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Inoffizieller Müllstreik: In der Schmiedegasse wird derzeit der Restmüll nicht abgeholt. Im Sommer war noch der Papiermüll betroffen.

© Andreas Klaer

Restmüll bleibt liegen: Abfallzoff in Schmiedegasse geht weiter

Anwohner der Schmiedegasse in Potsdam leiden unter bizarrem Müllstreit zwischen Stadtentsorgung und Hausverwaltung. Am Donnerstag sollen Poller eingebaut werden.

Am Montagmorgen ist der Müllwagen der Stadtentsorgung (Step) wieder einfach vorbeigefahren, sagt Anwohnerin Ellen Baron und klingt völlig entnervt. Am Müllberg, der sich rund um die Restmülltonnen in den Müllunterständen in der Schmiedegasse gebildet hat, hatte sich nichts geändert. Die Anwohnerin spricht von einem „Kleinkrieg zwischen der Step und unserer Hausverwaltung“. Seit mehreren Wochen ist die Stadtentsorgung in einer Art inoffiziellem Müllstreik. Betraf es im Sommer noch den Papiermüll, der nicht abgeholt wurde (PNN berichteten), war es zwischenzeitlich der Biomüll und nun der Restmüll.

Hier findet ein Kleinkrieg zwischen der Step und unserer Hausverwaltung statt.

Ellen Baron, Anwohnerin in der Schmiedegasse

Das ist nicht nur geruchstechnisch ein Problem. Ratten seien gesehen worden, berichtet Ellen Baron. Ein anderer Bewohner schildert die Auswirkungen so: „Der Müll zieht derart viele Fliegen und andere Insekten an, dass wir unser Schlafzimmerfenster, das nur wenige Meter vom Unterstand für die Müllcontainer entfernt ist, nicht öffnen können.“

Anwohner müssen für Sonderabfuhren extra zahlen

Darüber hinaus ist das zweifelhafte Vergnügen auch noch teuer: Die betroffenen mehr als 150 Eigentümer in der 2009 umgebauten früheren Ruinenbergkaserne müssen für die von der Hausverwaltung regelmäßig als Notlösung in Auftrag gegebenen Sonderabfuhren extra zahlen.

Hausverwaltung und Stadtentsorgung geben sich gegenseitig Schuld an der Misere. Grund für die ausbleibende Müllabholung seien parkende Autos, die die Ein- und Ausfahrt versperrten, hatte Step-Sprecher Stefan Klotz im Juli erklärt. Es habe mehrere Begehungen mit Vertretern von Stadt, Step und der Hausverwaltung gegeben. „Da es sich bei der Schmiedegasse um eine Privatstraße handelt und nicht um eine öffentliche Straße, muss in diesem Fall der Eigentümer selbst tätig werden“, hatte es geheißen.

Die Müllfahrzeuge wollen entgegen der Einbahnstraßenrichtung in die Schmiedegasse fahren. Dort sollen nun zusätzliche Poller aufgestellt werden.

© Andreas Klaer

Was bisher allerdings niemand erschöpfend erklären kann: Wieso bestehen die Müllfahrzeuge auf der Durchfahrt durch die Einbahnstraße entgegen der ausgewiesenen Fahrtrichtung - nämlich von der Sattlerstraße aus in Richtung Schlegelstraße? Die reguläre Zufahrt von der Schlegelstraße aus ist dem Augenschein nach problemlos möglich und wird nach Aussagen von Anwohnern und der Hausverwaltung auch von anderen Großfahrzeugen regelmäßig genutzt.

Step-Sprecher Klotz hatte jedoch erklärt, dass die Befahrung von der Schlegelstraße „nur durch eine Rückwärtsfahrt“ möglich wäre. Das Rückwärtsfahren werde durch die Regelungen Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung wegen drohender Unfallgefahren aber ausgeschlossen - was auch schon in der Langhansstraße zu Problemen geführt hat.

Wieso die Müllwagen in der Schmiedegasse nicht vorwärts fahren können sollen, konnte der Sprecher auch auf wiederholte Nachfrage durch die PNN nicht aufklären. Angesichts der neuen Müllberge wollte er sich nicht erneut äußern und verwies auf die Stadtverwaltung. Die antwortete auf eine PNN-Anfrage nahezu wortgleich mit der Step.

Poller sollen am Donnerstag eingebaut werden

Der anhaltende Zoff frustriert nicht nur die Bewohner, sondern lässt auch die zuständige Mitarbeiterin der Hausverwaltung, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, ratlos zurück. Es sei ihr „wirklich ein Rätsel, wie die Step zehn Jahre zuvor die Müllplätze dort relativ reibungslos anfahren konnte“, sagte sie den PNN.

Immerhin: Am Donnerstag dieser Woche sollen an der Ausfahrt zur Sattlerstraße die von Stadt und Step geforderten zusätzlichen Poller eingebaut werden, um den Bereich besser freizuhalten, so die Hausverwalterin.

Und: Später am Montag, nachdem die PNN alle Beteiligten kontaktiert hatten, wurde der Hausmüll doch endlich abgeholt.

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