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Am „Kreml“ wurden Schmierereien angebracht.

© Ottmar Winter PNN/PNN

Update

Potsdamer „Kreml“ beschmiert: Russland-Propagandist befindet sich in Untersuchungshaft

Der 40-Jährige hatte in der Stadt eine Ukraine-Fahne gestohlen und das Großplakat einer Ukraine-Schau beschädigt. Nun wurde gegen ihn Anklage erhoben.

| Update:

Der Ukrainer, der in Potsdam das Plakat einer Ukraine-Schau zerstört und am „Kreml“ eine russische Fahne angebracht hatte, befindet sich in Untersuchungshaft. Gegen ihn ist von der Staatsanwaltschaft Potsdam vor dem Amtsgericht Anklage erhoben worden, unter anderem wegen Billigung eines Angriffskrieges, schweren Diebstahls und Sachbeschädigung. Diesen Bericht der „Märkische Allgemeine“ bestätigte die Staatsanwaltschaft Potsdam am Mittwoch auf PNN-Anfrage. Demnach kam der 40-Jährige am 24. März in die Justizvollzugsanstalt Neuruppin-Wulkow, nachdem er am selben Tag vor dem Haftrichter erschienen war. Der Haftbefehl sei am 8. März beantragt worden, laut einem Sprecher der Behörde wegen Fluchtgefahr.

Der Ukrainer aus der Hafenstadt Odessa war Ende Februar von verdeckten Einsatzkräften im Umfeld des früheren Landtages, dem sogenannten Kreml, am Brauhausberg kurzzeitig in Gewahrsam genommen worden. Am Wochenende zuvor hatte er am Baugerüst des Kirchturms der Garnisonkirche ein Großplakat der Künstlerin Julia Krahn zerstört. Aus einem 19 Meter hohen Banner, das eine ukrainische Mutter mit ihrem Kind zeigt, hatte er den Kopf der Frau herausgeschnitten. Das Plakat wurde repariert und Mitte März wieder aufgehängt.

Die Spuren der Tat sind als Narben im Bild bewusst erkennbar. „Die Wunde soll uns daran erinnern, was Tausende Menschen jeden Tag erleiden“, sagt die Künstlerin Julia Krahn.
Die Spuren der Tat sind als Narben im Bild bewusst erkennbar. „Die Wunde soll uns daran erinnern, was Tausende Menschen jeden Tag erleiden“, sagt die Künstlerin Julia Krahn.

© Andreas Klaer/PNN

Ukrainer filmte sich bei seinen Taten

Im August 2022 hatte der 40-Jährige eine am Baugerüst des Garnisonkirchturms angebrachte ukrainische Flagge entwendet. Am alten Landtag hatte er im Februar eine russische Flagge angebracht sowie „Z“- und „V“-Symbole aufgemalt. Das „Z“ stellt das Symbol der russischen Kriegsführung dar. Die Verwendung gilt als strafbar, wegen Billigung eines Angriffskriegs. Die Fahne am „Kreml“ wurde einige Tage später entfernt. Bei seinen Taten filmte sich der Russland-Propagandist und veröffentlichte die Aufnahmen auf verschiedenen Internetportalen.

Auf einem Video ist der Mann dabei zu sehen, wie er offenbar in der Silvesternacht vor dem Stadthaus eine ukrainische Flagge abnimmt. Eine andere Aufnahme zeigt ihn, wie er im vergangenen Oktober eine Ukraine-Fahne am Baugerüst des Turms der Garnisonkirche abhängt. Ferner wird dem 40-Jährigen vorgeworfen, eine vor dem Rathaus wehende Regenbogenfahne mitgenommen zu haben.

In einem Kellerverschlag in Zentrum-Ost hatten die Einsatzkräfte gestohlene Ukraine-Flaggen sichergestellt. Zu seinen Taten ließ sich der Ukrainer nach Angaben der Polizei im Rahmen einer Vernehmung ein. Wegen der Straftaten drohen ihm bis zu drei Jahre Haft, mindestens aber eine Bewährungsstrafe. Was eine Verurteilung für Konsequenzen in Bezug auf seinen Aufenthaltsstatus in Deutschland hat, muss die kommunale Ausländerbehörde entscheiden.

Sein Kanal im Videoportal „TikTok“ ist inzwischen nicht mehr erreichbar, allerdings hat er noch ein Profil bei dem russischen Netzwerk „VK“. Dort zeigt er in einem Video auch Papiere zu den polizeilichen Ermittlungen gegen ihn in die Kamera. Demnach hält er sich seit dem vergangenen Sommer in Deutschland auf. Seitdem habe er sich immer mehr auf die Seite Russland geschlagen, seine bekannten sozialen Kontakte hätten sich von ihm abgewandt, heißt es in den Schreiben.

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