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Mitarbeiter der Firma Sontec GmbH montieren Photovoltaikmodule auf dem Dach eines Wohnhauses.

© dpa / Marijan Murat

Kreativ werden für Klimaneutralität: Potsdam muss schneller weg vom Erdgas

Potsdam hat seine selbstgesteckten Klimaziele für 2020 zwar erreicht - aber dabei spielte auch Corona eine Rolle. Die Stadt muss besser werden.

Ein Kommentar von Jana Haase

Potsdam liegt mit seinen Klimazielen im Plan - noch. Die städtische Koordinierungsstelle Klimaschutz mahnt aber mehr Tempo an. Denn, dass die Landeshauptstadt für 2020 unterm Strich gut dasteht, hat mit der Pandemie und Wetter-Effekten zu tun. Beides sind keine Faktoren, auf die man langfristig bauen kann.

Erdgas ist für Potsdam vom Erfolgsmodell zum Problem geworden

Zum großen Problem hat sich die Abhängigkeit vom Erdgas in der Strom- und Wärmeerzeugung entwickelt. Zur Erinnerung: Dass Potsdam 1995 das Heizkraftwerk Süd in Betrieb nahm und von Kohle zu Gas wechselte, war - und ist bis heute - auch der größte Schritt der Stadt in Richtung Klimaschutz. Potsdam konnte seine Treibhausgasemissionen dadurch um mehr als 70 Prozent senken.

Der Weg weg vom Gas wird komplizierter - ist jetzt aber entscheidend, wie auch schon der Klimarat angemahnt hat. Tatsächlich steht Potsdam bei der Wärmewende, also dem Umstieg auf Erneuerbare Energien für die Wärmeerzeugung, im Landesvergleich schlecht da.

Zwar bereitet der städtische Energieversorger EWP gerade eine erste Probebohrung für tiefe Geothermie in der Heinrich-Mann-Allee vor. Eine Gesamtlösung wird das aber auch im Erfolgsfall nicht. EWP-Chef Eckard Veil hat das Potential für Erneuerbare Energien für die Fernwärme in Potsdam unlängst auf maximal 50 Prozent geschätzt, beim Strom noch weniger.

Das macht die Herausforderung deutlich: Es gibt nicht mehr den einen großen Schritt hin zur Klimaneutralität. Es geht um viele kleine Schritte. Das ist anstrengend. Neben Strom und Wärme ist der Verkehr der dritte große Verursacher von Potsdams Treibhausemissionen - auf jeden Sektor entfällt laut Klimabericht etwa ein Drittel des Gesamtausstoßes.

Diskussionen und neue Abwägungen sind nötig: Wie schafft man schneller die Voraussetzungen für eine autoarme Stadt? Wie überzeugt man Wohnungseigentümer für die Wärmewende? Wie bringt man Denkmalschutz und Solaranlagen in Einklang? Wo gibt es Potentiale für Erneuerbare - oder fürs Energiesparen? Potsdam muss kreativ werden.

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