwei Garagen und die habe ich zu DDR-Zeiten auch noch selber aufgebaut“, sagt Bernd Dörwaldt. Wie es mit den strittigen Garagen weiter gehen soll, müsse endlich geklärt werden, findet er. Aus Sicht des Garagennutzers bedeutet das: Sie sollen bleiben.

Die DDR-Garagen am Schäferfeld.
Die DDR-Garagen am Schäferfeld.

© Andreas Klaer

Ursprünglich sollte der Spaziergang gar nicht zum Schäferfeld führen. Wegen des starken Interesses wurde die Strecke jedoch kurzfristig geändert. Doch Oberbürgermeister Schubert hielt sich bedeckt, was die Zukunft der Garagen betraf: „Da wird auch gestritten werden müssen“, so Schubert. Finanzdezernent Exner stellte schon in Aussicht: „Manche Garagen sind endlich.“

Weniger Diskussionsbedarf gab es beim Zwischenstopp am Schulzentrum: Eine Mutter lobte die „ausgezeichnete Schule mit engagierten Lehrern“, kritisierte aber mangelnde Schulwegsicherheit. Zur Verbesserung schlug sie Zebrastreifen und eine Fahrbahnverengung vor.

Anwohner befürchtet „Ghettobildung“

Zündstoff bot hingegen der Zwischenstopp an der Ecke Newtonstraße/Ziolkowskistraße: Auf einem Parkplatz vor einem mehrstöckigen Mietshaus soll, unabhängig vom Rahmenplan, eine Geflüchtetenunterkunft mit 65 Wohneinheiten entstehen.

Anwohner Rainer Ziesmann hält wenig davon: „Wir sind hier schon ein durchmischtes Wohnquartier und das ist auch gut so. Es darf aber auch nicht kippen“, sagt er. Er befürchtet eine „Ghettobildung“, wenn zu viele Menschen auf einmal hier leben, die Hilfe benötigen. Geplant ist, dass der Wohnraum neben Geflüchteten auch obdachlosen Familien zur Verfügung gestellt werden soll.

Auf einem Stadtplan konnten Anwohner markieren, wo im Quartier aus ihrer Sicht Verbesserungsbedarf besteht.
Auf einem Stadtplan konnten Anwohner markieren, wo im Quartier aus ihrer Sicht Verbesserungsbedarf besteht.

© Andreas Klaer

Aktuell sind zwei langgezogene, parallele Modulbauten geplant. Laut Exner würden hierdurch 30 Parkplätze wegfallen, auch ein anliegender Spielplatz wäre betroffen. „Dass wir bei den Mietern damit keine Begeisterung auslösen, ist klar“, sagte er. Damit hatte er recht: „Sie schaffen Hinterhofmilieus“, warf ihm eine Anwohnerin vor.

Ein Mann zeigte wütend mit dem Finger auf ihn und rief: „Hände weg vom Spielplatz!“ Schubert versuchte zu schlichten. Als Kompromiss schlug er vor, dass man im Rahmen der Baumaßnahmen doch auch einen neuen, schöneren Spielplatz bauen könnte.

Baudezernent Rubelt rechnet damit, dass man die Bauvorhaben in etwa zwei Jahren beschließen könne. Wie viel Geld für die Umsetzung des Rahmenplans zur Verfügung stehen werde, könne man heute noch nicht sagen. Erste Ergebnisse von den Stadtplanern erwartet er für das dritte Quartal 2024.

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