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Bafta-Preis für Potsdam-Film: Luxus-Dinner unter Panzersperren

Nur ein Bafta-Preis für Steven Spielbergs in Potsdam gedrehten Agentenfilm „Bridge of Spies“: Für den Babelsberger Filmausstatter Bernhard Henrich war die Preis-Gala und das Wochenende in London trotzdem ein Erlebnis.

London/Potsdam - Die Favoritenrolle konnte der Film letztlich nicht in Preise ummünzen: Bei den britischen Filmpreisen Bafta erhielt Steven Spielbergs Agententhriller „Bridge of Spies“ am Sonntagabend bei neun Nominierungen nur einen Bafta. Mark Rylance wurde bei der Gala in der Royal Opera in London als bester Nebendarsteller geehrt. Rylance spielt in dem Film, der die Geschichte hinter dem ersten Agentenaustausch auf der Glienicker Brücke im Februar 1962 erzählt, den Sowjet-Spion Rudolf Abel.

Die Baftas gelten als zweitwichtigster Filmpreis und Barometer für die Oscar-Verleihung

Rylance konnte den Preis wegen eines Broadway-Engagements nicht persönlich entgegennehmen, stattdessen trat Spielberg auf die Bühne und verlas die Dankesworte des Schauspielers. Der zweite Bafta-Favoritenfilm – das Liebesdrama „Carol“ – ging trotz neun Nominierungen sogar leer aus. Gewinner des Abends waren der Westernthriller „The Revenant“ mit Leonardo DiCaprio, der unter anderem die Preise für den besten Film, die beste Regie und den besten Hauptdarsteller gewann. Ebenfalls erfolgreich war das Endzeitspektakel „Mad Max – Fury Road“, das unter anderem für Kostüme und Make-Up geehrt wurde und sich beim Szenenbild vor „Bridge of Spies“ durchsetzen konnte.

Für den deutschen Set Decorator Bernhard Henrich, der gemeinsam mit seinen Kollegen Adam Stockhausen und Rena DeAngelo für „Bridge of Spies“ nominiert war und auch bei den Oscars im Rennen ist, war das Wochenende in London dennoch ein Erlebnis. „Das sind Eindrücke, die wird man nicht vergessen“, sagte er den PNN noch merklich euphorisiert am Montag am Telefon: „Das ist eine Belohnung für das ganze berufliche Leben.“

Filmausstatter Henrich: "Eine Belohnung für das ganze berufliche Leben"

Für den gebürtigen Saarländer, der sich vom Schaufensterdekorateur zum Filmausstatter für Hollywood-Produktionen hochgearbeitet hat und der seit 1993 immer wieder im Studio Babelsberg arbeitet, begann das Wochenende schon am Samstagabend königlich: bei einer Party für alle Nominierten im Kensington Palace. „Einfach toll“, schwärmte Henrich: „Da hat Lady Di gelebt – man geht mit so einer Ehrfurcht hinein!“

Im gigantischen Party-Saal beeindruckte ihn nicht nur die Einrichtung – die mit knallroten Stofftapeten bespannten Wände und die mit Rosen behängten weißen Bäume, die zur Dekoration aufgestellt waren. „Und dann steht man da mit all den Stars rum – Kate Winslet, Penelope Cruz“, erzählt Henrich.

"Zwei Sitze weiter DiCaprio, auch Kate Winslet hat kurz gegrüßt"

Zur Preis-Gala am Sonntagabend sei er entspannt gegangen: „Ich hatte keine feuchten Hände.“ Chancen habe er sich nicht ausgerechnet, da „Bridge of Spies“-Szenenbildner Stockhausen schon 2015 für den Babelsberg-Film „The Grand Budapest Hotel“ vielfach geehrt worden war. „Ich hatte auch keine Rede vorbereitet“, sagt Henrich. Trotzdem ging es vor dem Gang über den roten Teppich in die Maske, wurden die weißen Haare in Form geföhnt, das Gesicht gepudert.

Gleich hinter Spielberg kamen die Henrichs zu sitzen: „Zwei Sitze weiter DiCaprio, auch Kate Winslet hat kurz mal gegrüßt“, sagt der 63-Jährige: „Man denkt, man träumt.“ Spielberg habe sich nochmals bei ihm bedankt, auch mit den Produzenten sei er ins Gespräch gekommen: „Das sind für mich ja die wichtigeren Leute.“

Deko aus Panzersperren und Stacheldraht beim Gala-Essen

Nach der Gala kam das Gala-Essen – „wahnsinnig luxuriös“, sagt Henrich. Der Clou: thematisch dekorierte Tische für alle Filmteams. Zwei Meter hoch türmte sich die Deko aus Panzersperren und Stacheldraht am „Bridge of Spies“-Tisch, schätzt Henrich. Bis zwei Uhr morgens wurde gefeiert. Noch am Nachmittag ging der Flieger zurück nach Berlin. In einer Woche fliegt Henrich nun nach Los Angeles. Dort geht es am 28. Februar um den Oscar – den höchsten Preis der Filmbranche.

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