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Robert Witzsche, Sprecher des Potsdamer Kita-Elternbeirats. Witzsche ist 44 Jahre alt, selbständiger Mediendesigner und auch Elternvertreter für die Oberlinkita in Babelsberg.

© Privat

„Kitakollaps“-Protesttag: „Die Schieflage ist bereits spürbar“

Der Vorsitzende des Potsdamer Kita-Elternbeirats über die geplante Großaktion - und seine Wünsche an die Stadt- und Landespolitik.

Am kommenden Montag findet die landesweite Aktion „Kitakollaps“ statt. Allein in Potsdam sind mehr als 50 Veranstaltungen geplant, viele Kitas schließen früher. Initiiert hat den Aktionstag unter anderem der Potsdamer Kita-Elternbeirat. Dessen Vorsitzender Robert Witzsche erklärt im PNN-Interview, was er sich von dem Aktionstag erhofft und was passieren muss, damit sich die Lage an den Kitas verbessert.

Was ist der Sinn der Aktion „Kitakollaps“?
Mit dem Aktionstag wollen Eltern, Fachkräfte und Träger auf einen drohenden Kollaps der Kindertagesbetreuung aufmerksam machen. An vielen Orten unseres Bundeslandes ist die Schieflage bereits spürbar – es fehlen Kitaplätze, Fachkräfte und klare gesetzliche Regelungen zum Beispiel für Finanzierung und Bildungsqualität. Beim Aktionstag geht es zuallererst darum, den dringenden Handlungsbedarf in die Gesellschaft zu tragen. Denn gute und zuverlässige Kindertagesbetreuung ist zukunftsrelevant – für die Kinder, für die Familien, für die Wirtschaft und somit für die gesamte Gesellschaft. Wir wollen aufzeigen, an welchen Stellen es hakt, und dazu auffordern, Dinge zu ändern.

Was müsste die Landesregierung sofort beschließen, um Druck aus dem System zu nehmen?
Da gibt es sicher einiges, was man aufführen könnte. Eine klare Definition der pädagogischen Anteile in der Arbeitszeit der Erzieherinnen und Erzieher zum Beispiel – also Zeit für Vor- und Nachbereitung, Elterngespräche oder Weiterbildung. Oder auch eine Entbürokratisierung durch die Finanzierung des Systems aus einer Hand. Und auch das Thema Leitungsfreistellung wäre bei entsprechender Umsetzung sofort in der täglichen Arbeit mit den Kindern spürbar. Die fehlenden Fachkräfte und die Herausforderungen in der Ausbildung lassen sich leider nicht per Sofortbeschluss ändern.

Was fordern Sie von Kommunen wie Potsdam, wo es bald auch wieder städtische Kitas geben soll?
Wir sitzen alle in einem Boot – es geht also darum, gemeinsam zu agieren. Potsdam macht schon vieles gut, kann aber auch noch mehr machen. Wir müssen Prioritäten ändern, Perspektiven wechseln. Der Stadtverordneten-Beschluss vom Montag zu den kinderfreundlichen Kommunen, den wir mit angestoßen haben, ist dafür ein guter Anfang. Ganz konkret könnte Potsdam sich beim Thema Ausbildung engagieren und Beispielen aus anderen Städten wie zum Beispiel Karlsruhe folgen.

Was ist dort anders?
Dort werden die Gehälter der Auszubildenden von der Kommune und on-top zum vorgegebenen Personalschlüssel getragen – und das gleichermaßen für alle Träger, egal ob frei oder kommunal.

Wie sind die Reaktionen der Eltern bisher - die vielfach am kommenden Montag ihre Kinder dann eher holen müssen oder auch gar nicht betreuen lassen können?
Bisher haben wir fast nur positives und verständnisvolles Feedback. Grundansatz des Aktionstages ist es, dass Eltern, Mitarbeitende und Träger gemeinsam entscheiden, welche Aktionen sie in ihrer jeweiligen Einrichtung umsetzen. So konnten die Familien selbst entscheiden, ob eine Schließung für sie eine denkbare Protestform ist. Dass dieser Aufruf, gemeinsam zu planen, funktioniert hat, bildet sich auch bei der Vielfalt an Aktionen quer durch die Stadt ab. In ganz vielen Einrichtungen sind Eltern aktiv an der Ausgestaltung beteiligt. Dadurch haben sich sogar neue Synergien ergeben – das gegenseitige Verständnis für die Herausforderungen wächst.

Wie viele Teilnehmer erwarten Sie bei der Kundgebung im Potsdamer Lustgarten?
Davon müssen wir uns überraschen lassen. Wir als Kita-Elternbeirat sind den ganzen Tag vor Ort im Camp, freuen uns auf mehrere Kita-Gruppen zum „größten Morgenkreis der Stadt“ und wollen die Abschlussaktion ab etwa 16.30 Uhr laut und bunt gestalten. Mitarbeitende und Familien aus vielen Potsdamer Kitas und Horten machen sich am Nachmittag gemeinsam auf den Weg in den Lustgarten – wir sind also zuversichtlich und freuen uns auf ganze viele große und kleine engagierte Menschen. Gern in Gelb. Gern mit Dingen, die Krach machen. Und unbedingt Sonne mitbringen.

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