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Bauvorhaben in Potsdam, Quelle: QUARTERBACK Immobilien AG

© QUARTERBACK Immobilien AG

Wohnungen am Potsdamer Welterbe: Baustart noch nicht absehbar

Lange wurde um das Bauprojekt am Humboldtring gerungen, bis es einen Kompromiss gab. Doch nun fehlt noch immer die Baugenehmigung.

Eigentlich sollten die Bauarbeiten am Humboldtring in der ersten Jahreshälfte beginnen. Doch ob es dazu noch kommt, ist derzeit unklar. Denn für das Vorhaben des Projektentwicklers Quarterback gibt es noch immer keine Baugenehmigung. 200 Wohnungen sollen auf einer Fläche an der Nuthestraße gegenüber des Parks Babelsberg errichtet werden. Über die Verzögerung hatte zuerst die „Märkische Allgemeine“ berichtet.

Die fehlende Baugenehmigung bestätigen Investor und Stadtverwaltung gegenüber den PNN. Doch die Gründe bleiben weitgehend im Dunkeln. „Ende des Jahres 2022 haben wir den Bauantrag für das Vorhaben bei der Stadt Potsdam eingereicht“, teilte Quarterback mit. Seitdem sei deutlich geworden, dass sich dessen Bearbeitung als sehr komplex erweist und sich demzufolge über einen längeren Zeitraum erstrecke. Aus dem Rathaus heißt es, man stehe in konstruktivem Kontakt. „Gemeinsames Ziel bleibt, für das Vorhaben demnächst eine Baugenehmigung erteilen zu können“, so ein Sprecher.

Quarterback geht etwas mehr ins Detail: „Erst zu Beginn dieses Jahres erhielten wir erneut Nachfragen beziehungsweise Nachforderungen der beteiligten Fachämter.“ Diese habe Quarterback anhand weiterer Angaben und Unterlagen beantwortet. „Wir hoffen, dass damit nunmehr sämtliche erforderlichen Dokumente vorliegen, sodass die anschließende Bearbeitung mit Erteilung der Baugenehmigung zeitnah erfolgen kann.“

In dem roten Feld sollen die Wohnungen entstehen.

© PNN/Klöpfel

Inhaltlich hat sich an dem Vorhaben seit dem vergangenen Sommer allerdings nichts geändert: Auf einer Grundstücksfläche von rund 6700 Quadratmetern sollen für unterschiedliche Nutzergruppen circa 200 modern geschnittene und attraktiv ausgestattete Ein- bis Fünf-Raum-Wohnungen mit Wohnflächen zwischen circa 20 und 110 Quadratmetern entstehen. „Jede Einheit erhält einen Balkon oder eine Terrasse sowie einen eigenen Abstellraum“, beschreibt es Quarterback nun. Abstellmöglichkeiten für Autos und Fahrräder soll es unterirdisch sowie im Außenbereich geben.

Quarterback hatte das Projekt 2022 übernommen. Ursprünglich stand der Berliner Projektentwickler BMP hinter dem Neubauvorhaben. Der hatte Anfang 2022 angekündigt, die Pläne auf den wirtschaftlichen Prüfstand zu stellen, nachdem die Fortsetzung der Förderung für energieeffiziente Bauten durch Bundesregierung unklar war.

Zehnjährige Vorgeschichte

Das Projekt ist vielfach diskutiert und hat eine mittlerweile zehn Jahre lange Vorgeschichte: Schon nach dem Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan im Jahr 2014 hatten Schlösserstiftung und Landesdenkmalamt Einwände geäußert. Weil das Gebiet an den Park Babelsberg grenzt und damit in der engeren Pufferzone um das Welterbe liegt, gelten dort strenge Bauvorschriften. Die Stadtverwaltung hatte das Vorhaben mit Verweis auf den großen Bedarf nach Wohnungen in Potsdam befürwortet.

Strittig war vor allem der westliche Teil des geplanten Projekts. Schlösserstiftung und Landesdenkmalamt hatten dort jegliche Bebauung abgelehnt. Unterstützung erhielten beide Behörden wie berichtet vom Internationalen Rat für Denkmalpflege (Icomos), der die Unesco in Welterbefragen berät.

Ein Kompromiss wurde 2019 gefunden: Das Bauprojekt wurde geschrumpft. Als Kompensation wurde etwas mehr Baumasse an der Nuthestraße eingeplant. Weil aber die lukrative Bebauung mit Blick auf die Havel gestrichen wurde, sei die Bodenwertsteigerung erheblich geringer, hieß es 2021 in einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Andere. Statt zehn bis 20 Prozent Sozialwohnungen, die ursprünglich entsprechend dem Potsdamer Baulandmodell fällig gewesen wären, werde es dort nun gar keine geben.

Den nächsten Aufreger gab es Anfang 2021. Damals wurden Teile des Nuthewäldchens gerodet, es sollte ja bald gebaut werden. Aktivisten protestierten dagegen. Der Landesbetrieb Forst Brandenburg hatte dem Antrag des Investors allerdings zugestimmt, eine sogenannte Waldumwandlung vorzunehmen.

Ganz untätig war man vor Ort allerdings nicht. „Bisher wurden sowohl die Versorgungsleitungen der Erschließungsmedien verlegt als auch Unterbau und Tragschicht für die zukünftigen Verkehrsflächen hergestellt“, teilt Quarterback mit. Durch die Verzögerungen bei der Genehmigung habe man den Zeitplan für das Vorhaben anpassen müssen. „Nach erfolgtem Baubeginn rechnen wir gegenwärtig mit einer Bauzeit von rund zwei Jahren.“

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