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Das Begegnungscafé im Staudenhof ist beliebter Treffpunkt.

© Johanna Bergmann

Mehr als 400 Flüchtlinge seit Jahresbeginn neu in Potsdam: Weiter auf der Flucht

Noch immer kommen Flüchtlinge nach Potsdam, die meisten aus Syrien. Mehr als ein Drittel von ihnen sind Kinder oder Jugendliche. Ein Überblick über die aktuelle Situation.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Es ist ein wenig ruhiger geworden um das Thema Flüchtlinge in Potsdam. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Stadtverwaltung nahezu wöchentlich neue Zuweisungszahlen aus der aus allen Nähten platzenden Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt bekam und quasi jeden Monat eine neue Unterkunft eröffnete. Vor allem die Schließung der sogenannten Balkanroute hat dazu geführt, dass der Zuzug im Vergleich zum Herbst vergangenen Jahres deutlich abgenommen hat. Doch der Krieg in Syrien tobt weiter, noch immer fliehen Menschen von dort und anderen Krisenregionen, um in Sicherheit leben zu können – zum Beispiel in Potsdam. Wir geben einen Überblick über die Situation in der Landeshauptstadt.

Wie viele Flüchtlinge sind seit Jahresbeginn nach Potsdam gekommen?

Seit dem 1. Januar 2016 sind nach Aussage der Stadt 401 Flüchtlinge neu nach Potsdam gekommen. 127 von ihnen waren Kinder oder Jugendliche – also mehr als ein Drittel. Im gleichen Zeitraum 2015 waren etwa 370 Flüchtlinge in die Stadt gekommen, die Zahlen sind also jetzt sogar höher. Allerdings kam ein Großteil der Menschen erst in der zweiten Jahreshälfte nach Potsdam, insgesamt waren es knapp 1500.

Woher kommen die Flüchtlinge?

Mit Abstand die meisten Flüchtlinge sind mit 50 Prozent weiterhin Syrer. Sie fliehen vor dem blutigen Bürgerkrieg – viele junge Männer aus Angst vor dem Armeedienst. Die zweitgrößte Gruppe machen mit 25 Prozent Menschen aus Afghanistan aus, an dritter Stelle kommen Asylsuchende aus der Russischen Föderation (zwölf Prozent). Meist handelt es sich bei dieser Gruppe um Flüchtlinge aus der Nordkaukasus-Republik Tschetschenien.

Wie sind die Potsdamer Flüchtlingsunterkünfte belegt?

14 Unterkünfte hat die Stadt derzeit, mit heutigem Stand stehen dort 1530 Plätze zur Verfügung. Belegt davon sind 1325, was einer Auslastung von 87 Prozent entspricht. Allerdings soll der ehemalige Landtag auf dem Brauhausberg künftig mit 470 statt bislang 300 Menschen belegt werden und der Konsumhof in Babelsberg noch als weitere Unterkunft eröffnen.Dort kommen weitere 53 Plätze dazu. Weitere geplante Unterkünfte sind außerdem der Handelshof am Industriegebiet und ein Gebäude in der Marquardter Chaussee. Geschlossen wurde hingegen die Leichtbauhalle an der Sandscholle in Babelsberg, sie steht nun wie die anderen beiden Hallen in Drewitz und Neu Fahrland leer. Ebenfalls aufgelöst wird auch der Wohnungsverbund Haeckelstraße, der Wohnblock wird wie angekündigt saniert. Die Belegungszahlen zeigen, dass bei Weitem nicht alle Flüchtlinge, die 2015 nach Potsdam gekommen sind, schon eine Wohnung gefunden haben – kein Wunder angesichts des angespannten Immobilienmarktes. Immerhin: Von Oktober bis jetzt wurden laut Stadt 570 Menschen in eine eigene Wohnung vermittelt.

Wie viele Flüchtlingskinder besuchen eine Potsdamer Schule?

Dies ist nach Aussage der Stadt schwer zu beziffern, da die Kinder, sobald sie Asylstatus haben, in der Statistik einfach als Kinder mit ausländischem Pass auftauchen. Ob die Eltern erst vor Kurzem nach Deutschland immigriert sind und ob sie als Flüchtlinge oder etwa Gast-Wissenschaftler nach Potsdam gekommen sind, ist daran nicht zu erkennen. Aktuelle Zahlen finden sich aber in einem Papier des Brandenburger Bildungsministeriums. Demnach werden derzeit 702 Flüchtlingskinder in Regelklassen und 71 in Willkommensklassen unterrichtet.

Wie viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge leben in Potsdam?

Derzeit leben etwa 100 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Potsdam – meist Jugendliche, die sich ohne Eltern auf die lebensgefährliche Flucht nach Europa gemacht haben. Landen sie in Potsdam, werden sie zunächst in der Zweigstelle der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in der Heinrich-Mann-Allee untergebracht. Nach einem dreimonatigen „Clearing“ – bei dem Herkunft, persönliche Situation und zum Beispiel der Bildungsstand geklärt werden soll – kommen sie bei Bedarf in eine der Wohngruppen mit bis zu zwölf Plätzen unter, die im ganzen Stadtgebiet verteilt sind.

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