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Noch ist unklar, ob die Potsdamer Filiale gerettet wird.

© Ottmar Winter

Potsdamer Karstadt 2.0: Stadt will Konzern im Dezember Vorschlag vorlegen

Oberbürgermeister Mike Schubert hält Ideen aus Kassel für übertragbar auf Potsdam. Der Karstadt-Neuausrichter Thulfaut findet: Das Warenhaus muss wieder überraschen.

Ein Service-Point der Stadt und mehr Dienstleistungen: Vor rund 100 Vertretern von Handel, Verwaltung und Politik hat Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Donnerstag erste Grundzüge eines möglichen neuen Konzepts für die Potsdamer Karstadt-Filiale skizziert. „Wir sollten jetzt die Zeit nutzen, um eine konkrete Potsdamer Idee zu entwickeln - damit Karstadt Galeria weiß, was wir machen wollen, wenn der Standort erhalten bleibt“, sagte Schubert bei einer Fachtagung zum Innenstadthandel in der obersten Etage des Kaufhauses in der Brandenburger Straße.

Dabei gehe es nicht darum, das Konzept aus Kassel zu kopieren. Dort hatte sich Schubert mit einer Potsdamer Delegation in der vergangenen Woche wie berichtet das modernisierte Warenhaus angeschaut. Die Idee einer Außenstelle des Bürgerservice bei Karstadt hält er jedoch für übertragbar auf Potsdam. In einem Video zeigte er, dass dafür auf einer Fläche am Karstadt-Eingang Richtung Dortustraße Platz sein könnte.

Noch bevor die Entscheidung innerhalb des Schutzschirmverfahrens des angeschlagenen Warenhauskonzerns gefallen ist, welche der Filialen in Deutschland erhalten und welche geschlossen werden sollen, will Schubert mit seiner Verwaltung und Handelsvertretern einen Vorschlag vorlegen. Ziel sei, so Schubert im Nachgang des Fachtags, im Dezember eine Ideenbeschreibung an Karstadt zu vermitteln und in Gespräche einzusteigen.

Schubert zeigt sich optimistisch

Ob eine solche Initiative den Ausschlag geben kann, den Potsdamer Standort zu erhalten, ist auch den Beteiligten nicht klar. Aber Schubert zeigte sich zuversichtlich. „Ich bin optimistisch, dass Potsdam eine gute Ausgangsposition hat“, sagte der Oberbürgermeister. „Die Situation erfordert es von uns, in den Bereichen Zusammenhalt, Zügigkeit und Verbindlichkeit noch eine Schippe draufzulegen.“ Das Karstadt-Palais habe maßgeblich zur Entwicklung der Innenstadt beigetragen und solle das auch künftig tun.

Weitere Anregungen, wie Karstadt 2.0 aussehen könnte, zeigte Engelbert Thulfaut. Er ist bei der Galeria Karstadt Kaufhof Gmbh verantwortlich für die strategische Neuausrichtung. Zwar machte Thulfaut gleich zu Beginn klar, dass seine Ausführungen „kein Präindiz für die Fortführung oder Nichtfortführung bestimmter Standorte“ sei. Nur um gleich im Anschluss die „pittoresken Fassaden“ und die „wunderbare Silhouette“ der Potsdamer Innenstadt zu loben, die sich vor den Fenstern des Veranstaltungsortes abzeichnen. In seinem Vortrag machte Thulfaut klar, wie er das Kaufhaus der Zukunft sieht. „Das Warenhaus muss wieder überraschen“, so Thulfaut. „Galeria muss ein Teil der Stadt werden.“

Engelbert Thulfaut ist bei Karstadt für die strategische Neuausrichtung verantwortlich.

© Ottmar Winter

Es gehe um das „Wellbeing“, um ein Wohlfühlerlebnis beim Einkaufen. Thulfaut wählte deutliche Worte: „Masse ist online, Auswahl ist online. Wir brauchen nicht noch mehr Töpfe, sondern müssen kuratieren.“ Die Strategie bei Karstadt habe sich gewandelt. Noch vor wenigen Jahren sei die Tendenz gewesen, möglichst alles zu zentralisieren, für alle zu entscheiden und keine Individualität zuzulassen. Davon habe sich der Konzern ein Stück abgewandt. Die neue Strategie sehe vor, die regionalen Besonderheiten aufzunehmen.

Wir brauchen nicht noch mehr Töpfe, sondern müssen kuratieren.

Engelbert Thulfaut, Verantwortlich für die Neuausrichtung von Karstadt

In Kassel gebe es neben einer Bar auf der Dachterrasse auch ein Märchenwald Grimm Museum und zur Documenta wurde eine Pop-Up-Kunst-Lounge eingerichtet. In Frankfurt richte sich eine ganze Etage speziell an asiatische Kundschaft. Diese Angebote, so Thulfaut, müsse man in den Mittelpunkt rücken, nicht irgendwo in der hintersten Ecke verstecken. Das alles diene dazu, die Relevanz und Frequenz zu steigern. Denn: „Am Ende bezahlt das Produkt die Miete.“ Ohne Umsatz geht es nicht.

Alles in einem in der Innenstadt

Was für Karstadt gilt, gilt auch für die Innenstadt insgesamt. „Ohne Konsum wird es keinen Handel geben“, so Schubert. Deshalb sei auch ein lokaler Warengutschein zum Einlösen in den Geschäften eine gute Idee. Aber eine klassische Mischung aus Handel und Gastronomie allein sei nicht mehr die Lösung. „Wir brauchen eine Innenstadt, die damit werben kann, auf engem Raum viel zu können“, so Schubert, also auch Dienstleistungen, Wohnen und Kultur. Er erwarte vom geplanten Kreativquartier zusätzliche Impulse.

Es gehe darum, nicht nur Waren zu präsentieren, sondern Angebote zu schaffen, so Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos). „Wir brauchen nicht kommerzielle Erlebnisräume, da wollen wir in den kommenden Monaten Impulse setzen.“ Geplant seien temporäre Nutzungen oder Veranstaltungen in den zwölf Seitenstraßen der Brandenburger Straße.

Eine deutliche Verbesserung der Situation erwartet Rubelt auch vom Umbau zur autoarmen Innenstadt. Zwar kam aus dem Publikum die beinahe schon obligatorische Frage danach, wo denn die Menschen dann parken sollen. Doch der Beigeordnete zeigte sich überzeugt davon, dass auf dem neu entstehenden Platz durch die weggefallenen Parkplätze beispielsweise im Holländischen Viertel neue Treffpunkte entstehen können, Außengastronomie oder Präsentationsfläche für die Händler. „Wir schaffen Raum für Neues.“

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