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Bezahlbares Wohnen ist in Potsdam Mangelware (Symbolbild).

© Frank Rumpenhorst/dpa

Update

Neue Ausschreibung, weniger Budget: Potsdamer Wohntauschzentrale wird nicht eingestellt

Zuletzt konnte man den Eindruck gewinnen, dass das Projekt eingestampft wird. Das ist aber nicht der Fall – was das Rathaus jetzt plant.

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Die Stadtverwaltung hat dem Eindruck widersprochen, sie wolle in Zeiten knapper Kassen die Wohntauschzentrale mangels Erfolges ersatzlos auslaufen lassen. Rathaussprecherin Juliane Güldner sagte den PNN jetzt auf Anfrage, man setze lediglich einen im Januar ergangenen Prüfauftrag der Stadtverordneten um, das Thema Wohnungstausch möglichst kostengünstig und unbürokratisch anzugehen.

Vor einigen Tagen hatte das Sozialdezernat eine Mitteilung verschickt, in der steht, dass die seit September 2020 bestehende Koordinierungsstelle Wohnungstausch „im Jahr 2023 letztmalig Zuschüsse“ erhält – und eine Verlängerung dieser Projektförderung nicht vorgesehen sei. Das hatten beide Potsdamer Zeitungen als Aus für die Zentrale interpretiert.

Laut der Vorlage ist ein abschließendes Prüfergebnis zu dem Projekt für Anfang 2024 vorgesehen. Es geht um ein Vorzeigeprojekt: Ziel ist es, dass Senioren mit größeren Wohnungen diese tauschen – mit Familien in kleineren Wohnungen, die wegen der Kinder mehr Platz benötigen.

Güldner sagte auf Anfrage, die Phase der Entwicklung und Erprobung des Angebots laufe Ende des Jahres aus. Die Stadt beabsichtige eine Verstetigung des Ansatzes. „Dies wird auf dem Wege der Vergabe einer entsprechenden Dienstleistung erfolgen.“ Die Ausschreibung dafür werde vorbereitet. In der besagten Mitteilung des Dezernats war nur die Rede von einer „möglichen kostengünstigen und eventuell digitalen Fortführung zum Thema Wohnungstausch“.

Die Koordinierungsstelle für den Wohnungstausch sitzt nun in der Wilhelmgalerie, Charlottenstraße 42.
Die Koordinierungsstelle für den Wohnungstausch sitzt nun in der Wilhelmgalerie, Charlottenstraße 42.

© Ottmar Winter PNN

Sprecherin Güldner sagte, im Haushalt für nächstes Jahr seien nun 124.000 Euro angemeldet – nach 175.000 Euro in diesem Jahr. Seit Frühjahr hat die Tauschzentrale bereits einen neuen gemeinsamen Standort mit der kommunalen Wohnungsberatung in der Wilhelmgalerie.

Zuletzt mehr erfolgreiche Wohnungstausche

Zuletzt hatte das von der Cottbusser „Kollektiv Stadtsucht GbR“ betriebene Projekt seine Erfolgsquote verbessern können. Wie berichtet, hatte das Büro in der Yorckstraße im Dezember 2022 – zwei Jahre nach Eröffnung – erst zwei erfolgreiche Wohnungstausche vorweisen können. Mit den niedrigen Zahlen hatte vor allem die FDP begründet, das Projekt einstampfen zu wollen.

Allerdings hatten die Verantwortlichen vor Ort um Geduld gebeten. Inzwischen seien 30 Tauschvorgänge in der Vermittlung, sagte Projektchef Joachim Faßmann den PNN jetzt auf Anfrage. Seit Anfang des Jahres seien fünf vollzogene Tausche hinzugekommen, vier weitere würden gerade vorbereitet. Pro Tausch würden so für Familien 30 bis 50 Quadratmeter frei gemacht – Wohnraum also, der nicht extra gebaut werden muss. Zuletzt hatte das Büro vor allem seine digitalen Aktivitäten deutlich verstärkt, gerade in den sozialen Netzwerken.

Allerdings gelten konkrete Tausche oft als schwierig zu vermitteln, sei es wegen nicht genehmer Wohnungszuschnitte oder Vorbehalten gegen das künftige Wohnumfeld. Diese Erfahrungen wurden auch bei einem ähnlichen Projekt im benachbarten Berlin gemacht. Der Vorstand des Forschungsinstituts Empirica, der Volkswirtschaftsprofessor Harald Simons, hatte dem Modell nach einer Vergleichsanalyse auch anderer Börsen im Bundesgebiet durchweg schlechte Ergebnisse bescheinigt: Es handele sich nur um Symbolpolitik. Ein Problem sieht Simons in der Miethöhe: Selbst wenn die Tauschenden in die jeweils anderen Verträge einsteigen dürfen, werde es für denjenigen, der sich verkleinert, nicht notwendigerweise viel günstiger.

Das vermeintliche Aus hatte bereits zu Reaktionen geführt. So hatte Ursula Zufelde als Leiterin der Arbeitsgruppe Wohnen im Alter des Seniorenbeirats in einem Schreiben an die PNN vor einem Ende des Projekts gewarnt, dessen Start noch durch Corona erschwert gewesen sei und das Zeit zur Kontaktaufnahme benötigt habe. Mit einem ersatzlosen Ende würde Geld „wirklich zum Fenster herausgeschmissen“, so Zufelde. Die Wohntauschzentrale war maßgeblich von den Potsdamer Linken durchgesetzt worden.

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