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Weihnachtsmarkt Blauer Lichterglanz.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Ein Filmweihnachtsmarkt für Potsdam : Wird die Stadt ihrem Unesco-Titel so gerecht?

Mit verschiedenen Aktionen will Potsdam seinen Filmcharakter sichtbarer machen – auch in der Weihnachtszeit.

Potsdam ist Filmstadt. Seit 2019 schmückt sich die Stadt mit dem Titel Unesco Creative City of Film. Außerhalb der Filmstandorte in Babelsberg ist das allerdings nur wenig sichtbar. Mit verschiedenen Aktionen will die Stadt ihren Filmcharakter sichtbarer machen, nicht nur in Babelsberg.

So soll der Weihnachtsmarkt auf der Brandenburger Straße in diesem Jahr zum „Filmweihnachtsmarkt“ werden, wie Götz Friederich, Vorsitzender der AG Innenstadt, am Mittwoch im Filmpark Babelsberg nicht ganz freiwillig verkündet hat. Ausgeplaudert hatte die Idee Sigrid Sommer, Chefin des Bereichs Marketing der Stadt. Friederich kündigte an, nun erst einmal zeitig den Vorstand der AG zu informieren, bevor dieser aus der Zeitung von der Bekanntmachung der Pläne erfährt.

Banner am Zaun: Damit will Potsdam auf seinen Titel Unesco Creative City of Film aufmerksam machen.
Banner am Zaun: Damit will Potsdam auf seinen Titel Unesco Creative City of Film aufmerksam machen.

© Andreas Klaer

Banner mit Infos zur Filmstadt

Geplant sind „typisierende Screenshots von großartigen Filmen“ in oder an den Buden. So genau konnte der ehemalige CDU-Mann das noch nicht sagen. Die Idee sei noch nicht final. Aber: Der Weihnachtsmarkt soll Filmkulisse werden. Wie Kassel seinen Märchenmarkt habe, könne Potsdam seinen Filmmarkt bekommen. Die Tristesse des Weihnachtsmarktes werde ohnehin beklagt. Friederich, Ideenfinder, träumt laut: „Dann heißt es: Warst Du schonmal in Potsdam beim Filmweihnachtsmarkt?“.

Doch eigentlich ging es beim Termin am Mittwoch im Filmpark um etwas ganz anderes: eine neue Ausstellung mit dem Namen: „Was macht Potsdam als Filmstadt aus?“ „Prägnante Texte geben Antworten auf die Fragestellung und beleuchten unter anderem die Bereiche Film- und Serienproduktion, Drehorte, Kinos und Filmfestivals, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie neue Technologien“, heißt es von der Stadt.

Die Stationen auf den gelben Bannern wie das Filmmuseum Potsdam, verschiedene Festivals und Feste wie „Sehsüchte“ sind mit QR-Codes bestückt. Das Ganze hat die Stadt rund 4000 Euro gekostet. Sehen kann man die Banner nur, wenn man den Eintritt in den Filmpark zahlt. Oder man wartet bis zum 7. September. Dann ist eine kleinere Version der Plakate bis Ende November in der VHS zu sehen. Die Erstellung kostet die Stadt nochmals rund 1000 Euro. Eventuell soll es ein Booklet geben sowie weitere Banner, die von außen am Zaun des Filmparks gegenüber der Film-Uni angebracht werden, sodass sie jeder kostenlos sehen kann. „Es ist Luft nach oben“, sagte Lisa Nawrocki, Geschäftsleitung und eine von zwei Kräften des Büros der Unesco Creative City of Film Potsdam.

Unesco – und jetzt?

Doch sind das – Infobanner und ein „Filmweihnachtsmarkt“ – Maßnahmen, mit denen die Stadt ihrem Unesco-Titel als Filmstadt gerecht wird? Schaut man sich andere Städte mit ähnlichen Titeln an wie zum Beispiel Karlsruhe, wird deutlich: die Unesco City of Media Art setzt auf sichtbare und kostenlose Aktionen. Vom 16. August gibt es einen Monat lang Medien- und Lichtkunst an verschiedenen Orten in der Innenstadt. Dazu kommt das Schlosslichtspiele Light Festival mit Projekten von internationalen Preisträger:innen eines ausgelobten Awards.

Auch in Potsdam gibt es unter dem Unesco-Titel Veranstaltungen wie das Drewitzer Filmfestival, das in diesem Jahr zum dritten Mal stattfindet. Dem vorausgegangen war ein Workshop im Juli mit Schüler:innen der Stadtteilschule. In Drewitz sind besonders viele Familien von Sozialleistungen abhängig. Ein beim Workshop entstandener Film soll beim Festival gezeigt werden. „Die Kinder lernten zum Beispiel, wie man sich gegenseitig interviewt“, berichtet Nawrocki.

Film-Boulevard im Frühjahr?

Daneben gibt es weitere Festivals, die aber nicht so recht vorankommen. So etwa das „moving history“. Immerhin: Die Stadt hat für drei Jahre zugesichert, das Preisgeld für die Auszeichnung zum Festival zu zahlen. Die nächste Verleihung findet am 21. Oktober im Filmmuseum statt. Eine Preisverleihung ohne Festival also. Auch „Sehsüchte“, ein fest eingefügtes Festival, kommt beim Potsdamer Publikum nicht so recht an. Fehlendes Marketing der Stadt? Das Umweltfilmfestival wurde zunächst um ein Jahr auf 2024 verschoben. Und auch der „Boulevard des Films“ auf der Brandenburger Straße lässt auf sich warten. Der erste Abschnitt von der Friedrich-Ebert-Straße bis zur Jägerstraße mit elf Steinplatten soll im Frühjahr 2024 verlegt sein.

Sigrid Sommer sagt, einen Vergleich mit Karlsruhe könne man nicht anstellen. Denn für Potsdam ginge es mehr ums Netzwerken. Das laufe gut, auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene, bestätigt Lisa Nawrocki. Im Oktober präsentiere sich Potsdam in Istanbul beim Treffen der insgesamt 295 Städte des internationalen Kreativstädtenetzwerks. Es geht um Nachhaltigkeitziele beim Filmdreh. Luft nach oben bestehe trotzdem, betont die Leiterin des Potsdamer Unseco-Büros. Dieser Satz fällt an diesem Mittwoch im Filmpark gleich zweimal.

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