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Im neuen Museumshaus „Das Minsk“ eröffneten Anja und Dennis Fischer zeitgleich ihr Café „Hedwig“.

© Andreas Klaer

Mattheuer, Matjes und Kalter Hund : Auf einen Kaffee ins Potsdamer Minsk

Im September öffnete mit dem Museum auch das Café Hedwig im Haus - als Zugabe zur Kunst und mit regionaler Küche. Es soll Museumsbesucher ebenso wie Nachbarn ansprechen.

Der Kalte Hund friert in der Vitrine. Und wie er da so liegt, passt der Butterkekskuchen mit seinem Streifendesign allerdings ganz hervorragend zum Ort, dem neuen Café im neuen Museum Das Minsk. Alles ist geometrisch bis kantig, rechte Winkel und horizontalen Linien dominieren, in der Architektur und an dem mit Hedwig-Bollhagen-Keramik gefliesten Tresen. 

Kalter Hund geht weg wie nix

Und alles schwebt auch ein bisschen, hier am Hang, wo der Blick immer raus will auf die Stadt. Es ist eine schöne Leichtigkeit, die das „Hedwig“ auszeichnet. Ohne Mooreiche und Folklore und auch ohne Soljanka - der Schokokuchen ist derzeit die einzige Referenz an die ostdeutsche Vergangenheit des Ortes. „Die Schokolade hat heute natürlich eine andere Qualität“, sagt Anja Fischer, der Kalte Hund geht weg wie nix. Die 37-Jährige und ihr Partner Dennis Fischer, 31, sind die Geschäftsführer des Restaurants, das vor wenigen Wochen eröffnete. Die Potsdamer Gastronomen Lena Frenkel und deren Mann Sebastian Frenkel stehen ihnen als Teilhaber zur Seite. 

Wir kochen regelmäßig für die Mitarbeiter der Plattnerstiftung.

Lena Frenkel, Teilhaberin des neuen Cafés Hedwig im Minsk.

Die vier kennen sich aus der Zusammenarbeit in Lena Frenkels Theaterklause, Weinbar und dem Café Midi. Anja und Dennis Fischer arbeiteten davor unter Alexander Dressel im Bayrischen Haus. Dennis ist Koch, Anja gelernte Hotelfachfrau. Beide hatten Lust, sich mit einem eigenen Projekt selbstständig zu machen, da kam es gerade recht, dass die Plattner-Stiftung bei Lena Frenkel anfragte, ob sie nicht Lust hätte, ein Konzept für das Minsk zu schreiben.

„Wir kochen regelmäßig für die Mitarbeiter der Plattnerstiftung“, sagte Frenkel. Da wussten alle Beteiligten, dass die Chemie stimmen würde. Das alte Minsk kannte Lena Frenkel allerdings nur vage aus ihrer Kindheit. Trotzdem habe sie sich immer gewünscht, dass der Ort irgendwie weiterleben kann. „Das war eine große Auszeichnung, dass ich gefragt wurde“, sagt sie. 

Die angebotenen Gerichte werden fast alle in der Theaterklause gekocht.

© Andreas Klaer

Aus Sicherheitsgründen keine Vollküche im Minsk

Das neue Team, sechs Mitarbeiter plus Anja und Dennis Fischer, stand schnell fest, außerdem werden sie von Lena und Sebastian Frenkel tatkräftig unterstützt. Denn gekocht wird fast ausschließlich in der Theaterklause, dann frisch geliefert und für den Gast zubereitet. Aus Sicherheitsgründen konnte eine Vollküche im Minsk nicht eingebaut werden – keine Fritteuse, kein Gasherd, das geht einfach nicht in einem Museum. Aber alles andere ist da, nagelneu und großzügig angelegt. Dass sie im Erstbezug eine Küche übernehmen konnte, war für sie als Koch etwas Besonderes und hat sie sehr gefreut, sagt die neue Geschäftsführerin Anja Fischer. 

Anja und Dennis Fischer arbeiteten davor unter Alexander Dressel im Bayrischen Haus.

© Andreas Klaer

Die Karte bietet Deutsches, vor allem Regionales. Aktuell Schmorgurke mit gebeizter Lachsforelle, Beelitzer Kaninchen, Kürbissuppe. Maränenmatjes vom Stechlinsee. Als zarter internationaler Einfluss gefüllte Pies, Pastetchen mit Rehragout. Noch fremdeln die Gäste ein wenig mit dem Begriff Pie, sagen die Köche, was ein wenig schade ist, weil sie sich extra dafür eine Maschine, eine Pie-Presse, angeschafft haben. Aber die Liebe kann ja noch kommen, sagt Lena Frenkel zuversichtlich. Der Pie ist dann auch schon das Exotischste Gericht. „Es gibt sicherlich Besucher, die hier eine vornehmere Küche erwarten“, sagt Lena Frenkel. Aber Austern wird man hier vergeblich suchen. 

Dafür findet sich rustikaler Streuselkuchen und Urstromeis aus Beelitz, Kaffee der Beelitzer Rösterei Herrmann, Fassbrause und Weine aus Sachsen und Thüringen. Moderne regionale Küche auf Hedwig-Bollhagen-Geschirr für die Gäste aus aller Welt. Denn das ist ihnen schon klar, dass das Minsk Strahlkraft entwickeln wird. 

Das neuen Museumshaus „Das Minsk“ eröffnete im September.

© Andreas Klaer

Internationale Museumsgäste sind aber nur eine Zielgruppe. „Wir hoffen, dass uns viele aus der Nachbarschaft als Treffpunkt entdecken“, sagt Anja Fischer. Gastronomie gibt es am Brauhausberg bisher kaum und das Café mit den beiden riesigen Terrassen, wo irgendwo immer die Sonne scheint, kann man auch unabhängig vom Museum besuchen. Vielleicht wird es eines Tages auch Veranstaltungen wie Lesungen oder Musik geben. 

Zunächst muss sich alles etwas einspielen. Manchmal ist es rappelvoll und die Gäste stehen Schlange. Zu anderen Zeiten kann man hier in Ruhe der Kunst nachspüren – aktuell Wolfgang Mattheuer und Stan Douglas. Bei allem Charme, den das Café zeigt, bleibt deutlich, wo im Minsk die Gewichtung liegt: Nämlich in der Kunst.

Das Café ist eine wunderbare Zugabe. Getestet vom Bundeskanzler und diversen Ministern, Minsk-Architekt Karl-Heinz Birkholz kam sogar mit einer Truppe ehemaliger Kellner und Kellnerinnen auf einen Kaffee vorbei. Und auch der Hausherr machte in den letzten stressigen Tagen vor der Eröffnung hier Pause - und bestellte sich ein Bier vom Fass. 

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