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Eindrucksvolles Schauspiel. Die beleuchtete Nikolaikirche sorgte über das Wochenende für viel positive Resonanz. Sie sollte auf den Auftakt des städtischen Themenjahres aufmerksam machen. Bei der Frage nach einem gesamtstädtischen Lichtkonzept ist Potsdam unterdessen immer noch nicht weiter.

© Manfred Thomas

Licht und Dunkel: Warum Potsdam noch kein Lichtkonzept hat

Die beleuchtete Nikolaikirche sorgte für viel Aufmerksamkeit, soll aber eine einmalige Aktion bleiben. Bei der Frage nach einem Lichtkonzept ist Potsdam noch nicht weiter. Fortschritte gibt es nur am Alten Markt.

Potsdam - Das Licht bleibt aus: Nach vier Abenden, an denen die Kuppel der Nikolaikirche eindrucksvoll beleuchtet war, ist es wieder dunkel am Alten Markt. Und das wird vorerst auch so bleiben, wie ein Stadtsprecher am Dienstag auf PNN-Anfrage sagte: „Das war eine einmalige Aktion im Rahmen der Jahreskampagne ,Stadt trifft Kirche’.“ Auch bei der ebenfalls von der Stadt mitorganisierten Veranstaltung „Unterwegs im Licht“ am 21. Januar, wenn verschiedene Gebäude in der Innenstadt mit Licht in Szene gesetzt werden, wird die Kirche dunkel bleiben, so der Stadtsprecher.

Die am Freitagabend ohne große Vorankündigung gestartete Lichtinszenierung in der Potsdamer Mitte hatte für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Auf dem Alten Markt waren Potsdamer unterwegs und fotografierten die beleuchtete Kirche, in den sozialen Netzwerken kursierten unzählige Fotos. Die Kommentare dazu waren durchweg positiv – zum Beispiel auf der Facebook-Seite der PNN: „Ein echter Hingucker“, „richtig hübsch“, „endlich Weltstadt“ schrieben PNN-Leser etwa.

André Tomczak: „Was für ein Anblick, was für frische, satte Farben!“

Auch einige Rückmeldungen aus dem politischen Potsdam gab es – zum Beispiel von der Stadtfraktion der Grünen, die sich schon seit Längerem für ein Lichtkonzept für Potsdam einsetzt: Die Nikolaikirchen-Beleuchtung sei „eine erste Etappe in einer immer noch ausstehenden gesamtstädtischen Lichtplanung“, kommentierte die Fraktion über den Kurznachrichtendienst Twitter. Auch André Tomczak, Sprecher der Initiative Potsdamer Mitte neu denken und der Potsdamer Kulturlobby, meldete sich zu Wort und lobte die Beleuchtung: „Was für ein Anblick, was für frische, satte Farben!“ Die Installation zeige, „dass hier mit überschaubarem Aufwand Großes geleistet werden kann“. Tomczak regte gleichzeitig eine Verlängerung an: „Der farbenfrohe Anblick sollte bei ,Unterwegs im Licht’ am 21. Januar keineswegs fehlen.“

Das wird aber nicht passieren, so Stadtsprecher Jan Brunzlow. „Unterwegs im Licht“ habe ein eigenes Lichtkonzept, die Kirche sei dagegen in den Farben der städtischen Jahreskampagne beleuchtet gewesen. Allerdings überlege man in der Stadt „aufgrund des Erfolges“, ob man die Beleuchtung „im Laufe des Jahres“ erneut zeige, so der Sprecher. Sinn mache das aber nur in der dunklen Jahreszeit.

Zeitmangel: Bisher noch keine Arbeitsgruppe für ein Lichtkonzept

Auch als Etappe für die gesamtstädtische Lichtplanung, wie von den Grünen gewünscht, ist die Beleuchtung nicht zu verstehen. Es dürfte sogar noch länger dauern, bis diese Frage überhaupt angegangen wird: Denn die im vergangenen April auf Antrag der Grünen von den Stadtverordneten beschlossene Arbeitsgruppe zur Erstellung eines solchen Lichtkonzeptes ist immer noch nicht gegründet worden, sagte Stadtsprecher Brunzlow den PNN. Das Thema falle in den Bereich von Stadtplanungschef Andreas Goetzmann – und da der im vergangenen Jahr zusätzlich den vakanten Baudezernentenposten mit ausfüllen musste, sei die Aufgabe aus Zeitmangel schlicht liegengeblieben. Wann die Arbeitsgruppe in Gang kommt, sei immer noch unklar, so der Sprecher. Beleuchtungsexperten mahnen eine gesamtstädtische Lichtplanung schon seit Jahren an (PNN berichteten). Damit könne die Attraktivität der Stadt für Bewohner und Touristen in den Abendstunden deutlich gesteigert werden, argumentieren sie.

Etwas weiter ist die Stadtverwaltung immerhin bei der Frage der Beleuchtung der Gebäude rund um den Alten Markt. Dazu habe es in den vergangenen Jahren verwaltungsinterne Überlegungen und Gespräche mit den Anliegern gegeben, so der Stadtsprecher. „Demnächst“ wolle die Stadt nun die Erarbeitung eines mit allen Anliegern abgestimmten Beleuchtungskonzeptes ausschreiben. Die Beleuchtung soll sich dabei auf die Nikolaikirche, das Potsdam Museum, das Museum Barberini, den Landtag, den Obelisken in der Platzmitte und die später anstelle der Fachhochschule entstehende historische Leitfassade fokussieren. Alle Anlieger seien sich einig darin, dass die Beleuchtung abgestimmt werden muss: „Wir wollen nicht, dass jedes Haus sein eigenes Konzept umsetzt“, so der Stadtsprecher.

Vorreiter ist das Museum Barberini

Die Erstellung des Konzeptes für den Alten Markt will nun die Stadt bezahlen. Vor der Umsetzung werden jedoch noch einige Fragen zu klären sein. Erst wenn klar sei, mit welchen Kosten für die Beleuchtung zu rechnen ist, könne man über die Finanzierung und eine mögliche etappenweise Umsetzung sprechen, hieß es. Vorreiter wird in jedem Fall das Museum Barberini: Es wird laut Stadtsprecher ab der Eröffnung am 20. Januar beleuchtet sein – auf eigene Kosten.

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In Potsdam wird schon lange über ein Lichtkonzept diskutiert. Die Lichtinstallation an St. Nikolai zeigt, was Potsdam damit gewinnen würde, schreibt PNN-Autorin Jana Haase im Kommentar >>

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