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Hasso Plattner auf der Terrasse des Museum Minsk am Potsdamer Brauhausberg.

© Ottmar Winter

Kunst, Eis und Stadtgeschichte: Potsdams neues Museum Minsk ist fertig

Was sich Mäzen Hasso Plattner von seinem neuen Kunstort erhofft und wie Museumschefin Paola Malavassi die Rolle des Hauses in der Stadt sieht.

Drei sprudelnde Brunnen, viel grüner Rasen, dazu Spiel- und Fitnessgeräte: Die Terrassen am Brauhausberg unterhalb des Museums Minsk sind am Donnerstag freigegeben worden. Es wird der „zweitschönste Aufgang nach Sanssouci“ werden, zeigte sich Hasso Plattner im neuen Museum vor der Presse optimistisch.

Beim Blick von der Terrasse der Minsk-Kaffeebar namens Hedwig – benannt nach Hedwig Bollhagen, aus deren Keramikwerkstätten die Fliesen für die Wandgestaltung in Foyer, Wendeltreppe und Bar stammen - war dem 78-jährigen Software-Milliardär und Potsdam-Mäzen dann aber doch so etwas wie Bestürzung anzumerken: Denn der legendäre Blick vom früheren Terrassenrestaurant auf die Stadt wird heute vom Schwimmbad blu verstellt.

Museum Minsk am Potsdamer Brauhausberg mit dem neuen Park.

© Ottmar Winter

Vielleicht, dachte Plattner laut nach, könne die Riesenwand ja mittels Projizierung künstlerisch genutzt werden. „Wenigstens die Garnisonkirche kann man sehen“, sagte er.

Hier sollen auch neue Erinnerungen entstehen.

Stefanie Plattner, Vorständin Hasso Plattner Foundation

Das Minsk ist nach dem Barberini das zweite Museum, das die Plattner-Stiftung in Potsdam realisiert. Das Haus will seinen Schwerpunkt auf die Auseinandersetzung mit Kunst aus Ostdeutschland legen, soll aber auch ein Ort der Begegnung und des Austausches werden. „Wir hoffen, dass die Leute nicht nur herkommen, um sich hier die Kunst anzugucken, sondern auch diesen Park nutzen“, sagte Plattner: „Dass die Kinder hier spielen in den Brunnen und dann anschließend auf der Terrasse ein Eis essen.“ Seine Tochter Stefanie Plattner, bei der Stiftung verantwortlich für das Projekt, brachte es so auf den Punkt: „Hier sollen auch neue Erinnerungen entstehen.“

Performance-Künstler Olaf Nicolai (l.) mit Museumsdirektorin Paola Malavassi (M.) und dem kanadischen Fotograf Stan Douglas (r.).

© Manfred Thomas

Wie teuer vielen Potsdamer:innen die Erinnerungen an das 1977 eröffnete Haus sind, merkte das Team um die Gründungsdirektorin des Museums Paola Malavassi nicht nur an der Nachfrage nach den Gratistickets für das Eröffnungswochenende: Die 3200 Karten waren innerhalb eines Tages vergriffen.

Zuvor hatten sich auf einen Zeitzeugen-Aufruf hin bereits viele frühere Gäste mit ihren Geschichten und Fotos gemeldet, unter anderen Restaurantchef Rolf Wienecke mit alten Speisekarten und dem Pachtvertrag oder Thomas Ruppel, der hier jahrelang als „Schallplattenunterhalter“ auflegte. Am Eröffnungswochenende am 24. und 25. September wird er dies wieder tun.

Das Terrassenrestaurant Minsk mit seinen Brunnen zu DDR-Zeiten.

© Repro: PNN

Der so zusammengetragene Erinnerungsschatz soll digitalisiert und bearbeitet werden und künftig in Form von Audiogeschichten auf der Homepage abrufbar sein, sagte Museumschefin Malavassi den PNN - inspiriert auch von der Arbeit von vier FH-Studierenden, die noch vor dem Einstieg der Plattner-Stiftung in einem Hörstück namens „Mein Minsk“ Erinnerungen an das zwischenzeitlich dem Untergang geweihte Haus festgehalten hatten.

„Das war mein erstes Fenster zur Bedeutung des Minsk“, sagt Malavassi. Eine der damaligen Macherinnen arbeite mittlerweile im Haus. „Wir setzen bei der Geschichte des Hauses an und möchten die Erinnerungen daran lebendig halten“, betont sie. „Nur so kann es gelingen: mit Umsicht, Zuhören und der Bereitschaft, andere reden zu lassen.“

Blick in die Ausstellung mit Fotografien von Stan Douglas im Potsdamer Museum Minsk.

© Ottmar Winter

Auch mit anderen Institutionen in der Stadt will sie künftig den Austausch pflegen: Beispielsweise werde sie mit einem Lehrauftrag an der Fachhochschule den Studierenden vermitteln, wie ein Museum wie das Minsk entstanden ist. Auch Kooperationen mit dem Filmmuseum und der Galerie Kunstraum am Waschhaus seien angedacht.

Rund 90
Gemälde ostdeutscher Künstler umfasst die Plattner-Sammlung

Künstlerisch kann das Minsk - wie schon das Barberini - mit der Plattner-Sammlung einiges in die Waagschale werfen: Rund 90 Gemälde ostdeutscher Künstler umfasse seine Sammlung, sagte Plattner am Donnerstag. Hinzu kämen die Skulpturen.

„Mann mit Maske/Gesicht zeigen“ von Wolfgang Mattheuer vor dem Minsk.

© Ottmar Winter

Eine davon hat jetzt auf der Terrasse vor dem Minsk seinen neuen Platz gefunden: „Mann mit Maske/Gesicht zeigen“ von Wolfgang Mattheuer - ein Pendant zu Mattheuers „Jahrhundertschritt“ vor dem Museum Barberini. Mit der Mattheuer-Schau „Der Nachbar, der will fliegen“ und Stan Douglas’ Fotografien aus Potsdamer Schrebergärten in den 1990er Jahren eröffnet das Museum. „Es ist nicht der Schlossgarten, sondern der Schrebergarten, der hier gefeiert wird“, sagt Museumschefin Malavassi.

Das Minsk wird eine ähnliche Strahlkraft entwickeln wie das Barberini - wenn auch auf anderer Ebene, sagt der Galerist Gerd Harry Lybke den PNN. Von der Offenheit des Ortes zeigte sich der in Babelsberg lebende Kunsthändler, der unter anderem Neo Rauch entdeckt hat, begeistert: „Fast nebenbei“ komme man in Berührung mit Kunst. Lybke ist dem Minsk durch den von ihm vertretenen Künstler Olaf Nicolai verbunden. Der in Halle geborene Künstler hat ab dem 22. Oktober für 20 Tage einen mittäglichen „Hausputz“ im Minsk vor: Schauspieler sind dann im Haus mit einem Besen unterwegs - „und da geht einem einiges durch den Kopf“, sagt Nicolai den PNN.

Schriftstellerin Julia Schoch im Potsdamer Museum Minsk.

© Manfred Thomas

Den frischen Blick und den frischen Wind, den das Museum in die Stadt bringt, lobte die renommierte Potsdamer Schriftstellerin Julia Schoch: „Das versöhnt mich mit der sonstigen Retro-Piefigkeit der Stadt“, sagt sie den PNN.

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