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Am Zaun des Filmparks wurde ein Banner enthüllt.

© Andreas Klaer

Unesco-Filmstadt: Potsdam sollte sich das Geld für dröge Banner sparen – und kreativ werden!

Potsdam ist seit 2019 Unesco Creative City of Film. Die Bilanz ist mehr als ernüchternd. Die Stadt muss den Titel endlich ernst nehmen. Karlsruhe macht es vor.

Ein Kommentar von Jana Haase

Als Potsdam im November 2019 Deutschlands erste „Unesco Creative City of Film“ wurde, war das eine Auszeichnung. Die Unesco-Kreativ-Städte, so fasste es Unesco-Generalsekretärin Audrey Azoulay zusammen, seien Laboratorien für Ideen und Innovation, sie könnten nachhaltige Entwicklungsstrategien vorweisen, die sich positiv auf die urbanen Räume auswirken. „Weltweit machen diese Städte, jede auf ihre Weise, Kultur zu einer Hauptsäule ihrer Strategie, nicht nur zu einem Accessoire“, sagte Azoulay 2019.

Knapp vier Jahre später ist die Bilanz mehr als ernüchternd. Als größter Erfolg darf das Filmfestival in Drewitz verbucht werden, das bereits zweimal Kino in den Kiez gebracht hat. Ansonsten hatte keines der unter dem Unesco-Label angeschobenen Projekte größeres Echo – nicht in Potsdam und erst recht nicht darüber hinaus. Labor für Innovation? Fehlanzeige.

Der Unesco-Trailer in schwarz-weiß, der vor neun Monaten vorgestellt wurde, ist auf Youtube nicht einmal 900 Mal aufgerufen worden. Der „Boulevard des Films“ in der Brandenburger Straße ist nach schleppend verlaufender Ideensuche nach wie vor Zukunftsmusik. Erinnert sich noch jemand an den Filmplakate-Bauzaun in der Hegelallee?

Jetzt also wurden im Filmpark Banner am Zaun enthüllt, auf denen man sich zur Filmstadt belesen kann. Identische Plakate sollen im September in der Volkshochschule gezeigt werden. Und es steht die Idee im Raum, den Weihnachtsmarkt unter das Motto Film zu stellen.

Wo bleibt die Fantasie? Potsdam sollte sich das Geld für dröge Banner, sei es an Weihnachtshütten oder Bauzäunen, sparen. Stattdessen lohnt der Blick nach Karlsruhe: Die Stadt ist ebenfalls seit 2019 im Unesco-Club, als Unesco Creative City of Media Arts. Seitdem gibt es ein einmonatiges sommerliches Festival. Begleitend zum Lichterfestival werden ab nächster Woche wieder Arbeiten von lokalen und internationalen Medienkünstler:innen in der Innenstadt präsentiert – kostenfrei.

Solche Aktionen, die für Film und Kino begeistern, fehlen in Potsdam. Und schmerzlicher: Etablierte Filmfestivals wie „Moving History“ kämpfen um die Finanzierung. Das für 2023 geplante Umwelt-Filmfestival wurde auf der langen Bank geparkt.

Sicher, die Stadt kann nicht überall als Geldgeber einspringen. Aber sie muss den Unesco-Kreativstadt-Titel, um den sie sich schließlich beworben hat, endlich ernst nehmen. Das muss sie sich personell und finanziell auch etwas kosten lassen wollen.

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